Römische Strassen

Ein Beitrag von Wolfgang Aretz (Freie Waldorfschule am Kräherwald/Stuttgart)

Alle römischen Straßen hatten den Charakter von Militärstraßen. Durch ihre meterhohe Schotterung und Pflasterung waren sie ganzjährig nutzbar. Sie waren etwas gewölbt, hatten einen Randstein, der ein Abrutschen von Rädern in den Graben verhindern sollte und eine geschickte Entwässerung. Ohne Rücksicht auf die Landschaftsform verliefen sie auf viele Meilen schnurgerade. Darin kommt die Entschlossenheit der Römer zum Ausdruck, ihr Ziel auf dem kürzesten Weg erreichen zu können. Lieber bauten sie mehrere Brücken über einen sich dahinwindenden Fluss oder sie meißelten eine ganze Bergnase weg, um eine Straßenbiegung zu vermeiden. Sie waren so gute Brückenbauer, dass deren Bogen bis heute Brücken tragen können, die Ströme und Talschluchten überwinden. In regelmäßigen Abständen gab es Stationen zum Pferdewechsel und Herbergen für die Reisenden; an Hand der zahlreich aufgestellten Meilensteine konnten sie aus Wegekarten ablesen, wie weit sie noch von ihrem Ziel entfernt waren. Den Legionen folgte über dieselben Straßen der friedliche Handels- und Reiseverkehr. Seit Cäsar gab es einen regelmäßigen Liniendienst in ferne Reichsgegenden für Post und Reisende. Der Verkehr brachte vor allem ganze Warenströme nach Rom und auch Italien aus dem Ausland. Die Römer waren die größten Straßenbauer des Altertums. Noch heute liegt die Hälfte der italienischen Staatsstraßen auf Untergrund aus dieser Zeit. Wer damals möglicherweise als Sklave nach Rom kam, konnte über die mächtige Stadt Rom und das Leben dort nur staunen. Die Straßen dienten in erster Linie militärischen Zwecken. Die Legionäre waren es gewohnt, von einem Krisenherd zum anderen zu eilen und sie legten dabei 50 Kilometer pro Tag zurück. Solche Bauleistungen konnten nur von einem ganzen Heer von Arbeitskräften geleistet werden. Oft wurden Truppen mit dieser Arbeit betraut, um sie körperlich zu ertüchtigen und zwischen den Feldzügen zu beschäftigen, aber auch unterjochte Völker, d. h. Sklaven mussten diese Arbeit leisten.

Immer wieder führte eine Straße unter seltsamen brückenartigen Bauwerken hindurch. die aussahen, als würden sie ganze Straßen in luftiger Höhe führen. Das sind die sogenannten Aquädukte, die Rom mit Wasser versorgten. Diese Bauwerke, waren nichts anderes als lange Wasserleitungen, die natürlich mit einem leichten Gefälle gebaut werden mussten, damit die durstige Großstadt versorgt werden konnte. In der Kaiserzeit hatte Rom insgesamt 11 Aquädukte mit insgesamt 430 km Länge. In der Stadt wurde das Wasser in Verteilertürmen durch dicke Filter gepresst, dadurch gereinigt und dann erst in Rohrleitungen weitergeleitet, die das Wasser in die Stadt führten.

Auf den Straßen nach Rom war dauernd ein reger Verkehr. Hier war ein Trupp Legionäre unterwegs, da kamen Kaufleute mit ihren schwerbeladenen Wagen gefahren, die weite Wege hinter sich hatten. Teilweise war wie auch heute die eine Hälfte der Fahrbahn gesperrt, weil gerade Ausbesserungsarbeiten im Gange waren. Ganze Karawanen von Kriegsgefangenen waren anzutreffen, die unter der strengen und unerbittlichen Führung von Legionären nach Rom auf den Sklavenmarkt gebracht wurden.