Karl der Große (1)

Ein Artikel von Johann Wagner (Ehemaliger Waldorflehrer an der Freien Waldorfschule Freiburg St. Georgen)

Vorbemerkung

Karl vereinigte in seiner Persönlichkeit die unterschiedlichsten Eigenschaften. Er war ein gefürchteter Feldherr mit ausgeprägter Grausamkeit, wenn er dies für notwendig hielt. Gleichzeitig war er aufrichtig fromm und wollte Gott dienen. Bildung hatte für ihn großen Wert und so umgab er sich mit Mönchen, die ihm und der fränkischen Elite dazu verhelfen sollten und er war ein Familienmensch. Mir war es wichtig all diese Facetten, so gut wie möglich, aufzuzeigen. Was den Schülern im Einzelnen vermittelt wird, bleibt dem einzelnen Klassenlehrer überlassen.

 

Ein Herrscher mit vielen Namen

Karl der Große, ein Mann mit zahlreichen Namen: Vorbildlicher Monarch, Frauenheld, kaltschnäuziger Politiker, wahrhafter Europäer, Sachsenschlächter, warmherziger Familienvater, Unhold, Vater Europas, Lebemann, Gründervater Deutschlands, gläubiger Christ.

Seine Kaiserkrönung in Rom, an Weihnachten im Jahre 800, gilt als ein Schlüsseldatum der Weltgeschichte. Nur in zwei Jahren seiner 46jährigen Herrschaft führte er keine Feldzüge durch und dennoch wurde er 1165 auf Betreiben Barbarossas heilig gesprochen. (Wenn auch nur einer der beiden Päpste zustimmte)

 

Weihnachten im Jahr 800

Kerzen flackern in der düsteren Kirche, zahlreiche Bischöfe und Adelige sind anwesend, aber auch einfache Römer, abschätzig Pöbel genannt.  Karl ist mit den Prinzen, seinen Beratern und Panzerreitern erschienen. Alle blicken auf den geheimnisvollen Hünen aus dem Norden, der alle überragt, ist Karl doch 1,90m groß, für die damalige Zeit eine Ausnahmeerscheinung. Sein muskulöser, durchtrainierter Körper drückt aus, dass er es gewohnt ist zu kämpfen, erfahren im Kriegshandwerk. Laut betet er die lateinischen Verse mit, denn Karl ist ein gläubiger Christ. Gemeinsam zieht man nun zur Peterskirche, zum Grab des Apostelfürsten. Dort setzt ihm Papst Leo III die Kaiserkrone auf, die Anwesenden jubeln dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten großen, friedensstiftenden Kaiser zu, wünschen ihm Leben und Sieg.  Gewissermaßen begründet er in diesem Augenblick ein 1000jähriges Reich, das später so genannte Heilige Römische Reich Deutscher Nation, welches erst unter Napoleon zu Grabe getragen wird. (Der Begriff Deutschland, wie wir ihn verwenden, war damals völlig unbekannt.)

Hatte Papst Leo ihn mit der Kaiserkrönung überrumpelt oder hatte Karl diese Krönung von langer Hand geplant? Überzeugt war er, dass Gott ihn über alle anderen Herrscher erhoben hatte, auch sah er sich als Wiederhersteller der alten Ordnung, der Ordnung der Cäsaren. Wir sind auf Vermutungen angewiesen. Von ihm selbst gibt es hierzu keine überlieferten Äußerungen. Auch sein Biograph Einhard bleibt an dieser Stelle unklar.

 

Sein Weg zur Macht

Unter den Merowingern hatten sich die Franken als bedeutende Macht etabliert. Stirbt ein Herrscher teilt er die Nachfolge unter seinen Söhnen auf. (Erbteilung). Dies führte regelmäßig zu blutigen Bruderkämpfen und schwächte die Merowinger entscheidend. Deren Hausmeier erstarkten und Pippin entmachtete mit Zustimmung des Papstes den legalen König. Sein Sohn, Karl Martell, wurde 751 zum König ernannt und 17 Jahre später werden dessen Söhne Karl und Karlmann seine Nachfolger.  Karl ist zu diesem Zeitpunkt zwanzig Jahre alt, Karlmann siebzehn.

Karls Rolle, an der Seite seines Vaters war schon früh bedeutend. Bereits als 6-jähriger zog er im Auftrag seines Vaters Papst Stephan II entgegen, als dieser das Frankenreich besuchte und begrüßte ihn im Namen seines Vaters. Ein Jahr später durfte er bei der Überführung der Reliquien des heiligen Germanus anwesend sein. Er begleitete den Vater auf Kriegszügen gegen die Aquitanier und Langobarden. Die Befreiung Narbonnes aus muslimischer Hand erlebte er im Alter von elf Jahren mit. Mit zwölf Jahren ernannte ihn sein Vater zum Stellvertreter in jenem Gremium, das zum Schutz der Abtei Saint-Calais bestellt war. In der entsprechenden Urkunde heißt es, er sei bestimmt Herrscher zu sein.

Pippin hatte das Land also an seine beiden Söhne verteilt, denn auch die Karolinger praktizieren die Erbteilung. Die Brüder sind sich nicht wohl gesonnen, Karlmann erkrankt bevor die Probleme sich zuspitzen und stirbt im Jahr 771. Für Mutmaßungen, Karl sei an dessen Tod beteiligt gewesen, gibt es keinerlei Beweise. Karl übernimmt ohne Gegenwehr dessen Herrschaftsbesitz. Karlmanns Gattin flieht mit ihren Kindern an den Hof des Langobardenkönigs, nach Norditalien.

 

Karl festigt seine Macht

Die Verbündeten der Herrscher waren wankelmütige Gestalten, Könige mussten sich durch dauernde militärische Erfolge beweisen. (Niederlagen wurden entweder bagatellisiert oder totgeschwiegen). Karls Erfolge waren bedeutend. Beständig erweiterte er mit seinen Kämpfern die Grenzen des Frankenreiches. Im Grunde führte er Zeit seines Herrscherlebens Feldzüge durch.

 

Kampf gegen die Sachsen

32 Jahre dauerte der Kampf gegen die Sachsen. Diese siedelten von der Nordsee bis zum Harz, von der Elbe bis zur Ruhr (ein Gebiet das nicht mit dem heutigen Sachsen gleichzusetzen ist). Sie lebten von der Jagd, vom Fischfang, der Viehzucht und dem Ackerbau. Die Sachsen beteten die Sonne an, Bäume und Quellen und verehrten Odin und Thor. In einer der ersten Auseinandersetzungen ließ Karl durch seine Krieger das Baum-Heiligtum der Sachsen - die Irminsul – zerstören. In mehreren Feldzügen gelang es ihm mit seinen Kriegern, die Herrschaft über das Reich der Sachsen an sich zu reißen. Wann immer möglich ließ er Massentaufen durchführen – Zwangsbekehrungen zum Christentum. Wer nein sagte, entschied sich für den Tod.

Die Widerstände flackerten jedoch stets neu auf. Mit Widukind als Anführer verlegten sich die Sachsen auf Partisanenüberfälle. In Verden an der Aller zeigte Karl, dass er grausam Rache zu nehmen verstand. Manche Zahlen sprechen bis zu 4500 Sachsen, die er dort enthaupten ließ. Als die Aufstände dennoch kein Ende nahmen, lud er Widukind zu sich nach Aachen ein und feierte mit ihm Weihnachten. Widukind ließ sich taufen, Karl wurde sein Taufpate. Dieser Schritt ihres Anführers führte zum Ende der Aufstände. Die Sachsen waren in Karls Reich integriert. Es sollte nicht lange dauern bis ein Sachse, Heinrich, Kaiser der Ostfranken wurde.

 

Unterwerfung der Langobarden

Im Süden wurden die Langobarden, die den Norden Italiens beherrschten, unterworfen. In zwei Zügen, mit Ochsenkarren, zogen Karl und seine Krieger nach Italien. Diese Kriegszüge erforderten eine ausgeklügelte Organisation. Nur langsam kam man mit den Ochsenkarren vorwärts, etwa 20km am Tag. Karl überquerte die Alpen über zwei Pässe den San Bernardino und den Mont Cenis, um die Langobarden in die Zange zu nehmen. Neun Monate belagerte er Pavia, seine Gattin gebar im Kriegslager sogar ihr Kind. Nachdem Pavia erobert war, fiel das Langobardenreich ans Frankenland. Der König der Langobarden wurde mit seiner Frau in einem Kloster interniert, entging aber wenigstens dem Tod. Dieses Schicksal mussten wohl Karlmanns Frau und dessen Kinder erleiden, die in Verona an Karl ausgeliefert wurden und von denen man anschließend nie mehr etwas gehört hat. Das Geschlecht von Karlmann existierte von nun an nicht mehr.

Tassilo von Bayern, ein Vetter von Karl, musste als nächster die Übermacht des Franken kennen lernen. Auch er verbrachte die Jahre bis zu seinem Ende in einem Kloster.

Zahlreiche Feldzüge, die ihn bis nach Spanien führten, begleiteten seine Regierungszeit. Die Gefolgsleute wurden mit Ländereien und Herrschertiteln belohnt.

 

Größe des Reiches

Von der Elbe bis zum Ebro (Spanien) von den friesischen Inseln bis zum Mittelmeer erstreckte sich das Reich Karls des Großen. Er war Herr über 250 Grafschaften, 180 Diözesen, 700 Abteien und etwa 20 Millionen Menschen. Das Straßennetz war kaum ausgebaut, wenige, oft verschlammte Straßen, verbanden die wichtigsten Niederlassungen, die wie Inseln in den Wäldern lagen.

Karl hatte die Vision mit einem Kanal den Main mit der Donau zu verbinden. Gewaltige Regenfälle behinderten den Bau die Idee wurde schließlich aufgegeben. (Ende des 20. Jahrhunderts wurde seine Idee verwirklicht: Rhein-Main-Donau-Kanal)

 

Armut im Land

Ein Blick ins Jahr 792.

Während Karl mit seinen Vertrauten in einer seiner Residenzen schlemmt, erfrieren und verhungern die Bauern auf ihren Höfen. Die Kriegszüge haben die Menschen ausgelaugt, die Bauern mussten die durchziehenden Heere versorgen. Unwetter vernichteten große Teile der Ernte, die Getreidevorräte gingen zur Neige. In ihrer Verzweiflung aßen die Menschen sogar Hunde und Katzen. Der Winter war ausgesprochen kalt, das Holz feucht, statt Wärme mussten die Menschen Rauch und Ruß ertragen. So lebten über 90% von Karls Untertanen. Ihr Besitz bestand aus Tisch, Schemel, Bänken, einer Truhe mit Geschirr und Strohsäcken zum Schlafen. Die Lebenserwartung betrug 33 Jahre.

Während der Adel sich an Rinder- und Schweinebraten, an Hirsch, Wildschein, Fasan und Perlhuhn gütlich tat, lebten die Bauern von Haferbrei, gekochten Erbsen, Saubohnen und Wicken. Ein einfacher Rock aus Wolle oder Leinen war ihre Kleidung.

 

Karl der Reisekaiser

Während Reisen für uns eine angenehme und mit Freude verbundene Ausnahme darstellt, verhielt es sich bei Karl geradezu umgekehrt. Karl und seine Vertrauten, wie auch seine Familie, waren eigentlich ständig unterwegs. Die Aufenthalte in den Pfalzen wurden deshalb besonders genossen.

Damals hieß es, die Macht reicht nur soweit das Augenlicht reicht. Das bedeutet, Karl muss ständig unterwegs sein, damit sein Augenlicht überall hin reicht. 150 Königshöfe, sog. Pfalzen, lagen verstreut in seinem großen Reich. Nur wenige Wochen war er an einem Ort.  Wo er sich aufhält versucht er Missstände zu beseitigen, sitzt zu Gericht, setzt Gefolgsmänner auf Grafenposten, erlässt zahlreiche Gesetze und bestellt Adelige zu Versammlungen ein. Briefe, die an Karl unterwegs waren, erreichten ihn oft erst nach Wochen. Ein Reich auf diese Weise zu regieren, grenzt an Unmöglichkeit.

Die Rechtsprechung nahm Karl sehr ernst und er griff hierbei durchaus zu unorthodoxen Methoden. Ein Beispiel: Der Bischof von Paris und der Abt von Saint Denis reklamierten beide ein bestimmtes Kloster als Besitz. Karl befahl die Kreuzprobe. Zwei Mitarbeiter der Streitenden standen Rücken an Rücken und mussten die Arme waagrecht halten. Wer den Arm sinken ließ, war im Unrecht, dem fehlte sozusagen die Kraft Gottes. Der Mann des Bischofs verlor, dieser gab daraufhin sein Unrecht zu, den gefälschten Besitztitel.

Der Spruch: Habe den König zum Freund, aber nicht als Gast, machte die Runde, mussten doch Karl und etwa 1000 Vertraute so lange verköstigt werden, wie sie in der entsprechenden Pfalz residierten. Ein Geflecht von Gutshöfen umgab die Pfalzen, um dies gewährleisten zu können. Wenn der Tross weiterzog, sei es weil wirklich alle Vorräte aufgebraucht waren oder ein dringendes Anliegen den Kaiser an einen anderen Ort seines Reiches trieb, wurde inständig durchgeatmet.

 

Verwaltung

Ein solch gewaltiges Reicht bedurfte eines ebensolchen Verwaltungsapparates. An der Spitze stand Karl mit Königin, Töchtern und Söhnen und Nachkommen von Karls Geliebten. (18 Kinder sind mit Sicherheit bekannt, ebenfalls fünf Ehefrauen)

Der Kämmerer war verantwortlich für den Gesamthaushalt, für den Schmuck und die Palastordnung, er musste künftigen Bedarf voraussehen. Der Mundschenk war Herr über die Getränke, der Seneschall war der Personalchef, der Marschall trug die Verantwortung für das Militär, die königliche Hofkapelle mit Kanzler sang und musizierte nicht etwa, sie besorgte den Schriftverkehr. Die wichtigsten Hofbeamten reisten in die Pfalzen voraus, um alle Vorbereitungen für die Ankunft des Herrschers zu treffen.

Die eingesetzten Pfalzgrafen wurden jährlich kontrolliert durch zwei Königsboten, einen Laien und einen Geistlichen. Zweimal jährlich fanden Reichsversammlungen statt, alle Verantwortungsträger mussten erscheinen. Es wurde über Kriegsführung und Friedensverhandlungen gesprochen, aber auch über Bildung, Rechtsreform, Wissenschaften und kirchliche Angelegenheiten. Karl regelte selbst die Kornpreise und die Münzverhältnisse.

Die Verbreitung des christlichen Glaubens war ihm ungeheuer wichtig. Karl war ein frommer Herrscher. Dies hielt ihn nicht davon ab, die Religion  aus machttaktischen Gründen zu benutzen. Der Einfluss der Kirche wuchs kontinuierlich und Karl benutzte diesen Einfluss zur Steigerung der eigenen Macht. Die kirchliche Infrastruktur half ihm dabei wesentlich. Ohne Skrupel griff er in innerkirchliche Angelegenheiten ein und ernannte Bischöfe und Äbte oder tauschte diese aus.

Kaiser Augustus ließ seinerzeit das Volk zählen, Karl ließ sein gesamtes Königsgut zählen, inventarisieren, wenn man es vornehm ausdrückt: die Gebäude, Liegenschaften, Tiere. Er beließ es jedoch nicht bei dieser Zählung. Er gab den Verwaltern der königlichen Güter genaue Anweisungen zur Aufzucht von Geflügel und Großvieh, für den Gewürz- und Gemüseanbau, für die Pflanzung von Bäumen und Rebstöcken. Die Verwalter hatten genau Rechenschaft abzulegen über Ernteerträge, Gewinne, Überschüsse. Woher hatte ein Herrscher, in dessen Regierungszeit nur zwei Jahre vorkamen, in denen er nicht als Heerführer unterwegs war, dieses Wissen? Mit Sicherheit trieb er keinen eigenen Garten um.

Karl kam für sich zu der festen Überzeugung: Das Wissen geht dem Handeln voraus.

 So versammelte er die klügsten Männer der damaligen Zeit an seinem Königs- bzw. Kaiserhof, und das waren Mönche und er holte sie nicht nur an seinen Hof, er hörte auch auf ihre Ratschläge. Die Regierungszeit Karl des Großen ist nicht zu verstehen ohne diese seine Berater.

 

Karls wichtigste Berater

ALKUIN - Karl begegnete ihm in Parma und Rom und zog ihn gleich ins Vertrauen. Alkuin war damals 45 Jahre alt, ein eher kleinwüchsiger Mann aus Northumbrien. Er beendete seinen Dienst beim Bischof von York und lebte von nun an am Hofe Karls. Schnell war er als Oberhaupt der Hofschule akzeptiert. Alkuin hatte die antiken Klassiker studiert, aber auch die Kirchenväter, war interessiert an Philosophie und Astronomie.

Karl hatte sich immer mehr die Frage gestellt, was sein Reich zusammenhalten sollte und das waren für ihn die christlichen Regeln und das gemeinsame Wissen um die göttliche Weltordnung. (Nicht zu vergessen die Kriegszüge) Um dieses Wissen stand es schlecht, viele Priester konnten nicht einmal Latein. Einige tauften im Namen von: In nomine patria et filia, das heißt im Namen von Vaterland und Tochter. Selbst manche Bischöfe kämpften mit dem Lesen.

Korrekte Formen für die Messfeier und das Klosterleben zu entwickeln, zu festigen und zu kontrollieren, war eine der ersten großen Aufgaben von Alkuin. Er erarbeitete einen 82-Punkte Plan zum Ausbau und zur Sicherung der kirchlichen Ordnung. Die Priester mussten Wissensprüfungen ablegen. Karl war selbst an diesem Wissen interessiert, wenn er auch nie Schreiben lernte. Von theologischen Feinheiten bis zu Fragen der Sonnenfinsternis interessierte er sich für viele Dinge, er wollte sich bilden. Bildung sollte seine Herrschaft sichern. Er hatte erkannt, dass überall Wissen gesammelt war, in Irland, Schottland, Spanien, Griechenland. Dieses Wissen sollten „seine Mönche“ der Vergessenheit entreißen und für sein Reich fruchtbar machen.

Alkuin verfasste Lehrbücher in Dialogform, denn der beste Unterricht bestand für ihn im geschickten Fragen. Das von ihm geschaffene Messbuch gilt noch heute als Grundlage.

THEODULF schrieb die Bibel ab und war mit Alkuin einer der großen Erzieher. In der höheren Bildung wurden die sieben freien Künste gelehrt: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Astronomie, Musik, Geometrie und Arithmetik. Die beiden erzogen mit ihren Helfern die erste Generation der gebildeten Franken, u.a. EINHARD - Karls  Biographen und einen seiner wichtigen Berater. Dies zu fördern wurde u.a. die karolingische Minuskel entwickelt, eine gut lesbare Schrift mit Groß- und Kleinschreibung.

PAULUS DIACONUS, ein Langobarde wurde beauftragt ein Handbuch der Bibelauslegung zu schaffen und er leistete diese Arbeit vorzüglich. ADALHARD verfasste ein Lexikon, geschrieben auf Pergament. Allein 200 Häute von Schafen und Ziegen wurden hierfür benötigt.

Energisch und planvoll versuchte Karl seine Vision zu verwirklichen, den Entwurf eines neuen, christlichen Reiches nach dem Vorbild des römischen Reiches, gegründet auf klare geistig-geistliche Fundamente. Bildung sollte hierbei stets dem Seelenheil dienen.

Das Mönchtum kann ohne Übertreibung als Vorbild des Wissens und der Bildung bezeichnet werden. Jedes Kloster legte Wert auf eine ansehnliche Bibliothek und eine Schreibstube. Die Klöster sind Zentren der Handwerkskunst, der Medizin, aber auch der Altenpflege und der Landwirtschaft und dieses Wissen wird verbreitet.

 

Alter und Tod

Seit 795 ist Aachen Karls Dauerresidenz. Umgeben von seiner großen Familie und dem Hofstaat genießt er dort die Jagd und die warmen Quellen. Oft und gerne geht er dorthin zum Baden. Karl, und das überrascht vielleicht, ist ein ausgesprochener Familienmensch. Er genießt es vor allem, wenn seine hübschen Töchter bei ihm sind und ihn bedienen. Wie seinen Söhnen lässt er auch ihnen eine gediegene Bildung zukommen. Heiraten dürfen sie allerdings nicht, sie sollen bei ihm bleiben. Wenn er aß wollte er stets seine Familie um sich haben.

Aachen hatte er zu seiner letzten Heimat gemacht, von den damals entstandenen Bauten ist unversehrt nur die in byzantinischem Stil errichtete Kathedrale erhalten, die größte Kuppelkirche nördlich der Alpen, auch heute noch eine berühmte Sehenswürdigkeit.

Karl kann sich seit dem Jahr 800 erhabener Augustus nennen, das mittelalterliche Kaisertum ist geschaffen, Papsttum und Kaisertum aneinander gekettet.

810 stürzt er bei einem Feldzug gegen die Dänen. In der folgenden Zeit wird er immer wieder von Fieber geschüttelt und verlässt Aachen kaum mehr. Im Jahr 813 verletzt er sich bei einer Jagd. Am 28.1.814, nach 46 Jahren Herrschaft, stirbt Karl der Große. Er kreuzt noch selbst die Arme, bleibt souverän bis zum letzten Atemzug.

 

Karls Nachfolge

Ludwig der Fromme wird sein Nachfolger, obwohl Karl nicht viel von ihm hält. So gut wie alle Berater Karls werden vom Hof entfernt. Ludwigs Geschwister werden unter Bewachung gestellt oder gezwungen ins Kloster zu gehen. Benedikt von Aniane ist derjenige, welcher ihn zukünftig beraten wird. Der älteste seiner drei Söhne aus der ersten Ehe, Lothar, soll Kaiser werden, das Reich wird Ludwig unter den drei Söhnen aufteilen. Aus einer weiteren Ehe mit Judith entstammt Karl der Kahle. Als Ludwig der Fromme ihm einen Teil des Reiches zuspricht, also eine Vierteilung vornimmt, bricht Lothar mit seinem Vater, woraufhin dieser ihn als Mitregent absetzt und ihn nach Italien schickt. Eine Palastrevolte entlädt sich gegen Ludwig den Frommen und dessen Gattin Judith, dieser kapituliert. Lothar wird nun wieder Mitkaiser, die Begünstigung für Karl den Kahlen wird zurückgenommen. Weil Lothar auf Ratgeber hört, die mehr an sich als an das Reich denken, verbünden sich seine Brüder mit dem Vater, Lothar wird isoliert und muss nachgeben. Ludwig der Fromme regiert erneut und Lothar wird wieder nach Italien abgeschoben.

Eine erneute Aufteilung des Reiches findet statt. Lothar wird nicht mehr berücksichtig, dafür der 10jährige Karl. Pippin und Ludwig sind mit der Aufteilung nicht einverstanden, wenden sich gegen den Vater, versöhnen sich mit Lothar und Ludwig der Fromme muss abdanken.

Die Geschichte ist jedoch nicht zu Ende. Aus Angst vor Lothars Dominanz verbünden sich die Brüder wieder mit ihrem Vater, worauf Lothar flieht. Ludwig der Fromme wird erneut gekrönt, dann stirbt er jedoch nach kurzer Krankheit im Jahre 840. Keiner seiner Söhne nimmt an der Bestattung des Vaters teil.

Als Pippin stirbt, kämpfen die verbliebenen Enkel Karl des Großen, Lothar, Ludwig und Karl der Kahle um das Erbe. Bei Fontenay kommt es zu einer grausamen Schlacht, in der Lothar gegen seine Brüder unterliegt. 40.000 Tote fordert dieser Bruderkrieg. Im kriegsmüden Reich ging es nun ans Verhandeln. Im Vertrag von Verdun, im Jahr 843, wurde die Aufteilung des fränkischen Reiches festgehalten. Lothar erhielt das Mittelreich, das von Friesland bis Italien reicht, starb jedoch bald, die zwei Brüder teilten sein Land unter sich auf, das westfränkische und das ostfränkische Reich waren entstanden. Während Karl im Westen die Erbteilung aufgab, behielt sie Ludwig im Osten bei, was in den folgenden Jahrhunderten zu einer Ansammlung von Fürstentümern und Königreichen führte. Erst im Jahre 1806 unter der Herrschaft Napoleons erlosch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.

Das Reich Karl des Großen hatte nur wenige Jahrzehnte überdauert.

 

Verwendete Literatur:

Karl der Große (Aufsatzsammlung) Goldmann Verlang

Geo Spezial: Karl der Große und das Reich der Deutschen