Till Eulenspielgel als Bäckergesell

Eines Tages kam Till Eulenspiegel an einer Backstube vorbei. Es duftete herrlich. „Hm“, dachte er, „das kann was werden.“ Er ging zum Bäcker und gab sich dort als Bäckergeselle aus. Der Meister war über die Hilfe erfreut und stellte in an, denn er war gerade mit Arbeit überlastet.

Ein paar Tage ging alles gut. Da sagte der Bäckermeister eines Abends zu Till, er soll die Arbeit nun alleine verrichten. Der Bäcker gähnte und wollte früh ins Bett gehen. „Was soll ich backen?“, fragte Till. Und da der Chef müde war und es jedermann klar ist, dass die Kunden am Morgen Brote und Semmeln wünschen, fuhr er Till unwirsch an: „Eulen und Meerkatzen! Du bist doch Geselle, da musst du wissen, was du backen sollst.“ Und er verschwand. Übrigens: Meerkatzen sind Affen! Das war also eine unfeine Anspielung.

Till machte nun genau das, was der Meister ihm befohlen hatte. Er arbeitete die ganze Nacht hindurch. Als am nächsten Morgen der Bäcker in der Tür stand, da traute er seinen Augen nicht. Nirgendwo war auch nur ein Brötchen zu finden, nur Eulen und Meerkatzen sah er. Da jagte er Till Eulenspiegel aus dem Haus, verlangte aber noch das Geld für verbrauchten Teig. Wütend packte der Meister alle Meerkatzen und Eulen in einen Sack ein. Die wollte er nicht in seinem Laden haben!

Nun war es aber so, dass gerade Nikolaus gefeiert wurde. Und ausgerechnet heute hatte der Bäcker keine Brötchen! Die Frauen schimpften. Die Kinder hatten Hunger. Till aber stellte sich mit seinen Eulen und Meerkatzen vor die Tür der Kirche, um seine köstlichen Leckereien anzubieten. Die Kinder hatten Freude an diesen lustigen Backwaren und weil es brave Kinder waren und ja Nikolaustag war, hatte Till bald alle Eulen und Meerkatzen verkauft und viel mehr eingenommen, als er je für den Teig bezahlt hatte. Das erfuhr der Bäckermeister. Sofort eilte er zu Till Eulenspiegel und verlangte das Geld. Doch der machte sich lachend davon.