Praktisch-künstlerische Übung zur Einführung in den Satzbau
Eine sehr schöne Möglichkeit, sich in den Satzbau der deutschen Sprache einzufühlen, bietet folgende Methode, die ich, angelehnt an Ideen aus dem Buch von Erika Dühnfort „Die Sprache als Kunstbau“, mit meiner dritten Klasse durchgeführt habe:
Zunächst entwickelten wir gemeinsam Formen für die Wortarten, indem wir versuchten, das Charakteristische der einzelnen Wortgruppen herauszufinden. So einigten wir uns für die Hauptwörter auf eine Schlaufe…

(deutlich, für sich stehend, abgeschlossen)
…für die Tätigkeitswörter auf eine Welle…

(bewegt, schwungvoll)
und für die Eigenschaftswörter auf eine Spitze…

(charakterisierend, aufmerkend, bezeichnend)
Dann begannen wir damit, Sätze als Form darzustellen.
Die Sonne scheint hell.

In der Form kann man auch die Sprachmelodie abbilden. Verändern wir die Reihenfolge der Satzglieder entsteht eine Frage:
Scheint die Sonne hell?
Dies kann durch einen Abschluss nach oben hin ausgedrückt werden.

Hat man einmal diese Bausteine, kann sehr vielfältig damit gearbeitet werden. Hier nur ein paar Beispiele:
Das Auto fährt auf der Straße.
Hier kann auch die räumliche Anordnung in der Abbildung ausgedrückt werden, indem etwa die Schlaufe, die für das Auto steht, über der Schlaufe, die für die Straße steht, gemalt wird. Oder: In der Truhe liegt der Schlüssel. Hier kann die Beziehung zwischen den beiden Hauptwörtern bildlich dargestellt werden.

Dann können natürlich für Präpositionen oder auch Zeitangaben weitere Formen gefunden werden. Hier waren die Kinder sehr kreativ.
Es war sehr schön zu beobachten, wie vielfältig die Ausführungen bei den Kindern ausfallen. Sie haben auch viel Interesse daran gehabt, über die Unterschiedlichkeit zu sprechen.
Umkehrung
Dann haben wir das Ganze auch umgekehrt. Ich zeichnete eine Form und die Kinder sollten einen passenden Satz dazu formulieren. Alle Varianten kann man auch, je nach Klassensituation, in Partnerarbeit durchführen. So können zu der folgenden Form zahlreiche Sätze gefunden werden:

Ich habe diese Übung über vier Wochen in jedem Hauptunterricht als kleinen Übteil durchgeführt. Jeden Tag eine Variante bzw. die Kinder zwei bis drei Sätze abbilden lassen. Das hat viel Freude gemacht und sich sehr bewährt.