Wurzeln

Hans Reismann

Die Wurzel hat ganz verschiedene Aufgaben.

Halt

Zuerst sorgt sie für einen festen Halt der Pflanze in der Erde. Es ist ja fast so, als stünde die Pflanze nur auf einem Bein. Entsprechend gut muss sie sich in der Erde halten und verankern. Bei starkem Wind verhindern die Wurzeln, dass die Pflanze fortgerissen wird. Bei sehr starkem Sturm kann es passieren, dass ein Baum entwurzelt wird. Um das zu verhindern bilden die Pflanzen und Bäume lange und tiefe Wurzeln aus.

Man unterscheidet drei grundsätzliche Wurzelformen:

  • Tiefwurzler
    Tiefwurzler haben in der Regel eine Hauptwurzel, die versucht, möglichst tief zum Grundwasser zu gelangen. Größere Pflanzen wie die Tannen oder die Kiefern können Wurzeln bilden, die bis zu sieben Metern senkrecht in den Boden wachsen. Auch kleinere Tiefwurzler kommen nicht selten auf eine Wurzeltiefe bis zu zwei Metern. Meistens haben Tiefwurzler eine Pfahlwurzel. Allerding gibt es auch Tiefwurzler, die keine Pfahlwurzel ausbilden. Zum Beispiel: die Esskastanie, der Amberbaum oder das Chinesische Rotholz zählen.

    Beispiele für Tiefwurzler sind:
    Tanne, Eiche, Esskastanie, Buchsbaum, Weißdorn, Mispel, Linde, Weinrebe, Rose, Löwenzahn.

     
  • Herzwurzler
    Herzwurzler bilden ihre Wurzeln nach allen Richtungen aus. Herzwurzler können sowohl flache Wurzeln als auch sehr tiefe Wurzeln haben. Im Querschnitt ähneln sie einer Herzform – daher der Name.

    Beispiele für Herzwurzler sind:
    Linde, Spitzahorn, Lärche, Walnuss, Hainbuche.

     
  • Flachwurzler
    Diese Art von Pflanzen zapfen mit ihren Wurzeln nicht das Grundwasser an, sondern nehmen das Oberflächenwasser auf, das durch Regen in den Boden sickert. Flachwurzler reichen nicht tief in die Erde, sondern reichen unter der Erdoberfläche ringförmig weit in die Umgebung. Daher treten sie in Konkurrenz zu den Pflanzen, die ebenfalls ein flaches Wurzelsystem bilden. Flachwurzler sind besonders wind- und sturmgefährdet.

    Beispiele für typische Flachwurzler sind:
    Fichte, Birke, Kiefer, Magnolie, Haselnuss, Kastanie, Kamelie, Sommerflieder, Bambus, Erdbeere, Efeu, Lavendel, Weizen

Vom Stängel einer Pflanze oder vom Stamm der Bäume gehen die dicksten Wurzeln aus. Je weiter sie ins Erdreich ragen, desto verzweigter und dünner werden sie. Am Ende spricht man sogar von Wurzelhaaren, so dünn sind sie. Mit ihnen nehmen die Pflanzen Nährsalze und Wasser auf.

 

Wasseraufnahme

Pflanzen brauchen viel Wasser. Eine mittelgroße Birke beispielsweise trinkt im Durchschnitt am Tag etwa 70 l, an heißen Sommertagen sogar bis zu 200 l (eine randvolle Badewanne!). Davon gibt sie jedoch auch viel Feuchtigkeit wieder über ihre Blätter an die Luft ab. Deshalb ist es im Sommer im Wald so angenehm freut und kühl. Im Jahr kommen leicht über 36.000 l Wasser zusammen, die von den Wurzelhaaren eines Baumes dem Boden entnommen werden. Das ist eine riesige Menge. Natürlich kann das je nach Standort, Größe und auch Außentemperatur variieren. Daher ist es so wichtig, dass genügend Regen fällt. Gießen wir eine Zimmerpflanze nicht regelmäßig, so beginnt sie zu welken.

 

Nährsalze

Ebenso nimmt die Pflanze mit dem Wasser aus dem Boden gelöste Nährsalze auf. Diese sind für das Wachstum der Pflanze wichtig, aber sie machen das Wachstum nicht aus. Wenn ein Kind eine fein gesalzene Suppe löffelt, dann nimmt es das Salz, aber auch viele gute Zutaten auf, um sie in seinem Magen zu verdauen und seinen Körper zu nähren – aber auch um zu wachsen. Bei den Pflanzen ist es anders. Die Pflanze entnimmt nur die Nährsalze dem Boden. Die Substanzen, die sie wachsen lässt, können sich die Pflanzen aus der Luft holen. Die Pflanzen brauchen also auch Luftnahrung. Licht spielt dabei auch eine wichtige Rolle. Dazu kommen wir genauer, wenn wir uns mit den Blättern beschäftigen.