Mein Drachen

Endlich Wind und Wolkentreiben!
Heute soll mein Drachen steigen
steil empor, so hoch es geht,
seht, wie toll der Wind heut’ weht.
Kurzer Lauf, schon ist er oben,
hebt sich steil empor vom Boden,
lustig schaukelt er im Tanz,
ebenso sein langer Schwanz.
Und nun elegant im Bogen
einen Kreis nach rechts gezogen.
Bravo, Drachen! Doch nun kreise
links herum in gleicher Weise.
Donnerwetter, das ging gut,
dieser Drachen, der hat Mut!
Tücht’ger Wind, ich muss dich loben,
immer nur so weiter toben,
das gefällt dem Drachen prächtig,
zieht an seiner Schnur gar mächtig.
Er will hoch und höher steigen
und am liebsten droben bleiben.
Was kann er dort alles sehen,
in die fernste Ferne spähen,
wünscht den Wolken: Guten Tag!
spielt mit Vögeln Schabernack.
Liebt sie tüchtig zu erschrecken,
wenn sie ihre Hälse recken,
um ihm ins Gesicht zu starren,
lacht sie aus, die armen Narren.
Wird der Wind am Abend matt,
sinkt mein Drachen still herab,
hat nach diesem langen Flug
von der Fliegerei genug.

Hans Harress