Winteraustreiben - Fasching

Ein Beitrag von Katharina Lehmann ( Waldorfkindergarten Cottbus)

Wenn wir Fasching feiern, so geben wir den Räumen, den Gegenständen und auch uns eine andere Gestalt. Jedes Jahr konnten wir ErzieherInnen beobachten, dass dies für die Kinder ein Spaß, aber auch eine anstrengende Situation war. Wenn nämlich das gewohnte, Sicherheit gebende Umfeld auf einmal weg ist und der verinnerlichte Tagesrhythmus für die Kinder nicht mehr erkennbar wird, entsteht Unsicherheit.

„Nun gehört aber zu der Kunst, in eine andere Haut hineinzuschlüpfen, die
Fähigkeit, sich selbst als Persönlichkeit zurücknehmen zu können. Dafür ist wiederum Voraussetzung, dass man zunächst einmal zu seiner eigenen Persönlichkeit gefunden haben muss. (….)“ (aus: Luise Schlesselmann, „Die christlichen Jahresfeste und ihre Bräuche“)

Für uns KindergärtnerInnen war es also eine Überlegung wert, wie man dieses Fest (Fasching – Winteraustreiben – Frühlingsbeginn) für die Kindergartenkinder altersgerecht und doch eng an der Tradition gestalten könnte. So sammelten wir uns bekannte und wichtig erscheinende Eckpunkte, die wir neu greifen und in unser „Fest“ einbringen wollten.

Wir entschieden uns, eine große „Verkleidekiste“ in den Garten zu stellen. Es sollte einen gemeinsamen Reigen geben, eine Festtafel, ein Feuer. Mit dem Feuer wurden selbst gesammelten Kräutern in einer Räucherschale entzündet, mit der wir durch die Gruppenräume zogen. Am wichtigsten erschien uns aber, dass alle ins TUN kamen und mit Freude dabei sein, eintauchen oder auch nur beobachten konnten.

Wir haben ein weitläufiges Außengelände an unserem Kindergarten. Jede Gruppe entschied sich, einen Bereich für das Fest zu putzen (z.B. den Kräutergarten, die Schaukeln, das Weidenhaus, die Sandkästen …). Der Winter sollte ausgefegt werden, um Platz für den Frühling zu schaffen. So wurden im Vorfeld Besen aus Birkenreisig gebunden, Bänke abgeschliffen und Sandkastenumrandungen erneuert.

Der Tag selber begann für die Kinder im gewohnten Rhythmus und Umfeld. Die Gruppenräume zeigten sich nicht in einem komplett veränderten Zustand. Einzig und allein die große Tafel, welche uns an Festtagen beschert ist, wies auf den besondern Tag hin. Nach dem gemeinsamen Frühstück trafen sich alle Gruppen im Garten und begannen sich zu verkleiden, zu fegen, zu schippen, zu wischen, zu werkeln, zu singen, ja und wenn man wollte auch einfach nur zu spielen. Gegen Mittag versammelten wir uns alle zum Reigen. Dem folgte das Festmahl und die wohl verdiente Mittagsruhe …

Veränderung heißt auch immer Mut aufbringen zu müssen. So ging es auch uns ErzieherInnen mit unserer neuen Idee, welche bei den Eltern nicht ausschließlich auf Jubeltöne und Zustimmungen stieß, da der Fasching in seiner „ursprünglichen“ Form auch bei uns Tradition hatte. Jedoch hat es sich gelohnt, diesen Mut aufzubringen und etwas Neues zu beginnen. Im Rückblick sind wir uns als Kollegium einig, dass wir den Fasching in dieser neuen Form wahrhaftiger – und den Kinder entsprechender gestalten konnten.

Und aus jeder neuen Idee kann ja auch eine Tradition werden …

Ihr Kommentar