Künstlerischer Abschluss - Porträt

Ein Beitrag von Jürgen Bauer (Kunstlehrer an der Tübinger Freien Waldorfschule)

Das übergeordnete Thema der diesjährigen Arbeiten lautete: Das Porträt. Der Leistungskurs widmete sich dem Selbstbildnis, die anderen Schüler beschäftigten sich mit dem Kopf von Rudolf Steiner. Das Ziel war, in einer kleinen Reihe die Bildnisse vom ABBILD zum eigenschöpferischen BILD zu verändern. Wie schon Rudolf Steiner 1888 über die moderne Ästhetik schrieb:

„Nicht auf ein Verkörpern eines Übersinnlichen, sondern auf ein UMGESTALTEN des Sinnlich-Tatsächlichen kommt es Goethe in seiner neuen Ästhetik an. Das Wirkliche soll nicht zum Ausdrucksmittel herabsinken: nein, es soll in seiner vollen Selbstständigkeit be¬stehen bleiben; nur es soll eine NEUE GESTALT bekommen. ..." (aus: R. Steiner, Goethe als Vater einer neuen Ästhetik in Kunst und Kunsterkenntnis GA271).

Zuerst begannen aber alle Schüler mit einer reproduktiven zeichnerischen Aufgabe, um die Physiognomie und die Form kennenzulernen (über Spiegel oder Foto). Dabei hatten sie auf das Licht, die Proportionen und die Anatomie zu achten.

Der Leistungskurs gestaltete eine dreiteilige Reihe, bei der die zweite Aufgabe lediglich eine Umsetzung der ersten Arbeit war. Form und Proportion sollten erhalten bleiben, lediglich die Farbwahl und -technik war frei.

Bei der dritten Aufgabe hatte jeder die Möglichkeit, sein Selbstbildnis inhaltlich (beispielsweise durch Emotionen wie Wut oder Ruhe) oder formal (durch expressive oder kubistische Gestaltungsmittel) zu inszenieren. Diese Veränderungen wurden von den anderen Schülern, die das Bildnis Steiners bearbeiteten, in der zweiteiligen Aufgabe -VORBILD NACHBILD im Prinzip ähnlich gestaltet. Dabei wurden neben farbigen oder formauflösenden Ideen auch humoristische Bildaussagen geschaffen, die der Strenge des Fotos ein wenig "FARBE" entgegensetzen.

Die abgebildeten Reihen des Selbstporträts zeigen die Aufgaben zwei und drei, beim Thema Vorbild - Nachbild sind beide Arbeiten zu sehen.