HAMMERFEST, die letzte Stadt im europäischen Norden

Weiter unten finden Sie die Beschreibung einer Winterstimmung aus dem Jahr 1850.

Da die Stadt nördlich des Polarkreises liegt, geht zwischen dem 19. Mai und dem 26. Juli die Sonne nicht unter, im Winter dagegen vom 22. November bis zum 21. Januar nicht auf. Nicht zuletzt wegen der langen Winternächte bekam die Stadt als eine der ersten in Europa 1891 eine elektrische Straßenbeleuchtung.

Das Klima der Stadt ist insgesamt entsprechend der Lage subpolar, jedoch vom Golfstrom deutlich abgemildert. Dies führt dazu, dass es an mehr als 200 Tagen pro Jahr Niederschläge gibt. Im Winter liegen die Temperaturen bei -5 °C oder etwas darunter, das Meer bleibt jedoch eisfrei. Im Sommer steigen die Temperaturen nur zögerlich über 10 °C, der wärmste Monat ist mit Tageshöchstwerten von 13-14 °C der Juli.

 

Entnommen: „Geographische Charakterbilder" von A.W. Grube, erschienen 1850.

„Der Winter ist da. Und welch ein Winter! Nächte ohne Ende, ein schwarzer Himmel, ein gefrorener Erdboden! Während im Sommer der längste Tag eine Länge von 2 ½ Monaten erreicht, muss man im Monat Dezember sich um 12 Uhr des Mittags ganz nahe ans Fenster stellen, um einige Zeilen zu lesen. Vom Morgen bis zum Abend ist die Lampe in allen Häusern angezündet, und keine Freude gibt es mehr, kein Leben, keine Neuigkeiten.

Die Stadt ist jetzt wie eine Welt für sich, vom ganzen Erdboden getrennt. Die armen Menschen, welche sie bewohnen, suchen dann alle möglichen Mittel hervor, um sich zu zerstreuen. Sie versammeln sich des Abends bald bei dem einen, bald bei dem andern, wenn die Schneewirbel  sie nicht verhindern, auszugehen. Sie trinken Punsch, sie rauchen, sie spielen Karte. Selbst die wissenschaftlichsten unter ihnen müssen sich auf jene Zeitvertreibe beschränken, denn anhaltend beim Lampenschein zu lesen oder zu schreiben ist unmöglich. Eines ihrer größten Vergnügen ist, wenn bisweilen der Himmel sich aufklärt, die langen norwegischen Schneeschuhe von Holz anzuschnallen und über die Felsen und Gebirge zu laufen, an denen die Schneemassen alle Unebenheiten ausgeglichen haben.

Gegen Ende des Januars beginnen sie am Horizont die ersten Lichtblicke der Sonne zu suchen, welche sie so lange geflohen hat. Anfangs unterscheidet man in dem düsteren Gewölk nur einen rötlichen Schein, aber dies ist das wohlbekannte Zeichen, das alle freudig begrüßen: es ist der Vorbote der Sonne, der im Begriff steht, Erde und Menschen wieder zu beleben. Der erste, welcher das frohe Zeichen erblickt, verkündet es mit lauter Stimme, und jedermann läuft auf den Hügel. Dieser Tag ist ein Festtag in allen Familien. Nach und nach vergrößert sich der rote Schein, die unbestimmte Linie wird zu einer breiten Scheibe, welche die Wolken durchzieht, von Woche zu Woche sich mehr über den Horizont erhebt und da verweilt, bis sie drei Monate hintereinander den Nordmenschen leuchtet."