Selbstgebautes Planetarium

Ein Beitrag von Korinna Schiemann (Freie Waldorfschule Freiburg St. Georgen)

In Verbindung mit der Heimatkunde habe ich mit meiner 4. Klasse auch Himmelskunde betrieben. Zunächst beschauten wir im Großen den Sonnenlauf, die Bewegung und die verschiedenen Erscheinungsformen des Mondes. Wir beschäftigten uns damit, dass die Menschen vor sehr langer Zeit schon durch die Welt zogen, Weltmeere überquerten und stellten die Frage, was ihnen auf ihren Wegen die Orientierung gab. Auf diese Weise kamen wir zum Polarstern, der für die Reisenden eine wichtige Rolle spielte, da er von der Erde aus gesehen immer am gleichen Ort steht. Die Kinder zeigten großes Interesse an den Sternen und so entstand in mir die Idee, einen Sternenhimmel zu basteln.
 

Und so wurde die Idee umgesetzt:
Ich suchte nach einer möglichst großen Halbkugel/Kugel, die ich als Grundform benutzen konnte. Ich fand einen aufblasbaren Gymnastikball mit einem Durchmesser von 1,5 m von Sport Thieme. (ca. 35 Euro). Den ließen wir uns liefern und bliesen ihn im Klassenzimmer auf, denn aufgeblasen passte er nicht durch die Tür.

Zunächst legten wir den Boden des Klassenzimmers mit Malervlies aus und den aufgeblasenen Ball darauf. Mit Holzbänken sorgten wir dafür, dass er nicht herumrollte. Dann begannen wir die obere Hälfte des Balles mit Gipsbinden einzugipsen. Schicht für Schicht. Ich bestellte zunächst 100 m Gipsbinden, das reichte aber nicht weit. Etwa 50 m bekamen wir noch durch Spenden aus einem Elternhaus und dann brauchten wir noch mal etwa 3-4 Säcke Gips zum Anrühren (5 kg pro Sack.).

Die Arbeit erstreckte sich über mehrere Tage, weil die Schichten immer trocknen mussten. Unser Klassenzimmer sah aus wie die reinste Malerbaustelle, da sich der Gipsstaub überall verteilte. Wir ließen die Gipshalbkugel mehrere Tage noch trocknen, dann drehten wir den Ball auf die Gipsseite und ließen aus dem Gymnastikball die Luft raus.

Im Nachhinein kam mir der Gedanke, das Ventil seitlich zu positionieren, sodass man die Luft aus dem Ball lassen könnte, ohne die Halbkugel umzudrehen. Somit würde das Himmelszelt langsam auf den Boden sinken und man könnte sich vielleicht das äußerst sensible Umdrehen der Gipshalbkugel sparen.

Der Ball war danach nicht weiter benutzbar, da er Risse bekam. Damit das Planetarium nicht auseinanderbricht, stabilisierten wir die Ränder beim Umdrehen, indem wir Seile als Stützen darumbanden. Das Umdrehen mussten drei Erwachsene machen, da die Gipshalbkugel sehr schwer war. Als sie mal stand, war sie einigermaßen stabil und die Seile konnten wieder abgenommen werden. Allerdings ließ sich das Planetarium nicht gut bewegen. Es musste also gleich dort platziert werden, wo es auch bleiben konnte.

An einer eher schwachen Seite schnitten wir dann einen Eingang, sodass eine Person auf dem Rücken liegend mit dem Kopf hineinkriechen konnte. Die Kinder konnten auch ganz hinein.

Ich begann nun Tag für Tag neue Sterne in das Planetarium zu bohren. Angefangen mit dem Polarstern und dann jeden zweiten Tag ein neues Sternenbild dazu, was die Kinder entdecken und dann aufzeichnen konnten. Am folgenden Tag haben wir es noch mal betrachtet, benannt und manche Geschichten dazu gehört.

Wenn man von außen bohrt, muss natürlich darauf geachtet werden, dass die Sternbilder gespiegelt aufgezeichnet werden, damit sie dann von innen richtig herum erscheinen. Über ein halbes Jahr beschäftigte uns das Planetarium und immer neue Sternbilder waren darinnen zu sehen.

Es war schon eine sehr aufwendige Aktion, das Planetarium herzustellen, aber ich bin sehr froh, dass wir es jetzt haben und glaube, dass die Kinder dadurch mit den Sternbildern sehr vertraut wurden.