Karl und die Sachsen (Kurzfassung)

Karl wollte den Unruheherd an seiner nördlichen Grenze ein für allemal austreten und die Sachsen der fränkischen Macht unterwerfen. Das allerdings konnte, wie sich bald herausstel­len sollte, mit einem Angriff von herkömmlicher Art nicht erreicht werden. Die Sachsen wussten sich ihrer Haut zu wehren und hatten dabei einen gewichtigen Vorteil auf ihrer Sei­te:
Das Gebiet zwischen Teutoburger Wald und Eggegebirge einerseits, Wiehengebirge an­dererseits war nicht nur derart unzugänglich, dass es von späteren Historikern mit dem Na­men »Weserfestung« belegt wurde, sondern auch außerordentlich gut gesichert. Die Sach­sen hatten eine ganze Reihe strategisch wichtiger Punkte.

 

Irminsul - das Symbol der Weltenesche

Das fränkische Heer marschierte, an schwerem Wassermangel leidend, über eine dürre Hochfläche auf die Weser zu. Ohne es vielleicht gewusst zu haben, war sie schon damit im Zentrum der heidnischen Sachsenwelt angelangt. An ihrem Weg ragte die Irminsul auf, eine Nachbildung, so wird vermutet, der heiligen Esche, die Säule, die den germanischen Himmel stützte. Wie sie aussah, wie sie beschaffen war, wird nirgendwo überliefert, doch muss die­ses Holzmal den Sachsen überaus teuer gewesen sein. In seinem Umkreis fanden Karls Sol­daten einen wahren Schatz von goldenen und silbernen Weihegaben. Die Irminsul aber zerstörten sie, es war, wie sich alsbald erweisen sollte, im christlichen Sinn eine gute Tat. Denn siehe, „da stürzten durch Gottes Fügung ... Wasser in solcher Fülle (durch ein ausgetrocknetes Bachbett) daher, dass das ganze Heer genug hatte".

 

Hinterhalte und Brandfackeln

Karls Krieger sollten das Land zwischen Niederrhein und Weser weitaus besser kennenlernen als jeden anderen Weltwinkel, den sie auf ihren vielen Feldzügen durchquerten. Dass sie dieses Land auch lieben lernten, darf man jedoch mit Fug und Recht bezweifeln. Sachsen, das war für sie die Gegend, in der die Pfeile aus dem Hinterhalt geflogen kamen, Brandfa­ckeln durch die Dunkelheit wirbelten, Fallen lauerten, Hinterhalte drohten.

 

Geltende Regeln galten hier nicht

In Sachsen war wenig Ruhm zu gewinnen und nur geringe Beute zu erwarten. Sachsen bedeutete Gefahr, schwere Anstrengung, harte Märsche, ja sogar Krieg im Winter. Alle geltenden Regeln schienen dort außer Kraft gesetzt zu sein. Wer sich beim Futterholen darauf verließ, dass der Mann neben ihm einer der eigenen Kameraden sei, musste es möglicherweise hinneh­men, dass er ungewollt einen feindlichen, mit Heubündeln bepackten Trupp ins Lager zu­rückführte und wenig später im Schlaf erschlagen wurde. Einer fränkischen Abteilung, die sich bis nach Lübbecke am Nordausgang der »Weserfestung« vorgewagt hatte, war das 775 widerfahren.

 

Sachen ließen sich nicht freiwillig bekehren

Die Sachsen waren noch Heiden und wollten nichts vom Christentum wissen. Aber Karl fühl­te sich als das Oberhaupt aller Christen. Er meinte, man könne die Menschen zum Glauben zwingen. So kämpfte er viele Jahre lang mit Widukind, dem Führer der Sachsen. Die Sachsen unterwarfen sich und fielen ihm dann wieder in den Rücken; er kehrte um und verwüstete ihr Land. Aber kaum war er fort, so befreiten sie sich wieder. Sie zogen mit Karl dem Großen ganz gehorsam in den Krieg, aber dann machten sie plötzlich kehrt und überfielen seine Truppen. Schließlich verhängte Karl ein schreckliches Strafgericht über sie und ließ mehr als 4000 Sachsen hinrichten. Daraufhin ließen sich die anderen wirklich taufen, aber es wird lange gedauert haben, bis sie die Religion der Liebe geliebt haben.