Adventsgärtlein

Gedanken zum Adventsgärtlein von Klaus Henning Gosau

Suche

Das Erste, was ein Neugeborenes gemeinhin tut, kaum dass es das Licht der Welt erblickt hat, ist suchen - ganz elementar sucht es nach der Mutterbrust. Und die Suche bleibt! Mehr oder minder ist sie unbewusst: Neben endlos viel anderem suchen wir Freunde - eine Wohnung - passende Schuhe - etwas Essbares - ein gutes Buch - des Anderen Zustimmung - die Lesebrille - Hausnummer 37 oder - inneren Frieden. Manch einer verliert sich am Leben und sucht dann irgendwann sich selbst - wenn alles gut geht.

 

Finsternis und Licht

Diese Suche beginnt in der Finsternis und oft weiß man erst viel später, wann man damit angefangen hat. Die Richtung gibt ein Licht vor und sei es zunächst noch so schwach und kaum zu orten.

Es braucht Kraft auf diesem Weg! Und Zuversicht, dass das, was man verschenkt, mehrfach zurückkommen kann. Das, was es zu finden gilt, bleibt zunächst verborgen, erhält man es doch berührungslos im Übersprung eines Funkens, den niemand sehen kann, weil es sich geistig vollzieht.

Dass etwas geschehen sein muss - wann auch immer - kann spürbar werden, wenn sich dann die Lebensaufgaben ändern oder wenn das eigene Bewusstsein diese anschaut und mit ihnen umgeht.

Die Tannengrün-Spirale des Adventsgärtleins ist Symbol für den Weg nach innen in äußerer Finsternis. Die lebendigen Zweige sind Kraftspender, um auf dem Weg auch zu bleiben. Kinder und ausdrücklich auch Jugendliche und Erwachsene entzünden in der Mitte, im Zentrum angekommen, an einer großen Kerze eine kleine, mitgebrachte Kerze, die auf einen Apfel aufgesteckt ist.

Die mild, leuchtende und zunächst auch einsam, erhaben leuchtende Kerzenflamme in der Mitte verliert sich letztlich in Höhen, die nicht auszumachen sind: Festes Kerzenwachs, das sich verflüssigt - die Flamme, die flimmernd gasförmig wird und Wärme die sich verschenkt - alle vier Elemente!

Das Licht im Zentrum kommt ausdrücklich nicht zu uns geeilt!

Erst wenn man sich ihm genähert, der Mensch sich neigt und er die Möglichkeit ergreift, sich zu entzünden - innerlich - lebt sich das Licht hinaus nach außen in den Umkreis.

 

Der Apfel

Der Biss in den Apfel vertrieb die Menschen aus dem Paradies, hing er doch am Baum der Erkenntnis. Er machte und macht die Menschheit erdenschwer, beschert aber auch die Erkenntniskräfte von Gut und Böse, wie es sonst nur den Göttern zu Eigen ist. Das Paradeisspiel gibt ein lebendiges Zeugnis davon. Das kleine Licht auf dem  Erkenntnisträger Apfel wird nicht(!) behalten. Es findet seinen Platz an einer Stelle des Tannengrüns, irgendwo in der Spirale. Schon zwei, drei kleine Lichter mehr ändern die Lichtverhältnisse deutlich und erleichtern anderen den Zugang zu ihrem Weg. Im Lichte jedoch lassen sich die richtigen Wege besser finden - je mehr Licht von vielen, je mehr Unterscheidungsvermögen.

Ein Oberstufenschüler beschrieb eine Spirale einmal so: „Eine Spirale bildet sich durch einen wandernden Punkt auf einem Kreis der sich nicht schließt!"

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