Die Gefahr der Hunnen

Entsetzen für ganz Europa

Über Jahrhunderte hinweg lebten Römer und Germanen nebeneinander. Mit den Hunnen änderte sich dies. Im Jahr 376 nach Christus hatten sich Germanenstämme mit ihren Kindern, Frauen und Männern mit all ihren Habseligkeiten an der Donau gesammelt, an der Grenze zum Römischen Reich. Man hatte viele Berichte erhalten, dass die beutegierigen Hunnen im Anmarsch waren. Es dauerte Wochen, bis sich alle Westgoten auf notdürftig zusammengezimmerten Flößen in Sicherheit bringen konnten.

Den Hunnen ging ein schrecklicher Ruf voraus. Und allein dies hätte ausgereicht, um die germanischen Völkerschaften in Gang zu setzen. Mit einer ungeheuren Schnelligkeit überrannten die Hunnen ihre Gegner und vertrieben sie mit Gewalt aus ihren Wohnsitzen. Von ihren Waffen hörte man Furchtbares. Sie waren von einer unglaublichen Reichweite. Abstoßendes erzählte man zudem über ihr Aussehen. Den Westgoten blieb als einziger Ausweg die Flucht über die Donau. Dort baten sie Kaiser Valens um eine rettende Aufnahme und gelobten, sich seiner Herrschaft zu unterwerfen. Desgleichen wollten sie nach seinen Gesetzen zu leben und Christen werden.

 

Kriegerische Reiternomaden

Sie kamen aus den Tiefen der Steppen Asiens. Die Alanen und Ostgoten hatten sie unterworfen, nun trieben sie die Westgoten vor sich her. Ihr Heer war wirklich dazu geschaffen, die Welt mächtig zu erschüttern. Wo man sie am wenigsten erwartete, tauchten sie mit größter Schnelligkeit auf und überfielen die Völker mit Raub und Hinterlist. Sie waren für die Menschen der Antike die "fürchterlichsten aller Krieger". Nie zuvor hatte man solche Wildheit und Durchsetzungskraft in Kombination mit solch unerbittlichen Kompromisslosigkeit erlebt.

Sie besaßen kleine wendige Steppenpferde, die wenig anspruchsvoll, dafür aber sehr flink waren. Mit ihnen schienen die Hunnen fast verwachsen zu sein. Niemals rührten die Hunnen einen Pflug an, die geduldige Pflege des Bodens war ihnen fremd. Sie waren kriegerische Reiternomaden - was sie brauchten, raubten sie: Getreide, Vieh, Gold, sogar Menschen. Selbst wenn sie immer wieder als kleinere Gruppen auf eigene Faust plünderten, waren die Hunnen weit mehr als eine Ansammlung wilder, undisziplinierter Horden. In dem Moment, wo sie sich einem gemeinsamen Führer unterordneten, wurden sie zur unberechenbaren Gefahr Europas. Unter Attilas Führung waren sie zu weiträumigen strategischen Aktionen fähig. Von besonderer Gefährlichkeit waren die Reflex-Bögen der Hunnen, die wegen ihrer Reichweite und wegen ihrer Durchschlagskraft gefürchtet waren.

Die Hunnen setzten ihren Pferde Sättel auf. Dadurch hatten sie einen großen Halt beim Reiten. So waren sie wendige Reiter und gefürchtete Bogenschützen zugleich. In vollem Ritt war es ihnen möglich bis zu 30 Pfeile in der einer Minute abschießen. Unter ihrem König Attila wurden sie zu einer antiken Großmacht.