Satzzeichen II.

Ein Beitrag von Klaus Henning Gosau

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(blau – tiefschürfend, grübelnd, langsam)

Ist nicht die ganze Welt ein Rätsel?
Hat nicht die Frage tiefsten Sinn?
Ist nicht das Grübeln erster Anfang
des Rätsels Lösung zögernder Beginn?

Bin ich nicht biegsam Zeichen
am Ende jeder fragenden Gestalt?
Nie kann ich Antworten gereichen -
Ein fragend Zeichen bin ich halt.

 

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(rot – kraftvoll, laut, vehement)

Die Heftigkeit des Fühlens
stärkt meine innere Natur!
Ein Ausruf, laut und deutlich,
eine Hymne, auch ein Schwur!

Den Donnerschlag der Worte,
aus Glück und auch aus Wut
verstärkt mein Strich-Punkt stets am Ende
einer Seelenregung Glut.

 

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(gelb – schnell, fröhlich, etwas spitz)

Emsig reihe ich die Dinge
zahllos viele – doch für sich.
Haupt- und Nebensatz ich bringe
ins Gefüge, sinniglich.

Nimmt einmal ein Satz kein Ende,
steh´ ich – heißa – stets dazwischen.
Ob zum Schluß ich jemals finde?
Könnt´ ich nicht noch etwas mischen?

Ach, ich tändel – ach, ich bändel,
käme ich doch nie zum Schluß.
Das Wörtchen „und“ treibt mit mir Händel,
weil ich dann manchmal weichen muss.

 

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 (grün – behäbig, schleppend, gleichförmig)

Nicht Frohsinn noch Verdruss mich regen,
gemächlich führe ich den Satz zum Schluss.
Rund und behäbig bringe ich zu Ende,
was einmal fertig werden muss.

Gleich gilt mir jedes Satzes Länge,
denn irgendwann hört er mal auf.
Mich schreckt nicht Weite, quält nicht Enge,
nur – mich vergessen regt mich auf.