Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Ein Beitrag von Janette Gülker-Neuhaus (Freien Waldorfschule Everswinkel)

Eine Epoche Praktische Philosophie in Klasse 11

Drei Wochen lang beschäftigte sich die 11. Klasse auf der Grundlage des Buches „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ mit dem Thema Drogen und Lebensläufe. Michael Wulfert von der Drogenhilfe Münster (IN-DRO) und Lukas Brinker vom Haus der Wohnungslosenhilfe (HDW) gaben den Jugendlichen sehr konkrete Einblicke in die Lebenssituation der Menschen, die sich am Rande unserer Gesellschaft bewegen, wie eben Drogenabhängige und Obdachlose. Das Sleep In lernte die Klasse bei einer Exkursion kennen. Es bietet in Münster jungen Menschen zwischen 16 und 21 Jahren, die in Not geraten sind, eine sichere Unterkunft. Ein anonymer Fragebogen zum Thema Drogen wurde entworfen, der bei Bedarf in den Klassen 8 bis 11 eingesetzt werden kann. Zwei Anti-Werbeplakate von Schüler:innen sorgten zwischendurch für gute Stimmung (siehe Fotos). Ein wichtiges Anliegen der Epoche war, die Jugendlichen auf ihre eigene Biografie aufmerksam zu machen. Im Folgenden kommen die Schüler zu Wort. 

Janette Gülker-Neuhaus (Lehrerin) 

 

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo 
Was passiert im Buch? 

In dem Buch geht es um eine Jugendliche, die drogenabhängig ist. Es wird beschrieben, wie sie in die Drogenszene hineingerutscht ist, was die Abhängigkeit mit ihr gemacht hat und wie sie probiert hat, von der schiefen Bahn wegzukommen. Die meiste Zeit spielt die Geschichte in Berlin. Früher lebte sie noch auf dem Land, aber mit dem Umzug beginnt ein neuer Abschnitt in Christianes Leben. Ihre Eltern trennen sich und ihr Leben wird ins Chaos gestürzt. Mit der Trennung folgt ein weiterer Umzug, von Gropiusstadt nach Rudow, einem benachbarten Kiez. Ihre Mutter kommt mit einem neuen Mann zusammen und Christianes Schwester verlässt ihre Mutter und zieht zum Vater. Vor der siebten Klasse steht ein Schulwechsel an, aber Christiane verpasst die Einführungsphase und kommt seitdem in der Schule nicht mehr hinterher. Statt Hausaufgaben zu machen, besucht sie lieber das „Haus der Mitte“, ein Jugendzentrum mit Disco. Hier lernt sie neue Freunde kennen und konsumiert mit ihnen auch erste leichte Drogen. Sie ist zu dem Zeitpunkt 12 Jahre alt. Die Schule rückt nun endgültig in den Hintergrund, dafür interessiert sie sich immer mehr für das Nachtleben in Berlin. Für Jugendliche gibt es da nur eine Option, das SOUND, damals Europas modernste Diskothek. Das Sound wird ihr Freifahrtschein in die härtere Drogenszene. Sie nimmt nun auch Heroin und schließt sich einer neuen Clique an, in der sie zwar die Jüngste ist, sich aber unheimlich wohlfühlt, vor allem, wenn sie mit Detlef abhängt, mit dem sie auch zusammenkommt. Später folgen die ersten Entzugsversuche, die jedoch alle scheitern. Christiane und Detlef machen sich nach einem Entzug jedes Mal etwas vor. Sie sagen sich, dass ein gelegentlicher Druck nicht schaden könne. So leben sie mit gutem Gewissen weiter, ohne ihr altes Leben wirklich hinter sich zu lassen. Erst durch den Herointod ihrer besten Freundin Babsi mit 14 Jahren sieht Christiane der schlimmen Realität voll ins Auge. Mithilfe ihrer Mutter verlässt sie Berlin und zieht zu Verwandten aufs Dorf, weit weg von der Drogenszene. Sie wird dort clean, aber die Drogen spielen in ihrem Leben weiterhin eine Rolle, mal mehr, mal weniger. 

Jonathan 
 

Rezensionen 

Was meine ich dazu? Ich möchte das Buch jedem weiterempfehlen, der sich mit dem Thema Drogen und Abhängigkeit auseinandersetzen will. Hier wird ein Lebensweg beschrieben, der zeigt, wie Drogen verändern und Leben kaputtmachen können. Vielleicht schreckt es auch davor ab, selber Drogen zu probieren. Es stört nicht, dass die Geschichte schon älter ist, denn das Thema ist immer Realität und Christiane erzählt komplett schonungslos aus ihrem Leben. Leider kommen immer mehr junge Leute, sogar Kinder, in Kontakt mit Drogen. In dem Buch wird auch deutlich, was ein Gruppenzwang mit Menschen macht. Die Kinder haben irgendwie keine Chance. Sie bekommen kaum Unterstützung aus der Welt der Erwachsenen oder durch Institutionen. Deswegen sollte das Buch unbedingt an Schulen gelesen werden, am besten mit älteren Klassenstufen. 

Lisa 

Den Film „Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ würde ich vor allem Kindern in unserem Alter empfehlen (16/17 Jahre). Es ist ein sehr bewegender Film, in dem man oft ganz genau sieht, wie bestimmte Dinge ablaufen: z.B. Heroin sniefen, H. spritzen oder wie die Kinder Geld für die Drogen verdienen. Aber gerade das finde ich für angehende Erwachsene sehr wichtig zu sehen. Natürlich gilt es auch abzuwägen, inwiefern die einzelnen Menschen solche Bilder verkraften können. Darum sollte es freiwillig sein, sich den Film anzuschauen, so, wie es auch bei uns war. 

Maja 
 

Über das Sleep In

Das Sleep In ist eine Einrichtung in Münster, in der junge Menschen zwischen 16 und 21 Jahren, die in Not geraten sind, kostenlos übernachten können. Es wird von der Stadt Münster finanziert und ist geöffnet von 18 Uhr abends bis um 10 Uhr morgens. Tagsüber müssen sich alle Bewohner woanders aufhalten. Die Regeln im Sleep In sind sehr niedrigschwellig: Gewalt jeder Art ist nicht erlaubt und der Konsum von Drogen ist in den Räumen untersagt. Dennoch gibt es ein Raucher-Fenster und man darf high oder betrunken dort ankommen. Für jeden Bewohner steht ein Schrank mit Schloss zur Verfügung, worin man seine Sachen verschließen kann, damit sie nicht entwendet werden. Man kann im Sleep In duschen, waschen, kochen oder sehr preiswert kleine Mahlzeiten kaufen. Die Mitarbeiter bieten Beratungsgespräche an, die aber ganz freiwillig sind. Eine Etage mit vier Plätzen und einem Notfallbett steht Mädchen zur Verfügung. Hier arbeiten nur Mitarbeiterinnen. Eine andere Etage mit 12 Betten und zwei Notfallbetten ist für Jungen, auf der es nur männliche Mitarbeiter gibt. Die Atmosphäre in den beiden Etagen ist sehr unterschiedlich. Bei den Jungen sind die Zimmer und der Aufenthaltsraum nicht gerade einladend, es ist unaufgeräumt und riecht nicht angenehm. Die jungen Erwachsenen sollen sich dort nämlich nicht wohlfühlen, sondern sich möglichst schnell einen Job und eine andere Bleibe suchen. Manche bleiben nur für eine Nacht, aber nicht wenige Jungen verbringen oft Monate oder sogar ein Jahr im Sleep In. Bei den Mädchen sieht es direkt viel schöner und sauberer aus. Es gibt Pflanzen und gemütliche Stühle. Das hängt auch damit zusammen, dass die Mädchen das Sleep In meistens aus anderen Gründen aufsuchen als Jungen. Sie dürfen in der Regel länger dort wohnen. Auf jeden Fall ist das Sleep In eine gute Rückzugsmöglichkeit, um Ruhe zu finden und über seine Lebenssituation nachzudenken. 

Anastasia, Aaron, Amélie, Anna, Giora, Hannah, Meike, Nele, Raphael, Selma
 

Fragebogen zum Thema Drogen 

Mit unserer geplanten Fragebogenaktion wollten wir einen Überblick darüber bekommen, was die Jugendlichen an unserer Schule zum Thema Drogen wissen und auch, ob es bereits eigene Erfahrungen gibt. Ganz besonders interessierten uns die Bereiche Alkohol und Partydrogen. Wir sind der Meinung, dass es wichtig ist, Schüler rechtzeitig über die negativen Auswirkungen und Gefahren aufzuklären. 

Henk, Xaylén 
 

Anti-Werbeplakate 

Bei so einem ernsten Thema braucht man auch Spaß. Wir haben versucht, ansprechende, witzige Plakate zu entwerfen, die sich einprägen und trotzdem eine mahnende Wirkung haben können. 

Jakob, Michel 
 

Persönliches Fazit 

In dem Roman werden die Drogen sehr realitätsgetreu dargestellt. Man erfährt viel über den kurzen positiven Effekt, aber auch über die schlimmen anhaltenden Folgen. Wir finden, dass das Buch sehr von dem Drogenkonsum abschreckt, da hauptsächlich über die negativen Eigenschaften berichtet wird. Durch die Epoche haben wir gelernt, unsere Grenzen besser einzuhalten. Außerdem schauen wir jetzt bewusster darauf, wie oft wir Drogen (Alkohol!) konsumieren. 

Erik, Noam, Till, Tim 

In der Epoche haben wir viel über den Umgang mit Drogen und ihre Wirkungen gelernt. Die Einnahme von Drogen kann das Leben und die Person zerstören. Wir haben auch einen Einblick in den Lebensraum von obdachlosen und drogensüchtigen Menschen bekommen. Vor allem aber haben wir gelernt, wie wichtig ein gutes Umfeld und eine gute Erziehung für Kinder und Jugendliche sind – auch, wenn das nicht alles ist. 

Collin, Milan