Geschichte der Negro Spirituals und der Gospel Songs
Die Geschichte der Gospels ist stark mit der Geschichte der Afro-Amerikaner gekoppelt. Hier gibt es drei wichtige historische Meilensteine:
1865: Abschaffung der Sklaverei
1925: die schwarze Renaissance
1985: der erste Martin-Luther-King Tag
Vor 1865
Beinahe alle der ersten Afrikaner, welche die Neue Welt erreichten, waren Sklaven. Sie kamen von verschiedenen Regionen der afrikanischen Westküste.
Sie mussten in den Städten oder in der Landwirtschaft arbeiten. Einige Christen versuchten gegen die Sklaverei anzugehen, die Sklaven durften sich wenigstens zu Gottesdiensten zusammenfinden. Die Sklaven auf den Plantagen pflegten bei den Gottesdiensten in den Kirchen oder den “praise houses” zu Singen und zu Tanzen. Die, als heidnisch verdächtigten, Trommeln wurden den Sklaven verboten. Die rhythmische Begleitung wurde das Klatschen und das mit den Füßen stampfen.
Zu den kirchlichen Treffen für Gottesdienste gab es auch geheime Treffen (“camp meetings”, “bush meetings”) um gemeinsam Freud, Leid und Hoffnungen zu teilen.
Auf solchen Treffen auf dem Lande hörten Tausende von Sklaven herumziehende Prediger und sangen Spirituals über mehrere Stunden. Die ersten Spirituals des späten 18ten Jahrhunderts nannten sich “corn ditties” ("Mais-Liedchen"). In den ländlichen Gebieten wurden die Spirituals zumeist außerhalb der Kirchen gesungen. In den Städten wurde Mitte des 19ten Jahrhunderts von der protestantischen City-Revival Bewegung ein neues Lied-Genre kreiert, das in den Zelten für ihre Wiedererweckungstreffen zum Mitsingen einlud. In den Kirchen sang man Hymnen und Psalmen während der Gottesdienste. Einige wurden auf typisch afro-amerikanische Weise verändert, sie hießen “Dr Watts”.
NEGRO SPIRITUALS und WORK SONGS
Während der Sklaverei und auch später war es den Arbeitern erlaubt bei der Arbeit zu singen. Dadurch gelang es den Arbeitsablauf besser zu koordinieren. Gefangenen sangen einen Ketten-Gang ( “chain gang”) bei der Arbeit an den Straßen. Einige Sklaventreiber ( “drivers”) erlaubten den Sklaven auch stille Lieder ( “quiet songs”) zu singen, solange diese sich nicht gegen die Sklaverei wendeten. Diese Lieder dienten der Aufmunterung oder dem Ausdruck von Gefühlen.
Während die “work songs” nur von dem täglichen Leben der Sklaven handelte, waren die Spirituals von der Botschaft von Jesus Christus und seiner Guten Nachricht in den Evangelien ( Gospel ) inspiriert. Sie unterschieden sich von den herkömmlichen Kirchenliedern in der Art wie sie das gemeinsam empfundene harte Schicksal der Sklaverei widerspiegelten.
Viele Sklaven versuchten in ein freies Land ( “free country” ) in Amerika ohne Sklaverei zu fliehen. Die Sklaverei machte es notwendig, bestimmte Dinge nicht offen auszusprechen. In der verschlüsselten Sprache der Sklaven hießen die Gebiete ohne Sklaverei: “my home” oder “Sweet Canaan”, “the Promised Land”. Diese Land war auf der nördlichen Seite des Ohio, den man in der verschlüsselten Sprache “Jordan” nannte. Eine Fluchthilfeorganisation, die "Underground Railroad” half den Sklaven zu entkommen.
NEGRO SPIRITUALS und die UNDERGROUND RAILROAD
Die Underground Railroad (UGRR) half Sklaven zur Flucht in ein freies Land. Ein Flüchtling konnte verschiedene Wege wählen. Diese Wege wurden in verschiedenen Spirituals verschlüsselt erwähnt. Dadurch wurden die Spirituals auch zu einem Ruf nach Freiheit (“Steal Away”). Die Flüchtlinge wateten (“waded”) durch Wasser um die Hund abzuschütteln (“Gospel: Wade in the Water”). Sie mußten nachts mit Lampen oder im Mondlicht gehen. Oder man sprang als blinder Passagier auf eine Kutsche (“Swing Low, Sweet Chariot”). Eine bekannte entkommene Sklavin war Harriet Tubman, die in der Underground Railroad den Kodenamen Moses bekam (“Go down, Moses”)
Zwischen 1865 und 1925
Die Sklaverei wurde 1865 abgeschafft. Einigen Afro-Amerikanern wurde es erlaubt, auf Schulen und Universitäten zu lernen. Die Fisk-Universität war eine der ersten schwarzen Universitäten in Nashville (Tennessee). Um die Institution finanziell zu unterstützen, wurden Musikgruppen gegründet, die in der ganzen Neuen Welt und in Europa Negro-Spirituals sangen (Fisk-Jubilee-Singers).
Die meisten Afro-Amerikaner wollten, kurz nach der Abschaffung der Sklaverei, nicht mehr durch Negro-Spirituals an ihre harten Zeiten erinnert werden. Gegen Ende des 19ten Jahrhunderts bildeten sich neue Kirchen in den USA, in denen die Traditionen der schwarzen “praise houses” mit in die Hände klatschen und mit den Füßen stampfen weiter geführt wurden.
Etwa zu dieser Zeit begannen sich auch Komponisten und Textdichter mit den Spirituals zu beschäftigen. Die bislang ohne schriftliche Fixierung überlieferten Songs wurden neu arrangiert und einige Songs bekamen sogar ein Copyright.
Zwischen 1925 und 1985
In den 20er Jahren des 20ten Jahrhunderts entstand eine poetische und musikalische Bewegung der Schwarzen in Amerika, die als Black Renaissance bezeichnet wird.
Zum ersten Mal besannen sich die Afro-Amerikaner ihrer Geschichte, ihrer Werte und Traditionen. Die historischen Bezüge von Spirituals wurden stärker betont und die Art und Weise des Singens und der Interpretationen verbessert.
Die fortwährende Verbesserung der Spirituals gebar einen neuen Typ von christlichen Songs. Inspiriert von der Bibel (besonders von den Evangelien) und dem täglichen Leben wurden sie Gospel-Songs genannt. Thomas A. Dorsey war der erste Komponist solcher Gospels. Man nennt Dorsey den Vater der Gospel-Music.
Auf diesem Wege wurden Gospels auch im Norden der Vereinigten Staaten von Amerika populär. Zwischen 1915 und 1925, wurden Gospels auch an anderen Orten als Kirchen aufgeführt. Gospel eroberte Theater und Konzerthallen. In den 50ern und 60ern, während der Bürgerrechtsbewegung wurden einige Spirituals sehr bekannt. “We Shall Overcome” und “This Little Light of Mine” sind Beispiele dazu.
Nach 1985
Der erste Dr Martin Luther King`s Tag wurde 1985 gefeiert. Der Tag wurde Nationalfeiertag im Jahr 1992. Die afro-amerikanische Bevölkerung wurde Teil der US-Amerikanischen Nation. Schwarze Geschichte und Kultur bekamen offizielle Anerkennung und Gospels werden zu allen möglichen Ereignissen aufgeführt.