Wir bauen ein Aquädukt, durch das Wasser fließen kann

Ein Beitrag von Mirjam Heymann (Vrije School Vredehof in Rotterdam/Niederlande)

Gerne benutze ich die Ideen, die andere zur Verfügung stellen für meine Unterrichtsvorbereitung. Jetzt habe ich selbst ein Projekt, das ich gerne anderen als Anregung zur Verfügung stellen möchte. Es ist entstanden im Rahmen meiner Tätigkeit in zwei sechsten Klassen an der Vrije School Vredehof in Rotterdam/Niederlande.

Ich habe jetzt zum zweiten Mal im Rahmen des Geschichtsunterrichts mit Schülern der sechsten Klasse ein Aquädukt gebaut aus Ton.

 

Erstes Projekt

Bei dem ersten Projekt (2012) haben 6 Schülergruppen von jeweils 4 - 5 Schülern an 6 Tagen im Epochenunterricht daran gearbeitet. Vorher haben wir gemeinsam die Bögen gezeichnet und die Höhen festgelegt, so dass das Aquädukt ein Gefälle hat. Die Schüler wurden angehalten so genau wie möglich zu arbeiten. Jede Gruppe hat zwei Bögen des Aquädukts gebaut aus selbst verfertigten Steinen. Die Bögen waren aus feuchtem Ton und wir haben sie feucht gehalten, so dass wir sie danach miteinander verbinden und eine Wasserrinne obendrauf bauen konnten. Ein paar schnelle Kinder haben dann noch ein Wasserbassin gebaut, dass wir an das Ende der Rinne gestellt haben. Zum Abschluss haben die Kinder die Umgebung verziert mit Krepppapier und anderen Materialen.

Das Wasser ist in das Bassin geflossen und wir haben uns wie echte Römer gefühlt.
Neben der Erfahrung des Schlusssteines, der die Bögen in ihrer Form hält, war dies ein sehr soziales Projekt. De Bogen konnte nur halten weil die Kinder zusammen gearbeitet haben.

 

Zweites Projekt

Bei dem zweiten Projekt (2014) haben die Kinder in fünf Gruppen von jeweils 4 - 5 Kindern gearbeitet. Für das Projekt war im Rahmen einer dreiwöchigen Epoche jede Woche ein Morgen eingeplant für den Bau.

In der ersten Woche haben die Kinder Steine geformt aus Ton. Dafür hatte jede Gruppe zwei Holzklötze und ein Nudelholz zur Verfügung. Zwischen die Klötze wurde der Ton gepresst mit Hilfe des Nudelholzes. Die Klötze mussten dafür im richten Abstand (eine Steinbreite) festgehalten werden. So erhielten die Schüler lange Tonblöcke, die sie dann mit Hilfe eines Lineals und eines Messers in Steine schneiden konnten. Wichtig für den guten Verlauf war die Festigkeit des Tones. Zu feuchter Ton lässt sich viel schwieriger mit einem Messer schneiden und die Steine verformen sich beim Schneiden.

Neben den ‚normalen’ Steinen mussten die Schüler Anschlusssteine (Begin für die Bogenform) und Schlusssteine formen. Alle Steine wurden danach getrocknet. In der zweiten Woche haben wir auf den Malbrettern mit Bleistift die Positionen der beiden Bogenfundamente eingezeichnet. Danach haben die Kinder aus Ton und Wasser eine Art Zement gemacht und damit beide Steine, die zusammengefügt werden sollten bestrichen. Wir kamen dahinter, dass die Zementschicht nicht zu dünn sein durfte, weil wir die saugende Wirkung des Zements brauchten für die Festigkeit. So entstanden die ersten Bögen.

Ein paar Kinder mussten die Seiten der Bögen gut in Position halten bis der Schlussstein eingesetzt war. Das war bei dieser Art des Bauens viel schwieriger als bei dem feuchten Ton beim ersten Projekt.

In der dritten Woche haben wir die Bögen zwischen den Gruppen verbunden und die Zwischenräume oben aufgefüllt mit Steinen. Alle Kinder haben bis zum Schluss an dem Projekt mitgearbeitet und es entstand ein sozialer Gruppenprozess. Immer ist die Zeit am Ende knapp bei solchen Projekten und entstehen dadurch Spannungen auf der einen Seite, es entsteht aber auch ein soziales Miteinander durch das gemeinsame Ziel auf der anderen Seite. Das gemeinsame Arbeiten und der sichtbare Erfolg zu dem jeder Einzelne beigetragen hatte sind für die Schüler sehr wertvoll. Sie erfahren, dass sie sich aufeinander verlassen können und begegnen einander danach mit wesentlich mehr Vertrauen.