Resümee: Herz-Kreislaufsystem

Ein Beitrag von Holger Baumann

Bei näherer Betrachtung des Kreislaufs kann man erkennen, dass die Herzarbeit selbst nur einen Teil zur Blutbewegung beiträgt. Eine Pumpe, die das Blut ganz allein durch das riesige Netz der engen Kapillaren durchzudrängen vermöchte, würde in Aorta u. Arterien einen so hohen Druck benötigen, dass er das ganze Kreislaufsystem zum Platzen bringen müsste.

Weitere Argumente:

  • Im Embryo strömt erst Blut in anfänglichen Blutgefäßen, dann bildet sich daraus das Herz
  • Menschen mit intaktem Herzen können sehr kreislauflabil sein, während Menschen mit Herzmuskelschwäche und kräftigem Kreislauf sehr stabil leben können
  • Herztransplantation: Es gibt Hinweise, dass Menschen mit einem fremden Herzen Persönlichkeitsveränderungen erlitten haben, die mit dem Spender in Beziehung stehen.

Neben den in unserer Reise durch das Herz-Kreislaufsystem (I: Pulsieren im arteriellen System, II: Venöser Rückstrom von den Kapillaren) erarbeiteten Prozessen gibt es auch noch Hinweise, die für eine gewisse Eigenbeweglichkeit des Blutes sprechen.
Der Kreislauf besitzt also als Ganzes eine zweite Art von Herzfunktion, die mit dem Herzen zusammen arbeitet.

Das Herz kann also trotz landläufiger Meinung nicht als bloße mechanische Pumpe bezeichnet werden, eher als Verstärker und Regulator der fließenden Blutströmung, zumal das Herz auch ein Wahrnehmungsorgan für die Beschaffenheit des Blutes ist.

 

Das Rhythmische System als Grundlage unseres Seelenlebens

Der Herz-Kreislauf tritt immer mit in Aktion, ob wir uns freuen oder trauern, ob wir uns erschrecken oder schämen: Er verlangsamt sich oder beschleunigt sich, er drängt das Blut mehr in die Peripherie nach außen - wir werden rot - oder sammelt es mehr innen - wir werden bleich.

Blutdruckerhöhung und Erhöhung der Herzfrequenz erfahren wir bei Schreck, Zorn, Wut, Angst, Erregung und auch bei körperlicher Arbeit (manchmal sogar schon, wenn wir eine solche Arbeit nur erst erwarten), auch bei Schmerz und Kälte.
Blutdruckerniedrigung und Erniedrigung der Herzfreuenz treten ein bei Depression, Missmut, Trauer.

Unser Gefühlsleben ist eng mit dem Herzen verbunden, das zeigen schon die vielen alltäglichen Redewendungen. „Emotion" (lateinisch: emovere) ist etwas, „was der Mensch aus sich heraus bewegt".

Das Herz hüpft mir vor Freude - das Herz fällt mir vor Schreck in die Hose - das Herz zerspringt vor Freude - es liegt mit etwas auf dem Herzen oder am Herzen - es geht mir zu Herzen - ein Stein fällt mir vom Herzen

Ein Mensch ohne diesen Bereich ist herzlos o. kaltherzig. Liebende: Ihre Herzen finden zueinander - ein Herz und eine Seele - ein Herz für Kinder - jemanden in sein Herz schließen - ein weitherziger Mensch - Demgegenüber: engherziger Mensch, der nicht auf sein Herz hört, keine herzlichen Gefühle kennt, eher kaltherzig ist. Er würde niemals sein Herz verschenken, nein, er passt auf, dass er nicht etwa sein Herz verliert, deshalb macht er alles lieber halbherzig.

Auf der anderen Seite der weichherzige Mensch riskiert, einen anderen von ganzem Herzen zu lieben, aber vielleicht auch sich in der Gefühlswelt, gar im Gefühlsdusel zu verlieren.

In der Medizin weiß man, dass seelische Regungen auf den Körper schlagen und Krankheiten erzeugen. Umgekehrt gibt es Menschen, deren positive Seelenregungen sie scheinbar unerklärlich auch von unheilbaren Krankheiten heilen. Diese Zusammenhänge untersucht die Psychosomatik.

Sinken die Disharmonien in die Körperlichkeit, kann es zu Herzangst oder zu Herzenge (Angina pectoris) kommen. Die zuleitenden Gefäße sind verhärtet, eng geworden. Im Notfall gibt man Nitroglycerin-Kapseln, die die Enge sprengen.

Das Herz ist also in ganz besonderer und für den Menschen zentraler Weise
ein beseeltes Organ.