Niedergang des römischen Bauerntums

Hannibal hatte in Italien 15 Jahre Krieg geführt. Das blieb für die römische Bevölkerung nicht ohne Folgen. Der einstmals reiche und blühende Süden des Landes war verödet und an den wirtschaftlichen Konsequenzen hatte die Bauern am meisten zu tragen. Der Druck war unerträglich. Zahllose Höfe waren ihres Herrn beraubt und viele jungen Söhne waren in der Ferne oder im Kriege gefallen. Die Steuern stiegen und Frauen, Kinder und Greise mussten die Äcker bestellen. Der Bauernstand verschuldete sich immer weiter und manche Witwe musste den Hof den Gläubigern überlassen. Der Krieg hatte maßgebliche Teile der Bauernschaft entwurzelt und viele verließen das Land, um in der Stadt ein neues Leben zu beginnen.

Einst blühenden Landschaften wurden somit zu menschenleeren Steppenweiden. Vor den Hannibalkriegen war Italien sogar ein kornausführendes Land gewesen. Dem Wettbewerb mit afrikanischem Weizen konnten die römischen Bauern bis dato trotzen. Die Unsicherheit im Seeverkehr hielten die Frachtkosten so hoch, dass das günstigere Korn aus Übersee keine Bedrohung darstellte. Dort konnte es nämlich durch Sklavenarbeit viel günstiger produziert werden. Das Blatt wendete sich aber nun. Die Meere wurden durch die römische Expansionsbewegung sicherer, das Korn aus Übersee konnte günstig eingeführt werden und italischen Bauern blieben auf ihrem Korn sitzen. Immer schwerer wurde der Existenzkampf der einheimischen Bauern, die bereits durch die unmittel­baren Folgen des Krieges schwer gelitten hatten.

Die Regierung hat in kurzsichtiger Verblendung diesen Prozess noch gefördert, indem sie das Tributgetreide aus Afrika, Sizilien, Sardinien und Südspanien zu Schleuderpreisen auf den Markt warf oder gar unentgeltlich an die Proletarier verteilte. Und mancher heimkehrende Statt­halter hat sich durch riesige Kornschenkungen die Gunst des Volkes für künftige Wahlen gesichert. Das ruinierte den römischen Bauernstand endgültig. Reiche Großgrundbesitzer konnten sich durch eine Umstellung vom Kornanbau zu den Edelkulturen des Weinstocks, des Ölbaums oder der Obstbäume aus der Not ziehen. Aber der Bauer, der kein Geld hatte und deshalb nicht auf den Erfolg der Umstellung warten konnte, ging zugrunde.

Durch Siedlungsmaßnahmen versuchte der Senat dem Zustrom der verarmten Bauernbevölkerung nach Rom entgegenzuwirken. Dies misslang jedoch. Immer stärker ballte sich die ver­armte freie Bevölkerung in den Städten, besonders aber in der Hauptstadt zu­sammen.