Wie Till Eulenspiegel die Kutsche schmierte
Als Koch hatte es sich Till eigentlich gleich bei seinem ersten Herrn, einem dicken bequemen Gastwirt, verscherzt. Er sagte noch am gleichen Abend: „Till, du bist jetzt nicht mehr Koch, sondern Kutscher. Schmiere also diese Nacht den Wagen, denn der Herr Pfarrer und ich wollen morgen früh ausfahren."
Wenn die Wege schon so holprig waren, so wollte der Gastwirt doch wenigstens dafür sorgen, dass die Wagenfedern nicht quietschten und die Radnaben und Wagenräder einwandfrei und glatt rollten, wie geschmiert eben. Till nahm nun des Nachts, als alle schliefen, das Wagenfett und schmierte gründlich die Kutsche von innen und außen, vor allem aber auf sämtlichen Sitzen.
Am nächsten Morgen befahl der Herr: „Till, spanne die Pferde vor die Kutsche." Als Till den Befehl ausgeführt hatte, stiegen der Pfarrer und der Herr in die Kutsche, machten es sich bequem auf den Sitzen, rückten und rutschten, bis sie die beste Position gefunden hatten. Till saß schon auf dem Kutschbock, doch ehe die Reise losging, quietschte der Pfarrer ein schrilles „Igitt!" und beguckte sich seine linke Hand. „Wieso ist denn hier alles so fettig?", fragte er mit vorwurfsvoller Stimme. - „Wieso ist denn hier alles so fettig?", gab der Herr die Frage an Till weiter. „Oh, ich habe mir viel Mühe gegeben, habe den Wagen vollkommen geschmiert, wie Ihr es mich geheißen habt", antwortete Till.
Das war dem Herrn zu viel. Er schrie: „Genug! Du bist ein Schalk! Ein Schelm! Ein Narr! Der Herr Pfarrer und ich werden baden, dann saubere Kleider anziehen, schließlich ohne dich verreisen, denn du, du räumst sofort mein Haus, du Schlingel!"
Und genau das machte Till. Während die Herren badeten, schleppte Till Tische und Stühle und Schränke und Truhen und Betten aus dem Haus auf die Straße. Als der Hausherr plötzlich rosig glänzend und duftend im Hausflur stand, Mund und Nase aufsperrte, rief Till ihm schwitzend zu: „Das ist harte Arbeit, mein sauberer Herr, die Ihr mir aufgetragen habt. Aber ich erledige alles nach euren Worten. Vielleicht könnt Ihr aber kurz mit anpacken: der Speiseschrank hier ist wirklich arg schwer." „Hau ab!", brüllte der Herr aus Leibeskräften, „hau ab!"
„Meint Ihr das ernst? ... Doch...: ja, Ihr könnt recht haben. Wenn ich von dem Schrank einfach einige Teile abhaue, lässt er sich leichter tragen", sagte Till und griff nach einem Beil, das in der Flurecke stand.
„Halt ein, bitte, verlasse mich", stöhnte der Herr. „Ich will dir auch drei Gulden Lohn geben und ein paar feine, dunkle Anziehsachen."
„Her mit den Gulden!", rief Till. „Eure Trauerkleider aber könnt Ihr behalten."
So erhielt Till seinen ersten Verdienst als junger Narr. - Flugs zeichnete er noch sein Wappen an den Schrank und machte sich schleunigst aus dem Staube.