Gebetsmühlen

Im tibetischen Buddhismus werden Gebetsmühlen gedreht, um körperliche Aktivität und geistig-spirituelle Inhalte miteinander zu verknüpfen. Eine Gebetsmühle ist ein Rad oder eine Walze, die auf einer Papierrolle aufgedruckte Gebete oder Mantras enthält oder außen mit solchen verziert ist.

Die Mühlen werden immer in Richtung des Sonnenlaufes in Bewegung gesetzt. Mit jeder Drehung verbindet sich das Lesen des im Inneren befindlichen Gebetes. Das Drehen der Gebetsmühlen dient nach buddhistischer Überzeugung dazu, gutes Karma anzuhäufen. Eine einfache Motivation dieser Praxis ist es, bei der Drehung der Gebetsmühle den Wunsch zu hegen, dass alle in der Walze befindlichen Mantras durch die Drehung zum Wohle der fühlenden Wesen wirken, deren Leid beseitigen und ihnen Glück bringen.

Neben denen mit menschlicher Kraft in Bewegung gesetzten Gebetsmühlen gibt es auch solche, die mit Wind- oder Wasserkraft angetrieben werden.

 

Der folgende Abschnitt stammt aus dem Buch "Sieben Jahre in Tibet" von Heinrich Harrer.

"Alte Festungsmauern rahmten Dorf und Kloster ein. Am Flussufer standen uralte Weidenbäume. Sicher war die Landschaft im Sommer, wenn ihre grünen Zweige das Wasser berührten, ein Idyll. Jetzt zog etwas anderes alle Aufmerksamkeit auf sich: Ein übergroßer Tschörten, wohl an die zwanzig Meter hoch, zeigte die besondere Heiligkeit dieses Ortes an. Um ihn herum stand eine Unzahl von Gebetsmühlen - ich kam beim Zählen bis achthundert -, die unablässig ihre Trommeln drehten, in denen die mit Gebetsformeln beschriebenen Streifen ohne Aufhören den Segen der Götter herabflehen. Es ist wichtig, dass sie ständig in Bewegung bleiben, und ich konnte zusehen, wie ein Mönch herumging und ihre Achsen ölte. Kein Gläubiger geht an den Mühlen vorbei, ohne sie zu bewegen. Alte Männlein und Weiblein sitzen oft den ganzen Tag vor wahren Riesentrommeln, die mehrere Meter hoch sind, drehen sie mit Hingabe und erbitten damit für sich und ihre Brotgeber eine bessere Wiedergeburt. Andere tragen kleine Handmühlen mit sich herum, während sie ihre Pilgerrunden gehen; auch auf den Dächern stehen Mühlen, die der Wind dreht, und das Wasser wird auf gleiche Weise in den Dienst der Frömmigkeit gestellt. Diese Gebetsmühlen und die naive Denkungsart, die aus ihnen spricht, sind ebenso typisch für Tibet wie die Steinhaufen und Gebetsfahnen, denen wir auf allen Bergpässen begegnet waren."