Traditionelles instinktives Bogenschießen

Ein Beitrag von Betina Maria Spring (Freie Waldorfschule Magdeburg)

„Goethe war 14 Tage nicht wohl, ist jedoch jetzt völlig wieder hergestellt. Gestern Nachmittag, schoss ich in seinem Garten mit einem Baschkirenbogen. Goethe selbst schoss zweimal. Ich hatte große Freude darüber. Ich schoss einen Pfeil in seine Fensterladen, der nicht wieder herauszubringen war und den wir haben stecken lassen."

(Goethes Sekretär Eckermann in einem Brief an seine Verlobte am 2.5.1825)

 

Der Bogen begleitet den Menschen seit Jahrtausenden als Jagd- und Kriegswaffe. Wenn wir heute vom traditionellen instinktiven Bogenschießen sprechen, meinen wir damit, dass wir Bögen ohne technisches Zubehör wie Ziel- oder Visiervorrichtung benutzen, um das Ziel zu treffen, ja sogar auf bewusstes Zielen über die Pfeilspitze verzichten.

Zum Bogenschießen benötigen wir drei Hauptelemente:

Holz, Sehne und Pfeil.

Die Funktion des Holzes, welches sich spannt, biegt bzw. rundet, können wir mit unserem Willen vergleichen. Das von uns angestrebte klare Denken spiegelt der Pfeil wider, der mit Schnelligkeit und Geradlinigkeit ins Ziel gelangt. Ohne die Sehne könnte sich kein Pfeil lösen. Sie ist die Verbindung zwischen unserem Wollen und dem Denken, verkörpert die Seelenkraft des Fühlens. Wenn uns der Anblick eines Bogenschützen fasziniert, so sehen wir unbewusst den Menschen, der als Schütze seine innersten Seelenkräfte Denken, Wollen und Fühlen zu beherrschen sucht und auf ein Ziel hin ausrichtet.

Bogenschießen ist ein Sport für Körper, Geist und Seele. Wir üben einen flexiblen und doch sicheren Stand. Schultergürtel, Arme und Nacken werden gekräftigt. Damit haben wir einen guten Ausgleich zur Sitzhaltung am Schreibtisch oder Computer. Wir erfahren neue Raumdimensionen und üben, um uns darin sicher zu bewegen. Auch Konzentration, Disziplin und Ruhe gehören zu unserem Erfahrungsschatz. Wie im „richtigen" Leben muss ich beim Bogenschießen loslassen, um das Ziel zu erreichen. Davor kommen Phasen des Übens und der Anspannung.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Loslassen? Es ist eine tolle Erfahrung: Es ist mir möglich, ein Ziel zu erreichen, wenn ich mich mit Gerät und Technik vertraut mache, Anstrengungen nicht scheue, mit Disziplin und Ausdauer übe.

Wir treffen uns montags 18.00 Uhr in der Sporthalle. Weitere Angebote der GTS finden Sie auf unserer Webseite.