Wolle aus dem Kupferkessel
Ein Beitrag von Anette Sigler (Freie Waldorfschule Kassel)
In unserer Färbeküche stehen noch große, alte Kupferkessel. Zu Beginn der Pflanzenfärberei an unserer Schule wurde in diesen Kesseln gelegentlich Wolle für den Handarbeitsunterricht gefärbt. Heute machen wir das in Einkochautomaten - wir färben so viel, dass es gut ist, wetter- und jahreszeitenunabhängig drinnen in der Färbeküche arbeiten zu können. Aber mal mit Schülern auf offenem Feuer im Sommer Schulwolle färben - das wäre doch was! Eine Mutter aus der 3b des letzten Schuljahres, Frau Oliv-eira-Holzkamp, konnte sich für diese Idee ebenfalls begeistern und machte aus unserer Anfrage eine Einladung in ihren Garten...
Es traf sich gut, dass im Schulgarten schon üppig das Färberkamillefeld blühte. Die Kinder der 3b zupften so viele Blüten, dass wir damit dann gute drei Kilo Wolle färben konnten an einem der letzten sehr sommerlichen Tage des vergangenen Schuljahrs:
Am Färbeplatz angekommen: Das Wasser kocht schon! Herr Holzkamp hatte für unseren Kessel einen kleinen Aufbau aus Betonsteinen gebaut und Frau Holzkamp schon am frühen Morgen das Holzfeuer entzündet.
Alle füllen die Färbekamille nach und nach in den Kessel.
Dann kommt die Wolle, jedes Kind legt seinen Strang in die Farbflotte.
Gelegentlich muss umgeschichtet werden - aber Vorsicht, dass die Wolle nicht verfilzt!
Während die Wolle so „vor sich hin färbt", gibt es je nach Geschmack genug anderes zu tun:
Die einen handarbeiten,
... die anderen spielen Karten.
Endlich kann die Wolle herausgeholt werden!
Jeder Strang wird ausgeschüttelt (die Blüten verteilen sich im Garten) ...
und anschließend in der „Waschstraße" gewaschen.
Zu zweit wird ausgewrungen ...
... und die gelbe Pracht schließlich zum Trocknen aufgehängt.
Im nächsten Schuljahr haben wir auf jeden Fall ausreichend goldgelbe Wolle zum Stricken, Sticken und Weben!
Der Rest des Waschwassers findet zum Schluss noch eine sinnvolle Verwendung.
Nach dem Aufräumen wird uns allen ein Glas Limonade serviert. Da geht sich der Rückweg zur Schule ganz von alleine. Einen herzlichen Dank an Familie Holzkamp für ihre große Gastfreundschaft!