Neue Waffen und Kampfformen
Ein Beitrag von Silke Keller
Den Kampftechniken der Hunnen hatten die meisten europäischen Völker zunächst nichts entgegenzusetzen. Dies lag sowohl an den Waffen, die sie nutzten, als auch an der Schnelligkeit, mit der sie auf ihren kleinen Pferden erschienen und ebenso schnell wieder verschwanden.
Auch die Römer besaßen eine Kavallerie, aber ihr Schwerpunkt lag eindeutig auf dem Fußvolk, dass Mann gegen Mann auf dem Schlachtfeld kämpfte. Das war bei den Hunnen anders. Sie kämpften fast ausschließlich von ihrem Pferd aus. Sie übten dies von Kindesbeinen an und waren daher ganz ausgezeichnete Reiter und Bogenschützen.
Reflexbögen
Die Hunnen besaßen sogenannte Kompositreflexbögen. Diese waren anders geformt als normale Langbögen. Sie wurden aufwendig hergestellt, indem Sehnen und Knochenstücke eingeleimt wurden. Dadurch hielt er seine Form. Kompositreflexbögen waren leichter und man benötigte viel weniger Kraft, um sie zu spannen. Aus diesem Grund war es nicht nötig, mit weit auseinanderstehenden Beinen auf der Erde stehen, um eine hohe Durchschlagswucht zu erreichen. Die Hunnen schossen mit großer Leichtigkeit vom Pferderücken aus und durchbohren dennoch die feindlichen Schilde. Keine der damals üblichen Schildpanzerungen hielt einem hunnischen Pfeilschuss stand.
Steigbügel
Ein weiterer Vorteil bestand darin, dass man mit einem solchen Bogen sehr weit schießen konnte. Manch Gegner starb durch den Pfeil, bevor er den Hunnen überhaupt gesichtet hatte. Hunnen waren exzellente Bogenschützen und verfehlten ihr Ziel nur selten. Von ihrem Pferd aus konnten sie sowohl nach vorne als auch nach hinten schießen. Dabei unterstützte sie eine Erfindung der Skythen aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, welche die europäischen Völker noch nicht kannten: den Steigbügel in Form von ledernen Schlaufen. Darin konnten sie stehen und wesentlich genauer zielen, als im Sattel sitzend. Der hunnische Krieger trug keine Panzerung, sondern neben Leder- und Fellkleidung allenfalls Fellmützen oder Spangenhelme.
Lasso
Neben einem Schwert, das sie erst im Kampfgetümmel zogen, hatte der Hunne ein Lasso, mit dem er seine Gegner gekonnt von den Pferden riss. Auch eine solche Kampftechnik kannte man nicht in Europa. Dementsprechend hilflos war man.
Wendigkeit
Die Überlegenheit der Hunnen begründete sich auch mit ihrer Angriffstaktik. Mit ihren kleinen Pferden waren sie schnell und unglaublich wendig. Das Kampfgeschehen veränderte sich fortwährend und der Gegner wusste gar nicht, wohin er sich orientieren sollte. Eine spezielle Taktik bestand in der Scheinflucht. Ross und Reiter waren plötzlich verschwunden, anstatt sich zum Kampf zu stellen und tauchten dann unvermittelt im Rücken oder an den Flanken des gegnerischen Heeres wieder auf.
Die Hunnen kämpften in kleinen, beweglichen Einheiten. Mit einem schrecklichen Kriegsgeheul überfielen sie ihre Gegner und versetzten sie oft allein schon dadurch in Angst und Schrecken.