Kinderarbeit und Schoko-Nikoläuse

Ein Text von Heinz Sattler

Schoko-Nikoläuse können einen bitteren Beigeschmack haben, wenn man bedenkt, dass noch heute 1,6 Millionen Kinder und Minderjährige in Ghana und der Elfenbeinküste in der Kakao-Industrie arbeiten müssen.

Ein Beispiel dafür ist ein zehnjähriger Junge aus dem Ort Juaboso, der 420 Kilometer von der Hauptstadt Accra in Ghana stammt. Er kann nicht zur Schule gehen, weil er Kakaobohnen sortieren muss. Zwar möchte er sehr gerne in die Schule gehen, um etwas zu lernen, aber sein Einkommen ist für den Lebensunterhalt der Familie notwendig. Seine Arbeit ist gefährlich, da er mit einem Messer Kakaobohnen aufschneiden muss. Immer wieder kommt es bei der Arbeit zu Verletzungen. Er glaubt nicht, dass er in seinem Leben etwas erreichen wird. Bevor es richtig begonnen hat, ist sein Blick auf die Zukunft ohne Perspektive.

Schon Zwölfjährige müssen schwere Kakaosäcke tragen. Kakaosäcke wiegen zwischen 60-70 kg. Kinder verausgaben sich mitunter dabei so stark, dass sie nachts trotz großer Müdigkeit unter Schlafstörungen leiden.

Kinderarbeit
In den letzten 10 Jahren hat die Kinderarbeit parallel zur gestiegenen Kakaoproduktion sogar noch zugenommen. Kinder zwischen fünf und siebzehn Jahren sind massiv betroffen. 43 % von ihnen arbeiten sogar in gefahrvollen Arbeitsprozessen. Teilweise arbeiten sie nachts, mit scharfem Werkzeug. Häufig werden auf den Kakaoplantagen zudem Pestizide gespritzt. Nicht immer werden dabei die entsprechenden Schutzmaßnahmen ergriffen. Gesundheitliche Probleme können die Folge sein.

Eigentlich ist Kinderarbeit auch in Ghana verboten, aber es mangelt an Kontrollen. Außerdem führen die Gesetze dazu, dass die Beschäftigung von Kindern verheimlicht wird. Dadurch wird die Arbeit noch gefährlicher.

Die Fairtrade Foundation beziffert die weltweite Kakaoproduktion durch Ghana und die Elfenbeinküste auf 60 %. Das Problem sind die niedrigen Preise. Die Bauern verdienen weniger als 6 % an der gesamten Wertschöpfungskette, die die Schokoladenindustrie aufgebaut hat. Eine Standard-Schokolade enthält etwa 30 Gramm Kakao. Mehr als 7 Cent bekommt der Plantagenbesitzer dafür nicht. Eine Milka Schokolade Vollmilch 100g kosten bei REWE 1,29 €. Ein paar Cent mehr würden die Existenz der Bauern sichern und Kinderarbeit unnötig machen.

Kakaobauern
Früher lebten in den Regenwäldern von Ghana und der Elfenbeinküste große Herden von Elefanten und Schimpansen. Aber auch die Kakaobauern, denen die Plantagen gehören, befinden sich in einer ausweglosen Situation. Ihnen werden die Kakaobohnen nur für einen bestimmten Preis abgenommen. Dafür lässt sich der Kakao mit erwachsenen Arbeitern aber nicht anbauen. Die Kakaobauern müssen Kinder anstellen, weil diese weniger Lohn erhalten. Zudem fiel der Weltmarkpreis für Kakao von 1980 – 2017 um etwa 60 %. Um überleben zu können, haben die Bauern ihre Plantagen vergrößert und immer mehr Regenwald abgeholzt. Elefanten und Schimpansen stehen heute in beiden Ländern vor dem Aussterben.  

Schokoladenindustrie
Riesige Schokoladenhersteller wie Nestlé, Ferrero oder Mars kaufen Kakao im großen Stil von den Kakaobauern auf. Sie könnten den Bauern mehr zahlen, wodurch ihre Produkte teurer werden würden, die in Konkurrenz zu anderen Anbietern stehen. Allerdings macht die Schokoladenindustrie auch Milliardengewinne. Ihr weltweiter Umsatz wird auf 110 Milliarden US-Dollar im Jahr geschätzt. Sie führt an, in beiden Ländern Schulen für Kinder erbaut zu haben und sich für die Lebensverhältnisse der Bauern zu engagieren.

Der Preis bestimmt
Am Ende steht der Konsument. Ein Hauptabnehmer der Kakaobohnen ist Europa. In den großen Supermärkten der Städte befinden sich große Regale voll mit den unterschiedlichsten Schokoladenprodukten. Die Fülle ist fast unüberschaubar. Viele Menschen greifen zu den günstigsten Produkten, weil sie nicht so viel Geld ausgeben wollen oder nicht können. Der Konsument hat einen erheblichen Einfluss darauf, welche Produkte zu welchem Preis hergestellt werden. In dem Maße wie er sie kauft oder sie nicht kauft, werden sie produziert. 

 

Aufgaben zum Text

  1. Arbeitet in Dreiergruppen. Nehmt ein DIN A3-Blatt und entwerft eine Wertschöpfungskette mit Pfeilen, aus der deutlich wird, welche  Arbeitsschritte vom Kakaoanbau bis zum Konsumenten im Supermarkt anfallen. Fügt in einer anderen Farbe jeweils hinzu, welche Personengruppen beteiligt sind?
     
  2. Wähle zwei Personenkreise aus und verteidige aus ihrer Sicht die Zwänge, denen sie unterliegen. Haben sie die Möglichkeit, etwas zu verändern? Zur Auswahl stehen: Kinder, Kakaobauern, Schokoladen-Industrie, Supermärkte, Kunden. Besonders spannend wäre es, wenn eine Wahl auf die Schokoladen-Industrie oder die Kunden fiele.
     
  3. Erkläre, warum der Kunde einen großen Einfluss darauf hat, ob Kinder in Ghana auf den Kakaoplantagen arbeiten müssen oder zur Schule gehen können.