Einführende Gedanken
In der 5. Klasse findet die erste Geographie-Epoche statt. Wurde im 4. Schuljahr die unmittelbare und regionale Umgebung der Schülerinnen und Schüler erkundet (Heimatkunde), weitet sich nun der Blick auf ganz Deutschland. „Geografie bedeutet Raumbezogenheit und mit unseren Füßen und Beinen stellen wir uns in den Raum hinein. Die Zunahme der Fähigkeit des Raumerfassens ist ein Maß für das Ankommen des Kindes auf der Erde, also ein Gradmesser für das Inkarniertsein.“ So formuliert es Hans-Ulrich Schmutz in Die Eroberung des Raumes. Zum Geographieunterricht in der Klassenlehrerzeit. Band 1: Klassen 4 und 5.
In der Kartenkunde können räumliche Distanzen konkret erlebbar gemacht werden: Wie lange werden wir auf unserer Wanderung für die 15 Kilometer hinaus aus der Stadt bis zum Hof eines Klassenkameraden brauchen? Aber auch: Wo werden wir einen Fluss überqueren, wo einen steilen Anstieg haben? Wo hört die Stadt auf und fangen die Wanderpfade an? Wie verändern sich Geräusche, Gerüche und Aussichten auf unserem Weg? Wie wird das Wetter sein? Von diesen konkreten Erfahrungen aus kann Interesse für die Bildung der Landschaft durch Eiszeitgletscher entstehen, es kann ein Gefühl für die unterschiedliche Lebensweise von Städtern und Dörflern entwickelt werden. Auch die Wetterverhältnisse hängen unmittelbar mit den Landschaftsformen zusammen.
Durch Vergleiche mit der eigenen Region können Eigenschaften anderer Regionen Deutschlands erschlossen werden. Dabei eignet sich als verbindendes Element das Verfolgen eines großen Flusses von seiner Quelle bis zur Mündung. Verfolgt man zum Beispiel den Rhein von den Schweizer Alpen bis zur holländischen Nordsee, kann man auf dieser Reise verschiedene Landschaftsformen vom Hochgebirge bis ins Flussdelta kennenlernen, unterschiedliche Siedlungsformen vom Bergdorf bis zum Ruhrgebiet entdecken, Wirtschafts- und Handelswege nachvollziehen, verschiedenen klimatischen Verhältnissen begegnen und dabei auch den Wasserkreislauf durchschauen lernen.
Auch wenn die Geografie ihren Schwerpunkt im Räumlichen hat, während die Geschichte das Zeitliche in den Blick nimmt, spielt immer beides ineinander. Anhand der Raum- und Zeitgestalt eines Flusses wird Veränderung und Entwicklung von Erde und Mensch sichtbar. Gelingt es, diese Dynamik gemeinsam mit den Schülern konkret erfahrbar zu machen, stärkt dies die eigene Verbundenheit mit und die Freude am Mitgestalten der Welt.