Der Hunger und seine Ursachen in Afrika

In Somalia tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg, die Nachbarländer leiden unter extremer Dürre. Dieses Land steuert direkt in eine Tragödie. Millionen Menschen sind vom Tod bedroht, Flüchtlingslager mit dem Ansturm überfordert .

Somalia wartet seit 20 Jahren auf Frieden. Ostafrika wartet seit vielen Monaten auf Regen. Die Kombination von Bürgerkrieg und Dürre am Horn von Afrika, gepaart mit der wenig ergiebigen Landwirtschaft und einer Vervierfachung der Bevölkerung innerhalb weniger Jahrzehnte, hat verheerende Folgen. Man spricht von der „größten humanitären Katastrophe der Welt" und einer „menschlichen Tragödie unermesslichen Ausmaßes".

Wie dramatisch die Lage ist, zeigt sich im Flüchtlingslager Dadaab in Kenia, 80 Kilometer von der somalischen Grenze entfernt. Es ist das größte Flüchtlingslager der Welt, existiert seit 20 Jahren. Dort arbeitet Bettina Schulte. Sie ist seit neun Monaten in dem Lager.

Neuankömmlinge, sagt Schulte, seien oft „10 bis 20 Tage gelaufen und vollkommen erschöpft. Viele haben keine Schuhe, haben nichts gegessen, ihre Kleidung ist total verstaubt." Kinder, die das Lager erreichten, würden sich oft auf die Wasserhähne stürzen und gierig trinken. Andere schliefen vor Erschöpfung schnell ein. Sehr viele junge Neuankömmlinge hätten ein oder zwei Babys auf dem Arm.

 

Neuankömmlinge stürzen sich auf Wasser

Die Menschen in der Region sind oft Viehzüchter. „Viele Bauern verlieren wegen politischer Instabilität ihr Land", sagt Schulte, denn im benachbarten Somalia tobt weiter der Bürgerkrieg. Flüchtlinge berichteten von Unterdrückung und Vertreibung. Andere sind Opfer der Dürre. Ostafrika erlebt die schlimmste Trockenheit seit 60 Jahren. In fünf der vergangenen sieben Jahre regnete es nicht oder nur wenig. Der nächste Regen ist, wenn überhaupt, im Oktober zu erwarten, die nächste Ernte damit frühestens im kommenden Jahr.

Viele Felder sind schon verwüstet, Tiere haben kein Futter und kein Wasser. Tausende Rinder und Ziegen verenden, der Rest ist abgemagert und krank. Die Menschen in der Region klammern sich oft bis zuletzt an ihren Besitz - ein wenig Land, ein paar Stück Vieh. Erst wenn der Boden nichts mehr abwirft, das Vieh verendet ist, begeben sie sich zu Zehntausenden auf den gefährlichen Weg in Nachbarländer und Flüchtlingscamps wie Dadaab.

Das Lager wurde 1991 erbaut. Es umfasst 50 Quadratkilometer und ist in drei kleinere, gleich große Lager aufgeteilt. Ursprünglich war es für insgesamt 90.000 Leute ausgelegt. Nun sind knapp 400.000 Flüchtlinge hier, mehr, als Bochum Einwohner hat. Und täglich werden es mehr.