Tharr - die Große Indische Wüste

Die Thar (auch Tharr oder Große Indische Wüste) ist ein Wüsten- und Halbwüstengebiet in Vorderindien im Gebiet von Rajasthan (Indien) östlich des unteren Indus. Es handelt sich zur Hälfte um eine Sandwüste, ebenfalls mit typischen Dünen.

 

Entstehung

Die Entstehung der Wüste Thar ist unter Wissenschaftlern umstritten. Manche sind der Ansicht, sie sei 4.000 bis 10.000 Jahre alt. Anderen zufolge begann die Aridität dieses Gebiets viel später. Demnach soll sich die Thar erst zwischen 2000 v. Chr. und 1500 v. Chr. gebildet haben, nachdem der Strom Ghaggar östlich des Indus austrocknete. Der Fluss führt heute nur noch periodisch während des Monsuns Wasser und versandet im Nordosten der Thar.

 

Wüstenform

Bei der Thar handelt es sich um eine Sandwüste, die zahlreiche dünn bewachsene Dünen hat, welche bis zu 150 m hoch werden können. Etwa 10 % der Wüste sind Wanderdünen, der Rest besteht aus festen Dünen, und Übergänge von Dünen in zu Tage tretende Felsen und Salzpfannen. Der größte Teil der Fläche ist ohne Vegetation. Gebiete, die bewachsen sind, sind allgemein von Gräsern und Sträuchern dominiert. Im Nordwesten umschließt ein Gürtel aus Dornensträuchern die Wüste.

Insgesamt fällt die Thar in die Indus-Ebene ab, die Oberfläche ist hauptsächlich nur wegen der Dünen uneben. Die höchsten Dünen befinden sich im Süden, im Norden erreichen sie nur etwa 16 m. Der Boden ist überwiegend sandig, teilweise sandig-lehmig. Der flachliegende Lehm ist schwerer und kann harte Pfannen aus Ton, Kalziumkarbonat oder Gips haben. Die Fruchtbarkeit des Bodens steigt vom Westen nach Osten hin. Wasser ist selten und tritt in 30 bis 120 m Tiefe auf.

 

Klima

Das Klima ist von extremen Temperaturschwankungen geprägt, zwischen Gefrierpunkt im Winter und bis zu 50 °C im Sommer. Strenger Frost kann im Winter der Vegetation schaden.

Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt unter 150 mm im Westen bis etwa 350 mm im Osten am Rande des Aravalligebirges. Generell ist der Niederschlag in Ausmaß und Auftreten schwankend. Fast der gesamte Regen fällt während des Südwestmonsuns in Gewitterstürmen von Juli bis September.

Die Windgeschwindigkeit verhält sich ähnlich: Während der Wind im Winter um 3 km/h weht, sind es im Mai und Juni im Schnitt 32 km/h. Im Sommer kommt es gewöhnlich auch zu Sandstürmen mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h, welche Wohngebäude mit bis zu 7 cm Sand bedecken können. Das Grundwasser ist schwer zu erreichen und verunreinigt mit Salz, daher gibt es hier keine Oasen.

 

Artenvielfalt

Wegen der vielfältigen Landschaft aus Dünen, Hügeln und Kiesebenen sind Vegetation und Tierleben ziemlich reich. So gibt es 23 Arten von Eidechsen und 25 Arten von Schlangen. Einige Arten, die in anderen Teilen Indiens stark zurückgedrängt werden, können in der Wüste gefunden werden.

Es ist beachtlich, wie diese Tiere unter solch rauen Bedingungen wie hohen Temperaturen sowie Mangel an Wasser und größerer Vegetation überleben können. Eine entscheidende Strategie ist, dass sie kleiner als ähnliche Tiere unter anderen Bedingungen sind, außerdem sind die meisten nachtaktiv.

Der „Desert National Park" bei Jaisalmer, welcher sich über eine Fläche von knapp über 3000 km² ausdehnt, ist ein gutes Beispiel für das Ökosystem der Thar mit seiner Fauna. Hier können neben den oben genannten Arten auch Fenneks, Bengalfuchs, Wölfe und ähnliche leicht angetroffen werden. Seemuscheln und versteinerte Baumstümpfe spiegeln in diesem Park die geologische Geschichte der Wüste wider. Die Region ist ein Zufluchtsort für Zugvögel und ansässige Vögel der Wüste. So kann man hier Adler, Falken, Weihen, Bussarde und Geier sehen. Der Schlangenadler, der Raubadler, Schelladler sind die gewöhnlichsten von ihnen.

 

Zivilisation

Die ursprünglichen Bewohner der Thar sind nomadische Viehzüchter, die seit Generationen die edelsten Kamele Indiens züchten. Unter ihren Abnehmern finden sich vor allem die Namen der Maharajas Indiens. Seit 1986 wird über den 500 km langen Rajasthan-Kanal Wasser aus der Provinz Punjab in die Wüste geführt. Der Kanal ermöglichte auch eine große landwirtschaftliche Nutzung. Das großangelegte Bewässerungsprojekt sorgte für eine Verzehnfachung der Bevölkerung in diesem Gebiet, es gilt als das Wüstengebiet mit der größten Bevölkerungsdichte. Dennoch ist der Lebensstandard sehr niedrig. Nach wie vor lebt die Bevölkerung sehr ländlich, Fell- und Wollindustrie spielen die größte Rolle.