Sullas Rücktritt und sein Ende

Appian berichtet:

„Im nächstfolgenden Jahre wählte das Volk den Sulla abermals zum Konsul. Er nahm es aber nicht an, sondern ernannte dazu Servilius den Isaurier und Claudius Pulcher und legt hierauf die ungeheure Gewalt freiwillig nieder... Er soll sogar auf dem Markte, als er sein Amt niederlegte, in einer Rede geäußert haben, er sei auf Verlangen bereit, Rechenschaft über seine Handlungsweise abzulegen. Hierauf habe er die Beile und Rutenbündel ablegen lassen, seine Leibwache weggeschickt und sei allein mit seinen Freunden noch lange Zeit mitten unter dem Volke herumgegangen, das ihn auch jetzt noch mit Furcht und Staunen anblickte. Nur ein einziger Knabe war es, der ihn beim Nachhausegehen schmähte und, weil ihm niemand wehrte, mit immer größerer Dreistigkeit ihn bis an sein Haus hin lästerte. Sulla, der sonst gegen die größten Männer und Städte den höchsten Grad von Zorn gezeigt hatte, ließ es sich ruhig von dem Knaben gefallen und sagte nur beim Hineingehen in sein Haus die pro­phetischen Worte: „Dieser Knabe wird schuld sein, dass künftig niemand mehr, wenn er im Besitze einer so großen Gewalt ist, dieselbe niederlegt." Und es stand auch wirklich nur kurze Zeit an, so erfuhren die Römer, wie recht er hatte; denn Gaius Cäsar legte seine Oberherrschaft nicht mehr nieder.

Sulla zog auf seine Güter nach Cumä in Italien und trieb daselbst in der Einsamkeit Seefischerei und Jagd. Noch erfreute er sich eines kräftigen Alters und eines gesunden Kör­pers. In ganz Italien hatte er 120.000 Männer, welche vor kurzem unter ihm gedient, große Geschenke und viele Ländereien vermacht. In der Stadt waren 10.000 Cornelier und die übrige Menge von seiner Partei seines Winkes gewärtig.

Zehn Tage vor seinem Tode söhnte er die streitenden Parteien in Puteoli aus und gab ihnen eine neue Verfassung. Noch am Tage vor seinem Tode ließ er den Beamten Granius zu sich in sein Zimmer kommen, weil er gehört hatte, er wolle seine Schuld an die Stadt nicht bezahlen, da Sulla ja doch im Sterben läge. Seine Bedienten mussten ihn umzingeln und erwürgen.

Sullas Leichnam wurde mit königlichem Gepränge nach Rom gebracht und, begleitet von den Veteranen, den Priestern und Magistraten, auf dem Marsfeld bestattet.

Früh am Morgen war der Himmel bedeckt, und es sah nach Regen aus. Deshalb legte man den Toten erst um die neunte Stunde auf den Scheiterhaufen. Ein frischer Wind blies in den Scheiterhaufen und entfachte eine helle Flamme, so dass man sogar die Gebeine noch bestatten konnte, während das Feuer des Scheiterhaufens ausbrannte. Dann aber brach ein Unwetter aus, das bis in die Nacht anhielt. So scheint die Göttin des Glücks ihm bis zuletzt treu geblieben zu sein, denn selbst bei der Bestattung lieh sie ihre Hilfe. Sein Denkmal steht auf dem Marsfelde. Die Inschrift hat er selbst verfasst. Sie kündete, kein Freund habe ihn im Guten, kein Feind im Bösen übertroffen."