Glas: Reichtum aus Holz und Sand
Wald- und wasserreiche Gegenden waren für das Glasmachergewerbe notwendig. In den Gebirgsbächen gab es Quarzsand (Bergkristall). Das ist der Grundstoff zur Herstellung von Glas. Holz wurde gebraucht, um Holzkohle und Pottasche, das ist Buchenholzasche, zu gewinnen. Damit konnten die Glasmacher den Schmelzpunkt von Quarzsand (1500 °C) senken. Die Glashütten waren im Verbrauch von Wald unersättlich. Ganze Wälder wurden abgeholzt. War der Transportweg des Holzes weit, suchte man einfach einen anderen Platz im tieferen Wald auf. Die Ortsnamen Altglashütten und Neuglashütten im Südschwarzwald spiegeln diesen Vorgang wider.
Und so entsteht eine Glasflasche:
Der Glasbläser taucht seine Glaspfeife in die glühend flüssige Masse im Schmelzofen, bläst ganz kurz, kaum sichtbar, ins Metallrohr und entnimmt erneut zusätzliche Glasmasse aus dem Ofen. Nach Art einer Seifenblase bläst er einen tropfenförmigen „Kölbl". Er schwenkt ihn hin und her, läßt die Masse ein wenig nach unten fließen, dreht Gerät samt Werkstück unermüdlich auf den Schienen seiner Bank und formt mit einem großen, nassen Holzlöffel die Rundung feiner aus. Die 1200 °C heiße Masse will dauernd in Bewegung sein; alle Handgriffe erfolgen daher schnell, denn nur kurze Zeit bleibt das Glas formbar. Wieder bläst der Meister durch das Mundstück seiner Glaspfeife; der rotleuchtende Glaspfropf schwillt zu einer bauchigen Form. Mit Hilfe von Glaszangen entsteht ein schlanker Hals. Ein leichtes Aufsetzen auf eine glatte Fläche ergibt den Boden. Geschickt wechselt nun der Glasmacher die Form auf eine andere Glaspfeife über, die am Boden angesetzt wird. Bei rollenden Bewegungen öffnet er den Hals der Flasche zu einer sanft geschwungenen Form. Mit der Glasschere schneidet er den Rand gleichmäßig. Er ebnet den Flaschenkörper noch ein wenig, indem er das Gefäß in einem dicken, feuchten Lappen dreht. Wasserdampf steigt auf. Schließlich wird der Hals der Flasche noch mit einem dünnen Faden aus Glasmasse verziert.