Sirius - Glanzpunkt des Fixsternhimmels

Sirius ist der hellste Stern am Himmel und deshalb relativ leicht zu finden, man muss nur am Oriongürtel links herunterschauen. Sirius' Leuchtkraft ist 25-mal so hoch wie die unserer Sonne. Sein Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie "verbrennen". Er ist Hauptstern des Sternbildes Großer Hund, welches den großen Jagdhund des Orion repräsentiert. An Winterabenden sieht man ihn am Abendhimmel in einem grellen, blauweißen Licht funkeln. Nur die Planeten Venus und Jupiter sowie gelegentlich Mars übertreffen Sirius an Helligkeit. In unseren Breiten erreicht Sirius nie große Höhen über dem Horizont. Daher sieht man ihn durch die großen Luftschichten hindurch oft unruhig flacken. Manchmal schillert er in allen Farben des Regenbogens - ein auffälliges Schauspiel.

Schon im Altertum fand er wegen seiner Strahlkraft besondere Aufmerksamkeit. Im antiken Griechenland hieß er der Strahlende oder Flammende. Davon abgeleitet ist die heutige Bezeichnung Sirius. Die Araber nannten ihn Al Shira, den hell Scheinenden.

 

Im alten Ägypten

Sirius spielte bei den Ägyptern eine wichtige Rolle. Vor 5.000 Jahren, in der Blütezeit der ägyptischen Kultur, erschien Sirius immer am Tag der Sommersonnenwende, Ende Juni, direkt über dem Horizont, kurz vor Sonnenaufgang. Wurde er gesichtet, wusste man, dass es bis zur Nilüberschwemmung nicht mehr lange dauern konnte. Das Wunder der Flut begann mit großer Regelmäßigkeit Anfang Juni in Assuan, einen Monat später in Unterägypten. Die Zeit, in der der Nil über seine Ufer trat, war in dem von allen Seiten mit Wüste umgebenen Land von existentieller Bedeutung.

Die Ägypter verehrten Sirius als Geist des Flusses und sagten anhand seines Aufgehens das Hochwasser voraus. Heute erscheint Sirius bei uns erstmals im August kurz vor Sonnenaufgang (und wird dann bei aufgehender Sonne unsichtbar). Aber eigentlich ist er ein Winterstern, der in der kalten Jahreszeit abends und die ganze Nacht hindurch am Himmel zu finden ist. Wird es dunkel, ist Sirius der erste Stern, den man am Dämmerungshimmel entdecken kann (wenn er dann schon über dem Horizont steht, also aufgegangen ist).

Aus der Beobachtung der Siriusaufgänge ermittelten die alten Ägypter auch die Länge eines Sonnenjahres. Ihr Kalenderjahr hatte ursprünglich zwölf Monate zu je dreißig Tagen sowie fünf angehängte Zusatztage, macht zusammen 365 Tage. Dabei fiel ihnen das immer spätere Erscheinen des Sirius am Morgenhimmel auf. Erfolgte der Siriusaufgang beispielsweise zu Jahresbeginn am 1. Toth (erster Monat im ägyptischen Kalender), so erschien vier Jahre später Sirius erst am 2. Toth, nach acht Jahren am 3. Toth usw. Nach 1461 Jahren fand der Siriusaufgang dann wieder am 1. Toth statt. Die Zeitspanne von1461 ägyptischen Jahren = 1460 tropischen Sonnenjahren nennt man eine Sothisperiode. Da der Jahresanfang im ägyptischen Kalender somit durch alle Jahreszeiten wandert, so spricht man auch vom ägyptischen Wanderjahr. Die Ägypter zogen aus der Verspätung des Siriusaufgangs den richtigen Schluss, dass ein Sonnenjahr um einen Vierteltag länger ist als 365 Tage. Um diesen Umstand gerecht zu werden, ordnete König Ptolemäus III. Euergetes im Jahre 238 vor Christus im berühmten Edikt von Kanopus an, dass alle vier Jahre ein sechster Zusatztag am Jahresende anzuhängen sei. Damit war das Schaltjahr erfunden. Allerdings setzte sich das Schaltjahr gegen den energischen Widerstand der ägyptischen Priester nicht durch. Erst der römische Feldherr Gaius Julius Caesar führte es nach seinem Besuch bei Kleopatra in Ägypten in Rom ein, als er als Pontifex maximus (oberster Priester) den in Unordnung geratenen römischen Kalender reformieren musste.

Auch die Darstellung von Sirius und den Umgebungssternen als Hundekopf geht auf die Ägypter zurück. Sie sahen in Sirius zeitweilig ihren Gott Anubis, der mit einem Schakal- oder Hundekopf abgebildet ist. Anubis ist Herrscher über die Zeit. Er geleitet auch die Seelen der Verstorbenen ins Totenreich. Der Hundekopf wurde zum Symbol für Sirius.

Auf den Frühaufgang des "Hundssterns" Sirius geht auch unser Begriff "Hundstag" für die heiße Jahreszeit zurück. Schon der griechische Philosoph Geminus erwähnt, dass nach dem Aufgang von Sirius am Morgenhimmel die jahreszeitlich bedingte Hitze am größten ist. Geminus weist auch darauf hin, dass Sirius nicht die Ursache der Hitze sei, sondern er rein zufällig in der heißen Jahreszeit mit der Sonne gemeinsam aufgeht.