Von der Christenverfolgung bis zur Staatsreligion

Ein Text von Jara Schmitt

Wodurch verbreitete sich die christliche Lehre so stark?

Hier kann man sicherlich verschiedene Gründe ins Feld führen. Neben den vielen kleinen christlichen Gemeinden, die an vielen Orten entstanden, war ein wesentlicher Grund die römische Armee selbst. Die Einheiten der Soldaten wurden im Römischen Reich häufig verlegt. Viele Soldaten kamen in ihrer langjährigen Dienstzeit weit herum. In den Legionen befanden sich auch Soldaten, die zum Christentum übergetreten waren. Insofern romanisierten die römischen Soldaten nicht nur eroberte Gebiete, sondern gaben auch ihren Glauben weiter. Insbesondere den Angehörigen der Unterschichten war die Lehre Jesu von Gnade und Erlösung nahe.

Wodurch kam es zur Christenverfolgung?

Die römische Religion kannte viele Götter. Auch forderte die römische Staatsreligion den Kaiserkult, d.h. eine gottgleiche Verehrung des Kaisers. Dies war den Christen aufgrund ihrer Religion verboten. Das erste ihrer zehn Gebote lautete: „Du sollst keinen Gott neben mir haben“. Daher weigerten sich die Christen, zu anderen „Göttern“ zu beten. Den Römern war es hingegen völlig fremd, nur einen Gott zu kennen. Durch die Ablehnung des Kaiserkultes gerieten die Christen außerdem in den Verdacht, den römischen Staat grundsätzlich abzulehnen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Auffassung und Lebensführung wurden die Christen schnell zur Zielscheibe weitreichender Diskriminierungen und Verfolgungen.

Wie gingen die Christen mit der Verfolgung um?

Eine Folge der Diskriminierung war, dass die Christen immer stärker zusammenhielten und zusammenrückten. Der christliche Impuls erhielt dadurch immer mehr an Kraft. Die Geschichte des Urchristentums kennt viele Märtyrer, die bereit waren, für ihren Glauben in den Tod zu gehen. Das ließ sie in den Augen der Römer nochmals unheimlicher erscheinen.

Die Verfolgung der Christen

In seinen allerersten Anfängen tolerierte Rom die neue „Sekte“. Zwar kam es immer wieder zu lokalen Prognomen, aber eine systematische Verfolgung gab es noch nicht. Kaiser Nero versuchte im Jahre 64 n. Chr. die Schuld am großen Brand von Rom den Christen zuzuschreiben. Zahlreiche Christen wurden daraufhin hingerichtet oder fanden in öffentlichen Zirkusspielen den Tod.

Die Höhepunkte der Christenverfolgung fanden unter den Kaisern Diokletian (240–316) und Galerius (250–311) statt. Den Christen wurde unter ihnen das Bürgerrecht aberkannt und wer nicht dem Kaiser opferte, wurde mit dem Tode bestraft.

Wodurch wendete sich das Blatt?

Kaiser Konstantin (274–337) hatte innerhalb Italiens einen Rivalen namens Maxentius. Zwischen beiden kam es zur Entscheidungsschlacht im Jahr 312 n. Chr. an der Milvischen Brücke. Der Legende nach soll Konstantin in der Nacht zuvor im Traum das christliche Kreuz gesehen haben. Dazu vernahm er eine Stimme, die ihm bedeutete: „In diesem Zeichen wirst du siegen.“ Und Konstantin siegte. Anschließend verfügte er im Mailänder Toleranzedikt, dass man die Christen nicht mehr verfolgen dürfe.

Zu Beginn des Christentums gab es noch keine einheitliche Christenlehre. Eine zentrale Frage, zu der es ganz unterschiedliche Haltungen gab, bestand darin, ob Jesus und Gott eine oder zwei Wesenheiten darstellten. 325 griff Konstantin in diesen kirchlichen Konflikt ein, indem er mehr als 200 christliche Bischöfe zur Schlichtung zu einem Konzil nach Nicäa, das nah bei Konstantinopel lag, einlud. Lange wurde auf diesem Konzil debattiert und gestritten. Am Ende legte man fest, dass Jesus, Gott Vater und der Heilige Geist eine einzige Wesenheit in dreierlei Gestalt sei (Trinität).

Von nun an wurden viele Christen im römischen Staatapparat begünstigt. Immer mehr Christen gelangten in machtvolle Schlüsselpositionen. Konstantin soll sich allerdings erst auf dem Totenbett taufen gelassen haben. Auch unter seinen Nachfolgern verdrängten die Christen nach und nach die alte heidnische Elite des Reiches. Nur noch ein Kaiser versuchte in einem letzten Aufbäumen die Entwicklung nochmals zurückzudrehen: Julian Apostata. Er ließ die verfallenen Tempel der Römer wiederaufbauen, um zum alten Glauben zurückzukehren. Nach seinem Tod ließ man davon wieder ab.

Schließlich erhob Kaiser Theodosius im Jahre 380 n. Chr. das Christentum zur allein gültigen Staatsreligion.

Wie es weiter ging?

Leider zeigt sich in der Geschichte immer wieder, dass Verfolgte sehr schnell zu Verfolgern werden können. Da machten auch die Christen keine Ausnahme. Nachdem das Christentum durch Kaiser Theodosius zur allein gültigen Staatsreligion erhoben wurde, ging man dazu über, die heidnischen Kultveranstaltungen zu verbieten und als Hochverrat zu werten. Alte Tempel und Heiligtümer wurden zerstört, selbst das Orakel von Delphi, die legendäre Weissagungsstätte des antiken Griechenlands.

Das besagte Jahr 380 war insofern bedeutungsvoll, als dass nun die jüdisch-christliche Strömung mit der griechisch-römischen Antike immer mehr eine Symbiose eingingen. Beide Elemente verschmolzen miteinander, auch wenn das Römische Reich dies nicht lange überlebte. Trotzdem wirkt die christlich-römische Kulturströmung bis in das Leben der heutigen europäischen Völker maßgeblich fort.