Wanderausstellung

Die ganzheitliche Anschauung von Mensch und Tier in Goetheanismus und Anthroposophie

ORGANISATORISCHES

Die Ausstellung wird zu Michaeli 2018 im Rudolf Steiner Haus Stuttgart im Zusammenhang mit einer öffentlichen Tagung zur Evolution von Mensch und Tier eröffnet. Im Anschluss kann sie an anderen Orten gezeigt werden. Sie besteht aus 8 bis 10 Vitrinen aus Plexiglas und benötigt ca. 70 bis 100 qm Fläche. Der Vitrinen-Schutz der Exponate ermöglicht es, die Ausstellung in halböffentlichen Räumen, wie zum Beispiel Foyers zu zeigen. Die Eröffnung kann jeweils von einem Vortrag, Seminar oder einer Tagung begleitet werden. Es wird eine Erstattung der Transportkosten (200 bis 400 €) sowie ein ortsübliches Honorar für Vortrag / Seminar erbeten.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: 
Prof. Dr. Christoph Hueck, Kasernenhof 14, 72074 Tübingen.
c.hueck@yahoo.de. Tel. 0174-6640218.


ZUSAMMENFASSUNG

Viele Menschen suchen ein ganzheitliches und spirituelles Verständnis des Menschen und der Natur. Wie und warum sind der Mensch und die Tiere entstanden? Für die Naturwissenschaften sind der Mensch und die Tiere darwinistische Zufallserscheinungen. Die christlichen Kirchen sehen im Menschen ein Abbild Gottes, doch können sie die menschliche Gestalt und Evolution nicht genauer erklären. Für den Buddhismus spielt die Frage nach dem Wesen des Menschen und dem Unterschied von Mensch und Tier keine wesentliche Rolle. Im Anschluss an Goethes Metamorphosenlehre entwickelte Rudolf Steiner eine Methode der Naturbetrachtung, die so exakt wie die Naturwissenschaft arbeitet und doch zu ganzheitlichen Ergebnissen über das Wesen und Werden des Menschen in seinem Verhältnis zum Tierreich führt. Die Metamorphosenlehre ist eine wesentliche methodische Grundlage der Anthroposophie und insbesondere auch der Waldorfpädagogik. So steht die Ausstellung auch im Zusammenhang
mit dem 100-jährigen Jubiläum der Waldorfschulen in 2019.

Steiner griff Darwins und Haeckels Idee der gemeinsamen Abstammung aller Lebewesen auf, ergänzte sie aber um die spirituelle Anschauung, dass sich im Menschen das geistige Urbild des Tierreiches verkörpert. Nach Steiner sind die Tiere Absonderungen aus dem geistigen Menschenwesen, die notwendig waren, damit der Mensch als selbstbewusste Seele zuletzt auch in physischer Gestalt erscheinen konnte. In den letzten 100 Jahren wurde viel nach der Methode Goethes/Steiners geforscht. In der Ausstellung werden wichtige Ergebnisse dieser Forschung über Mensch und Tier anschaulich dargestellt und allgemeinverständlich erläutert. Sie ist so konzipiert, dass sie den Betrachter zum inneren Nachvollzug der Ideen und zum selbstständigen »Sehen mit Geistesaugen« anregt. Zusammen mit der Ausstellung werden Vorträge und Seminarkurse sowie ein begleitender Katalog angeboten.


HINTERGRUND

Rudolf Steiner vertrat in dezidierter Weise die Auffassung, dass nicht der Mensch von den Tieren, sondern die Tiere aus dem Wesen des Menschen abstammen.1 Den Gedanken der Tierabstammung des Menschen bezeichnete er einmal als den »größtdenkbaren Irrtum, der in der Menschheitsentwicklung möglich war«2. Dieser darwinistische Gedanke ist jedoch eine der geistigen Grundlagen der modernen Kultur. Er führt zu einem tief in den Seelen verankerten Materialismus - wie es beispielsweise in dem aktuellen Bestseller Homo deus von Yuval Noah Harari deutlich wird -, der der Transformation aller Lebensbereiche durch digitale Technologien nichts entgegenzusetzen vermag.

Rudolf Steiners Auffassung gründet auf Goethes Art der Naturbetrachtung, die sich durch ein bewegliches, sich mit den Naturphänomenen verbindendes und ihr inneres Wesen erlebendes Anschauen auszeichnet. In der Ausstellung wird diese goetheanistische Methode erläutert und an
vielen Beispielen erlebbar gemacht.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung beschäftigt sich mit dem Unterschied von Mensch und Tier. Ein Menschen- und ein Schimpansenskelett bestehen aus denselben Knochen, und Mensch und Schimpanse sind genetisch zu 99 % identisch. Darüber hinaus ist ein junger Schimpanse sowohl in seiner Haltung als auch in seinen Skelettformen dem Menschen sehr ähnlich, während ein alter gleichsam in die Schwere hinabgesunken ist. Im Unterschied zum Affen wirkt im Menschen eine von innen heraus zur seiner Aufrichtung führende Willenskraft. Sie bewirkt, dass die menschliche Form der gemeinsamen Urform von Affe und Mensch ähnlich bleibt. Das wird in der Ausstellung anhand von kindlichen und erwachsenen Schädeln von Affen und Menschen anschaulich gezeigt. Durch Vergleich von Arm und Hand des Menschen mit den Gliedmaßen verschiedener Tiere wird deutlich, dass sich der Mensch nicht wie die Tiere in Anpassung an bestimmte Umweltbedingungen spezialisiert, sondern das gemeinsame Urbild von Mensch und Tier verkörpert.

Im Zuge der Zurückhaltung des Tierischen verlangsamt sich auch die menschliche Entwicklung, Kindheit und Jugend sowie die gesamte Lebensspanne des Menschen verlängern sich, und der Mensch wird dadurch zu einem kulturell schöpferischen und lernenden Wesen. Darin zeigt sich deutlich - und das wird in der Ausstellung ebenfalls dargestellt - die Metamorphose der leibgestaltenden Kräfte in die Bewusstsein- und Kultur-schaffenden Fähigkeiten des Menschen. Im Weiteren wird die Dreigliederung der menschlichen Organisation dargestellt und gezeigt, dass diese das Urbild der drei Hauptgruppen der Säugetiere verkörpert. Schließlich wird die Entwickelung der dreigliedrigen menschlichen Gestalt in der Evolution anschaulich vorgeführt.

Die Ausstellung wird durch einen pointiert dargestellten Überblick über umfassende Konzepte der Naturordnung bei Linné, Darwin, Haeckel, Goethe u.a. eingerahmt, und sie wird durch wesentliche Zitate von Goethe, Darwin, Steiner u.a. vertieft. In einem begleitenden Katalog werden sowohl die Exponate als auch die Poster der Ausstellung, abgebildet und mit vielfältigen, erweiternden und vertiefenden Texten erläutert sowie durch entsprechende Quellenangaben dokumentiert.

  1. Vgl. hierzu Christoph Hueck: »Alles Niedere hat sich aus Höherem herausentwickelt« Rudolf Steiners Auffassung der Evolution von Mensch und Tier. Die Drei Heft 10 und 11, 2017.
  2. GA 194, 22.11.1919

Hier erhalten Sie einen genaueren Überblick über die Inhalte der Ausstellung