Johannifeier im Waldorfkindergarten Krefeld Fichtenhain
Ein Beitrag von Christiane Schneider
Unser Johannifest ist ein besonderes Fest, das wir in unserer Einrichtung mit viel Liebe zum Detail gestalten. Drei Gruppen feiern gemeinsam das Johannifest – ein Fest zur Sommersonnenwende, das uns mit der Natur und miteinander verbindet. Es findet bei uns in der Außengruppe statt. Die Kinder und Erzieherinnenaus den anderen Gruppen machen sich zu Fuß auf den Weg zu uns.
Bereits zwei Wochen vor dem Fest schneiden „Große“ und „Kleine“ duftende Kräuter, binden sie zu kleinen Sträußen und hängen sie zum Trocknen auf. Etwa eine Woche vor dem Fest entstehen unsere Johannibälle/ Sommerbälle: kleine Stoffstücke, die mit Heu gefüllt und bunten Kreppbändern verziert werden. Mit Freude und Geduld flechten wir Bastzöpfe – einen für jedes Kind. Sie werden ein besonderes Symbol unseres Johannifestes sein. Die Eltern bekommen diesen einen Tag vor dem Fest und bringen ihn am Johannitag mit frischen Blumen geschmückt und zum Kranz gebunden wieder mit.


Der Tag beginnt draußen im Garten. Die Kinder, die zuerst ankommen, haben Zeit zum Spielen, während wir den Tag vorbereiten. Überall im Garten hängen wir viele gelbe, orangefarbene und rote Kreppbänder auf, die die Farben des Feuers symbolisieren. Sie erinnern uns auch an die Lebendigkeit und Wärme des Sommers und an die Kraft der Sonne, die zu dieser Zeit ihren höchsten Punkt erreicht hat.Für diesen festlichen Tag bereiten wir eine besondere Johanni-Speise und freuen uns über von Eltern mitgebrachte und liebevoll auf Tellern angerichtete Beeren jeglicher Art. In der Gruppe backen wir das traditionelle Sonnenwendrad-Brot. Dieses wird zusammen mit den Beeren auf einem Tisch mit einer gelben Tischdecke präsentiert, der immer voller wird, je mehr Kinder eintreffen.


Nachdem alle Kinder mit ihren bunt geschmückten Blumenkränzen angekommen sind, versammeln wir uns gemeinsam auf der großen Festwiese. Dort reichen sich Kinder und Erzieher die Hände, um einen großen Kreis zu bilden – ein Symbol für Gemeinschaft und Zusammenhalt. Dann werden unsere Vorschulkinder, liebevoll „die schlauen Füchse” genannt, von einer Erzieherin in die Mitte gebeten. Sie bilden einen kleineren, inneren Kreis, der von dem großen Kreis der anderen Kinder umgeben ist. Wir beginnen den Johanni-Wechselgesang. Während des Singens bewegt sich bewegt sich der innere Kreis in eine Richtung und der äußere Kreis in die entgegengesetzte. Bei jeder neuen Strophe wechseln die Kreise ihre Bewegungsrichtung. Das Spiel von Gesang, Bewegung und dem fröhlichen Lachen der Kinder sorgt für eine freudige Stimmung. Es ist ein Moment der Lebendigkeit, den alle in vollen Zügen genießen. Nach dem Gesang beginnen wir mit dem Lied „Winde, winde, eine Welle”. Dabei fassen sich alle Kinder und Erwachsenen an den Händen und bilden einen großen Kreis. Mit der ersten Strophe des Liedes bewegen wir uns langsam in einer Spirale immer näher zur Mitte. In der zweiten Strophe lösen wir diese Spirale wieder auf. Wir bewegen uns Schritt für Schritt nach außen. Anschließend ziehen wir in einer langen Schlange zur Feuerstelle, begleitet von dem fortgesetzten Gesang. Dort wartet bereits ein kleines Feuer. Die Kinder setzen sich um das Feuer, blicken eine Weile in die Flammen und lauschen dem Spruch, der von einer Erzieherin vorgetragen wird:
„Heute lodert das Feuer, der Rauch steigt empor.
Da brechen im Feuer die Geister hervor.
Seht, wie es flackert, sie tanzen zusammen.
Hört ihr das Knistern und Prasseln der Flammen?
Es stieben die Funken, es brennt so hell.
Johanni ist heute, kommt alle zur Stell.”
Die Vorschulkinder dürfen als Erste ihre getrockneten Kräutersträuße ins Feuer werfen. Dazu wird der Spruch gesprochen:
„Werft rein eure Zweiglein und wünscht euch was heut.
Gesundheit und Frohsinn für mich und alle Leut.
Werft rein eure Zweiglein und schickt mit dem Rauch
eure guten Wünsche zum Himmel hinauf.”
Auch die anderen Kinder dürfen anschließend Kräutersträuße ins Feuer werfen. Das Prasseln und der würzige Duft, der sich verbreitet, schaffen eine besondere Atmosphäre. Nachdem wir eine Weile am Feuer gesessen haben, beginnt das gemeinsame Essen. Die Kinder genießen die mitgebrachten Beeren – Erdbeeren, Kirschen, Blaubeeren und Johannisbeeren – sowie das Sonnenwendradbrot, das mit Butter und Kräutersalz serviert wird. Nach der Stärkung treffen wir uns erneut auf der Festwiese. Die Kinder stellen sich in einen großen Kreis und jedes Kind erhält einen selbstgemachten Sommerball.
Mit dem Lied:
„Ball, Ball fliege, dass ich dich kriege,
Hoch hinauf, ich fang dich wieder auf.“
wird der Ball jedem Kind zugeworfen. Dann spielen die Kinder noch eine Weile mit den Bällen, bevor wir zum Mittagessen hineingehen. Die anderen beiden Gruppen machen sich währenddessen auf den Rückweg.
Das Johannifest verbindet auf wunderschöne Weise Natur, Gemeinschaft und die Freude an Ritualen, die für die Kinder eine bleibende Erinnerung schaffen.