Die Franken - ein Machtvakuum wird gefüllt
Das Frankenreich entstand aus den Wirren der durch die Hunnen ausgelösten Völkerwanderung.
Nachdem die Hunnen mit den vereinten Kräften der Römer, Westgoten, Burgunder und Franken auf den Katalaunischen Feldern 451 zum Rückzug gezwungen werden konnten, brachen turbulente Zeiten für Europa an. Die Germanen, einmal aus ihren Stammsitzen verdrängt, fanden Geschmack am Wandern und Plündern. Sie fielen, wie vor ihnen die Hunnen, in ganz Europa ein. Bald darauf gründeten sie die ersten Reiche.
Auch die Ostgoten gründeten ein Reich unter König Theoderich dem Großen ein Reich. Sie eroberten nämlich 493 Italien und Rom. Damit beendeten sie endgültig das Weströmische Reich. Allerdings waren sie nicht mit Glück gesegnet, denn schon 555 wurde ihr Reich durch den byzantinischen Feldherren Narses vernichtet. Auch die nachfolgende byzantinische Herrschaft auf italischem Boden war nur von kurzer Dauer, denn die Langobarden besetzten Norditalien. Erst Karl der Große wird später das Langobardenreich niederwerfen.
Auch die Vandalen gründeten während der Völkerwanderung ein Reich, in dem sie sich niederließen. Dieses Volk war bekannt für seine besondere Kampfeswut und Brutalität. Unter ihrem legendären König Geiserich stießen sie bis nach Afrika vor, um sich dort in der einstmals gewaltigen römischen Provinz 429 niederzulassen. Hundert Jahre später (534 n.Chr.) wurden sie allerdings schon wieder von dem byzantinischen Feldherrn Belisar niedergeworfen.
Ein Machtvakuum
Eine Vielzahl anderer Germanenstämme waren zur gleichen Zeit in Europa unterwegs: etwa die Alemannen, Sueben, Heruler, Gepiden und andere kleinere Völker. Um 450 n. Chr. machten sich die Jüten, Angeln und Sachsenstämme von Dänemark aus nach England auf, um sich dort niederzulassen.
Durch den Niedergang des weströmischen Reiches und der Wanderung so vieler Stämme in Richtung Süden war in Mitteleuropa ein Machtvakuum entstanden und die Franken begannen, dieses Vakuum auszufüllen. Das Stammland dieses Volkes ist in der Maasgegend zu suchen.
Originalbild von Sémhur: Bildquelle
König Chlodwig
König Chlodwig war aus dem Haus der Merowinger. Als erster großer König der Franken trat er 482 seine Nachfolge an und beseitigte zuerst alle rivalisierenden Adelsfamilien, um sich anschließend an die Ausdehnung seines Machtbereiches zu machen. Chlodwig besiegte die mit den Franken rivalisierenden Alemannen um 500. Nach dieser Schlacht trat er, angeblich durch den Einfluss seiner Frau, zum katholischen Glauben über. Damit waren die Franken der erste und momentan einzige Germanenstamm, welcher sich zur katholischen Glaubenslehre bekannte. Dem klugen Merowinger gelang damit, woran fast alle anderen Germanenreiche zuerst scheiterten: eine Verschmelzung der fränkischen Eroberer mit der gallo-römischen Bevölkerung.
Wie die Alemannen, so besiegte Chlodwig auch die Burgunder im Jahre 500. Mit ihrer Hilfe verdrängte er sogar 507die Westgoten aus Gallien, die sich daraufhin in Spanien ansiedelten. Chlodwig starb 511 in seiner Pariser Residenz. Seine vier Söhne teilten das Reich untereinander auf.
Die Nachfolger
Obwohl sich die Franken immer weiter ausbreiten konnten, erlebten sie ein turbulentes 6. Jahrhundert. Seine Nachfolger Chlodwigs hatten nicht dasselbe politische Geschick. Es kam immer wieder zu Thronstreitigkeiten und das Reich wurde mehrmals untereinander aufgeteilt. Die ganze Familie kämpfte erbittert gegeneinander, Brüder ermordeten ihre Brüder, Mütter ihre Kinder, Enkel oder Neffen. So schickte die schaurige Brunhild beispielsweise gedungene Mönche aus, die Nebenbuhler mit Messerattentaten aus dem Weg räumten. 613 wurde sie gefangen genommen und zu Tode gefoltert. In dieser Zeit konnte wohl jeder Adelige Franke froh sein, nicht als Merowinger geboren zu sein, denn kaum einer dieses Geschlechts starb einen friedlichen Tod.
Schattenkönige
Im siebten Jahrhundert wurden Merowinger immer schwächere Herrscher. Die Machtkämpfe hörten auf. Die Könige verließen sich zunehmend auf ihre Adeligen und Hofdiener, die die königlichen Amtsgeschäfte bald komplett in die Hand nahmen. Die Merowinger waren zu Schattenkönigen im eigenen Reich geworden.
An den Grenzen des Frankenreiches
An den Randgebieten des Frankenreiches siedelten sehr verschiedene Germanenstämme.
Dazu gehörten u.a. die Friesen. Sie hatten sich, wie nur wenig andere Germanenstämme auch, nie auf Wanderschaft begeben. Stattdessen waren sie in ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten an der Nordsee geblieben. Der Grund dafür ist offensichtlich: Anders als das restliche Germanien, welches mit Urwald überwuchert und versumpft war, gab es in Friesland schon früh einen blühenden Handel. Die Friesen waren die ersten germanischen Kaufleute. Der Handel mit England und anderen Nordseeländern machte sie sehr reich.
Ein weiterer Germanenstamm war von großer Bedeutung. Die Sachsen. Es war ein wilder Stamm und er blieb bis zur Zeit Karls des Großen heidnisch. Seit dem ersten Jahrhundert siedelten sie an der Elbmündung und hatten sich durch Unterwerfung anderer Germanen bis nach Ost- und Westfalen ausgebreitet. Sie bildeten einen locker gefügten Großstamm, der viele regionale Stammesgruppierungen enthielt. Im 6. Jahrhundert gab es die ersten fränkischen Übergriffe auf sächsisches Territorium, die kriegerischen Sachsen konnten sich jedoch der Franken zu anfangs immer erwehren. Die Sachsen fielen ihrerseits zudem auch immer wieder in das Frankenreich ein, weshalb sich die Franken bis zum Karl den Großen auf vereinzelte Strafexpeditionen beschränkten.
Baiern war etwas Besonderes. Ihr Herzogtum blieb selbstständig und war bis zur Zeit Karls des Großen ein ständiger Unruheherd.