Klasse 6

Als Klassenlehrer der FWS Mainz schreibe ich seit vielen Jahren Überblicke zu den Tätigkeitsfeldern in den jeweiligen Klassenstufen (menschenkundliche Situation und zu den einzelnen "Fächern"). Diese habe ich (als ausbaufähige Skizze) immer auch an Kollegen (z.B. bei den Lehrerseminaren) oder Eltern weitergegeben. Diese Lehrplanübersicht versteht sich als Entwurf und nicht als verbindlicher Lehrplan.

Dr. Torsten Meyer-Oldenburg © (Stand August 2009)

Ergänzungen & Kritik bitte an: tmold@t-online.de

 

Orientierungsrahmen zu Unterrichtsinhalten und Tätigkeiten in der 6. Klasse

Das 6. Schuljahr ist das zweite Jahr in der Mittelstufe. Die Zeit um das 11. Lebensjahr (5. Klasse) gilt im Vergleich zu anderen Altersstufen als sehr harmonisch. Die Zeit um das 12. Lebensjahr der Kinder bezeichnet nun eine Phase großer Umwandlungen. Die Kinder gelangen in die Vorpubertät: Der körperliche Reifungsprozess stellt sich ein. Starke Kräfte wirken auf den heranwachsenden Menschen. In zunehmenden Maße erwacht das eigene Gefühlsleben (Astralleib). Es wird immer individueller erlebt und entwickelt. Die seelische Verbundenheit mit der Außenwelt schwindet zunehmend, die Sinne sehen mehr auf die Oberfläche und werden bereits hier „zurückgestoßen". Der Heranwachsende sucht die Verbindung mit der sinnlichen Welt durch starke Sinneseindrücke.

Allgemein werden Polaritäten stark erlebt (z. B. ich - andere, männlich-weiblich). Zugleich eröffnet die neue Absonderung und Distanz zunehmend die Fähigkeit des eigenständigen Denkens sowie des kausalen Denkens. In dieser Zeit ist es wichtig, Weltinteresse zu entwickeln, also aus dem Phänomen und den Sinneseindrücken heraus das Denken auch auf lebenspraktische Notwendigkeiten und Erfordernisse hinzulenken (z. B. in Mathematik, Gartenbau). Das Denken eröffnet auch eine neue Verbindung vom Mensch zur Welt. Die Sachlichkeit (z. B. in Mathematik oder Physik) wirkt auch als Ausgleich, Beruhigung, Festigung gegenüber den virulenter werdenden Gefühlswelten. Die Römer mit ihrer nüchternen Sachlichkeit, die Fähigkeit allgemeingültige Gesetze zu formulieren, aufzuschreiben und durchzusetzen lernen wir in der 6. Klasse kennen. Im Sozialen kann z. B. das Klassengericht nach Korcak Bewusstsein, Zuständigkeit und Selbstständigkeit fördern.

 

Beispiele im Unterricht sind:

  • Grammatik: die Verwendung des Indikativs und der direkte Rede für Bekanntes, die Verwendung des Konjunktivs für Hörensagen, indirekte Rede
  • Dualitäten in der Geschichte: Rom-Karthago; Kaiser-Papst, Mönche-Ritter etc.;
  • Mathematik: Dreisatz und Auflösung der Gleichung nach unterschiedlichen Bestandteilen
  • Schwarz-Weiß-Zeichnen: Darstellung von beleuchteten Körpern mit Licht und Schatten: Ursache und Wirkung sowie Gegensätze werden spannungsreich erlebbar und darstellbar: Verdichtung und Auflösung, Höhe und Tiefe, Leichte und Schwere
  • Naturkunde: Astronomie (aus dem eigenen „Sumpf" nach oben blicken) - Geologie (Tiefe und Schwere der Erde kennen lernen)
  • Gartenbau (Erleben von Zeit und Raum im Pflanzenwachstum und der Notwendigkeit einer Tätigkeit für die Außenwelt im Gegensatz zur virulenten Innenwelt)

Es gibt 10 bis 12 Epochen in 8 Fächern.

 

Erzählstoff

Römische Geschichte

 

Geschichte

(Anzahl: 2 Epochen)

Die Hochkultur Roms von der Gründung (dann Kultur & Recht, Karthago, Caesar, Christentum, Niedergang Roms, Völkerwanderung) bis zum Mittelalter (ca. 15. Jahrhundert) (u.a. Kaiser-Papst, Ritter, Klöster & Städte, Kreuzzüge, Mohammed & Islam)

Erleben ihrer Errungenschaften für die folgenden Kulturen (aus Staunen, Dankbarkeit und Grundlage für die Frage: was wird unsere Kultur den späteren weitergeben?)

 

Geografie

(Anzahl: 1 Epoche)
(möglichst Erkenntnisse der Tier-, Pflanzen-, Gesteins- und Himmelskunde integrieren)

Europa: Gliederung, Klima und Vegetationszonen, Länder, Städte, Völker, Wirtschaft, Lebensweisen

 

Naturkunde

(Anzahl: 2 Epochen)

  • Pflanzenkunde (nach einem übergeordneten Gesichtspunkt z. B. „vom Pol zum Äquator" oder Kalender der Blütezeiten bzw. in Gesteins- oder Erdkunde integrierend)
  • Gesteinskunde (2-3 Wochen, eher nach Geografie oder in ihrem Zusammenhang) (u.a. Landschaftsformen, Zusammensetzungen, Gewinnung und Verwendung von Steinen, Besonderheiten)
  • Himmels- und Sternenkunde: ( gut um Weihnachten)

 

Menschenkunde

(evtl. 1 Epoche)

Geschlechterkunde

 

Musik

  • Einführung der Altflöte
  • Ausweitung des Liederrepertoires: Volkslieder Europas (auch in mehrstimmigen Sätzen)
  • Überführung der Musik in Bewegung (Singspiele oder Volkstanz)
  • Intensive chorische Arbeit

 

Physik

(Anzahl: 1 Epoche)

Ausgehend vom Erlebnis physikalischer Grundphänomenen wird die genaue Beobachtung und exakte Beschreibung geübt. Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten sollen erkannt werden, aus den sinnlichen Beobachtungen werden Erklärungen abgeleitet. Folgendes Prinzip sollte gelten: Urteile nur über das, was du tatsächlich gesehen hast. Das subjektive Erlebnis soll zu einem objektiven Wissen geführt werden.
Akustik, Optik, Wärmelehre, Elektrizität, Magnetismus

 

Deutsch

(Anzahl: 1-2 separate Epochen)

Grammatik:

  • Konjunktiv (und die Sonderstellung von Sein in diesem Zusammenhang): Die Meinungen eines Anderen sinngetreu wiedergeben können; die Möglichkeit durch konjunktivische Wendungen den anderen freizulassen, das Indirekte (Abstand, Höflichkeit ...)
  • Adverbien; Übersicht über die Konjunktionen, Präpositionen
  • Üben der Unterscheidung von Haupt- und Nebensatz, Relativsätze, Satzmelodie
  • Deklination: schwierigere und ungewöhnlichere präpositionale Fügungen (z. B. mit Genitiv), Schönheit der Flexion (und der Sprache allgemein)

 

Schreiben:

  • Aufsätze, Nacherzählungen, nun auch Versuchsbeschreibungen, Schilderungen aus Natur- und Erdkunde. Fähigkeit des genauen Beobachtens und Berichtens üben, Absichten und Anliegen klar darstellen (z. B. in einer Erörterung: pro und contra)
  • Rechtschreibung und Diktate (bis ca. 200 Worte): hier sollten die Kinder im Wesentlichen sicher sein

 

Mündliche Sprachbeherrschung:

  • Lesen und vorlesen können, zuhören, nacherzählen
  • Arbeiten mit Büchern (Nachschlagewerke, Lexikon, Lektüren)
  • Mündliches Erzählen und Berichten z. B. im Referat
  • Lektüre (größere Prosaerzählungen)
  • evtl. Vorstellung eines Buches

Rezitation: z. B. Schiller, Goethe, Fontane , C. F. Meyer, Heine; auch Naturgedichte, Latein

 

Mathematik

(Anzahl: 2 Epochen)

Eigene subjektive Vorstellungen sind hier nicht gefragt: Selbstvertrauen gewinnen im Finden allgemeiner Gesetze und ihrer Anwendungen; Vertrauen zum Denken gewinnen

  • Kopfrechnen, Einmaleins-Reihen, Textaufgaben
  • Zweisatz und Dreisatz (Erkennen allgemeiner Zusammenhänge), evtl. Algebra
  • Prozent- und Zinsrechnung (vorausgehend Wirtschaftskunde) im kaufmännischen Rechnen
  • evtl. Besuch einer Bank

 

Geometrie

(Anzahl: 1 Epoche - gut vor oder nach Astronomie und um die Adventszeit)

„Geometrie des Staunens": Präzision und Schönheit
Gesetze selber finden lernen (z. B. Kongruenz bei Dreiecken)

  • Kreis und Kreismuster mit Zirkel, Lineal und Zeichendreieck
  • Konstruktion von Mittelsenkrechte, Strecken- und Winkelhalbierende, Lot, Parallelverschiebung; Dreieckskonstruktion und Kongruenzsätze; Satz des Thales; Dreieck: Winkel, Inkreis und Umkreis, Winkelsummen

 

Kunst

  • Schwarz-Weiß- Zeichnen (z. B. Kohlezeichnungen)
  • evtl. Plastizieren
  • Aquarellmalen (Tagesstimmungen, Landschaften, Landkarten ...)

 

Hausaufgaben

  • Für den Hauptunterricht ca. 30 Minuten. Aufgegebene Übungen ausführen, aber auch eigenes Nachbereiten und insbesondere Unklares genau als Anliegen und Frage formulieren. Eigeninitiative fordern.
  • Fremdsprachen in der Regel 15 Minuten
  • Regelmäßig flöten
  • Zusätzlich das Üben eines individuellen Instruments