Handwerkertage in der Mittelaltersiedlung Adventon

Ein Beitrag von Maria Egger (Freie Waldorfschule Augsburg)

Im Herbst 2008 fuhr ich mit einer Kollegin in die Mittelaltersiedlung nach Adventon, denn wir beide haben in unserer Klasse Kinder einer Familie, die sich dort sehr engagiert. Wir hatten eine genaue Wegbeschreibung - es liegt bei Osterburken zwischen Heilbronn und Würzburg - und aus den Erzählungen unserer Schüler eine ungefähre Vorstellung von dem, was uns dort erwartete - ein Gelände um ein ehemaliges Gutshaus, auf dem mit Techniken und Werkzeugen, wie sie im Mittelalter gebräuchlich waren, ein Dorf aufgebaut werden sollte, in dem diese längst vergangene Epoche lebendig werden kann.

 

Wie in einer Zeitreise

Dort angekommen hatten wir das Gefühl, eine Zeitreise gemacht zu haben. Der Geruch von Feuer und Rauch lag in der Luft, es gab keine befestigten Straßen, keine Autos, keinen Maschinenlärm, Menschen in altertümlichen Kostümen zogen ihre Habseligkeiten in hölzernen Karren hinter sich her oder gingen ganz unterschiedlichen Beschäftigungen und Handwerken nach - der Schmied glühte sein Eisen und formte Halterungen für Laternen, die Töpferin ließ Tongefäße entstehen, die Spinnerin drehte den Wollfaden, aus dem sie später ein Tuch weben wollte, der Köhler bewachte seinen rauchenden Meiler, ... Es herrschte ein reges und geschäftiges Leben zwischen den bereits fertigen oder noch im Bau befindlichen verschieden- und fremdartigen Häusern. Auch die Tiere auf den Weiden um das Dorf stammten teilweise aus einer vergangenen Zeit, denn sie waren aus alten Rassen nachgezüchtet worden.

Als wir nach dem Rundgang im alten Gutshaus bei Kaffee (aus einer ganz und gar nicht mittelalterlichen Kaffeemaschine!) und Kuchen unsere Eindrücke sortierten, wurde mir klar, dass dies die ideale Umgebung ist, um den Kindern in der 3. Klasse die alten Handwerke möglichst authentisch näher zu bringen.

Ich stellte diese Idee im Elternabend vor und bekam sofort nicht nur das Einverständnis, diese Fahrt machen zu dürfen, sondern auch die Zusage von mehreren Müttern und Vätern, die mitkommen wollten.

So konnte unsere Unternehmung im Juni dieses Jahres starten. Ich hatte mich dafür entschieden, dass die Kinder einen Kohlenmeiler bauen und löschen, Lehm stampfen und daraus Ziegel für unser Haus formen, ein Seil drehen und einen großen Wandteppich filzen sollten.

 

 

Folgendes wussten meine Kinder anschließend zu berichten:

Sie schilderten in kleinen Aufsätzen ihre Eindrücke und Erfahrungen, die ich hier zusammenfasse:

Schon beim Aufstehen wusste ich, dass heute ein ganz besonderer Tag beginnt. Um 8:30 Uhr sammelte uns der Bus mit Sack und Pack vor der Schule ein. Unsere dreitägige Klassenfahrt begann! Wir alle freuten uns so, dass wir nach Adventon fahren durften! Nachdem wir angekommen waren, begrüßte uns ein Mann und zeigte uns die Holzkarren, in denen wir unser Gepäck zum Zeltplatz hochfahren sollten. Als alle Zelte aufgebaut und eingerichtet waren, machten wir Brotzeit, dann wurden wir in vier Gruppen eingeteilt. Meine Gruppe baute zuerst mit Herrn Lauerer einen Kohlenmeiler auf und drehte dann mit dem Seiler ein Seil. Bei einem Rundgang, bei dem uns Frau Lauerer durch das ganze Gelände führte, sahen wir Soey-Schafe, die ein ganz weiches Fell haben. Es gibt auch ein Wikinger-Haus, darin ist es im Winter warm und im Sommer kühl. In einem Langhaus war in der Mitte eine Feuerstelle, im Obergeschoss schliefen die Hühner. Nach dem Abendessen wurde ein Schaf geschoren und ich durfte dabei helfen!

Am zweiten Tag sind wir nach dem Frühstück zu unserem Arbeitseinsatz gegangen. Zuerst filzten wir einen Teppich. Wir suchten bunte Wollflocken aus und legten sie auf ein großes Stück weiße Wolle, bis es ganz bedeckt war. Jetzt mussten wir die Wolle mit heißem Seifenwasser besprenkeln. Als Fransen nahmen wir die Wolle von dem Bock, den wir am Abend vorher geschoren hatten. Wir legten eine Plane darüber und stampften und trampelten mit bloßen Füßen darauf herum. Dann mussten wir das Ganze um einen Stamm wickeln und an langen Seilen über die Wiese ziehen, damit der Teppich schön fest wurde. Jetzt musste er nur noch trocknen!

Wir gingen nun zur Lehmgrube. Wir stiegen barfuß hinein und stampften Lehm, Sand, Wasser und Stroh zu einer weichen, geschmeidigen Masse. Das machte mir am meisten Spaß! Wir füllten den Lehm aus der Grube in einen großen Behälter. Wir wuschen kleine und größere Formen aus und füllten den Lehm hinein. Dann machten wir unsere Hände nass und strichen den Lehm glatt. Zum Schluss entfernten wir die Formen und stellten das Brett mit den Ziegeln an die Sonne zum Trocknen.

Am Abend machten wir eine Fackelwanderung durch das Dorf und sangen am Lagerfeuer.

Am Tag unserer Abreise wurden wir durch Regen geweckt. Er half uns beim Ablöschen des geöffneten Meilers, von dem jeder einen Sack Kohle mitnehmen durfte. Vorher aber mussten wir noch unsere Rucksäcke und Koffer packen, die Schlafsäcke in die Hülle stecken und die Isomatten zusammenrollen. Die Papas und Herr Kamolz bauten die Zelte ab und brachten alles mit Holzkarren zum Bus. Wir machten noch ein Abschluss-Foto und um 13:30 Uhr fuhren wir los. Pünktlich um 17:00 Uhr waren wir wieder bei der Schule.

Das waren drei wunderschöne Tage!

 

Adventon

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