Farbabstufungen (1)
Ein Beitrag von Jörg Frenzel (Freie Waldorfschule Kaltenkirchen)
Eine einfache, aber wirkungsvolle Übung für das Wahrnehmen von Farbqualitäten und die Sensibilisierung für Nuancen stellen die verschiedenen Farbabstufungen dar. Sie fokussieren den Blick durch Reduktion auf eine oder eine sehr begrenzte Farbauswahl und lassen den Schüler tief in das Erleben einer Farbe und deren Wirkung eintauchen.
Wir beginnen mit einer einfachen Form der Abstufung durch schrittweise Zugabe von Schwarz zu einer reinen Buntfarbe wie Rot, Gelb, Blau und Grün. Natürlich kann man das in freier ungeordneter Form als eine möglichst hohe Anzahl verschiedener Farbtöne durchführen. Ich bevorzuge die Übung aber in einer Art Tabelle, die den Schüler sowohl zu einer gewissen Genauigkeit und Sorgfalt anhält, als auch zu einer genau abgewogenen Zugabe von Schwarz, sodass sich die Abstufung zwar deutlich zeigt, aber nicht sprunghaft vollzieht. Ich habe diese Übung z. B. im Rahmen der Kunstgeschichtsepoche in der 11. Klasse angeboten, als es um den Impressionismus und die Farbtheorie ging.
Die Tabellen habe ich vorher gezeichnet und dann direkt auf Aquarellpapier in der Größe DIN A4 kopiert, sodass sie mit in das Epochenheft aufgenommen werden konnten. In jedem Fall sollte für das Malen mit wasserlöslichen Farben Aquarellpapier und nicht Zeichenpapier verwendet werden, da dieses sich stark mit Wasser vollsaugt, dabei ausdunkelt und der Farbe die Leuchtkraft nimmt.
Ich wähle mir also eine reine Buntfarbe – z.B. Rot – und gebe in der Mischpalette des Farbkastens schrittweise Schwarz hinzu. Die Zugabe sollte so erfolgen, dass sich die entstehenden Töne zwar deutlich voneinander abesetzen, aber keine zu starken „Sprünge“ entstehen. Am Ende der Abstufung soll das Schwarz die Ausgangsfarbe fast verdrängt haben, aber immer noch spürbar sein.
Mit den erhaltenen Tonwerten lassen sich viele Kompositionen gestalten, die an die Qualtität der Farbe anknüpfen. Rot – Feuer, Wärme / Blau – Wasser, Tiefe usw.