Wortarten und Satzglieder

Gedanken von Ilona Hartmann

Die Schülerinnen und Schüler haben bislang eine ganze Reihe von Wortarten kennengelernt: Verben, Nomen, Adjektive, Pronomen und Präpositionen…  Jetzt gehen wir zu den Satzgliedern über und das kann zunächst etwas verwirrend sein, weil dieselben Wörter in einem Satz nun eine andere Funktion erhalten.

Um den Unterschied zu verdeutlichen, kann man ein Beispiel aus dem Familienleben verwenden. Nehmen wir an, eine Familie besteht aus drei Kindern, zwei Eltern und vier Großeltern.

Jetzt könnte man sich fragen, wie viele von der ganzen Familie männlich und weiblich sind. Bei unserem Beispiel gibt es bei den drei Kindern zwei Mädchen und einen Jungen, bei den Eltern eine Frau und einen Mann, und von den Großeltern sind zwei weiblich und zwei männlich. Zusammengenommen gibt es in dieser Familie also fünf weibliche und vier männliche Personen.

Ähnlich ist es bei den Wortarten. Hier können wir ganz klar sagen, wie viele Nomen sich in einem Satz befinden. Ein Beispielsatz: „Beim Sonnenuntergang gestern Abend saßen wir nebeneinander am Strand.“ Hier sind drei Nomen zu finden. Wortarten haben eine statische Qualität.

Nun kommt ein neuer Schritt: Mit den Satzgliedern untersuchen wir die Rolle, die die Wörter im Satz übernehmen. Und die kann höchst dynamisch, d.h. verschieden sein. Auch hier passt der Familienvergleich. Wenn man zum Beispiel aus der Sicht des Jungen die Familie betrachtet, dann stellt sie sich folgendermaßen dar: Er hat zwei Schwestern, zwei Eltern und vier Großeltern. Aus Sicht der Oma ist das aber ganz anders: Sie hat einen Mann, eine Tochter und einen Schwiegersohn und drei Enkel.

Die gleiche Familie aus zwei Blickrichtungen. So kann auch das gleiche Wort in zwei Sätzen ganz unterschiedliche Rollen übernehmen:

Das Auto fährt über die Landstraße.
Ich kaufe mir das Auto.

In beiden Sätzen kommt als Nomen „das Auto“ vor. Aber es übernimmt eine ganz andere Rolle. In einem Satz fragt man nämlich zuerst: „Wer oder was fährt über die Landstraße?“ (Subjekt) Und in dem anderen: „Wen oder was kaufe ich mir?“ (Akkusativobjekt)

Es gibt also einerseits die Wortarten, sie bleiben statisch, ähnlich den Geschlechtern in der Familie. Innerhalb der Satzglieder können sie dynamisch ganz unterschiedliche Rollen einnehmen (vier Fälle), ähnlich der Rollen in einer Familie.