Imperialismus
Als Imperialismus bezeichnet man die Zeit, in der die europäischen Großmächte in verstärktem Maße versuchten, die Herrschaft oder zumindest Kontrolle über andere Länder oder Völker zu erringen. Zwischen 1870 und 1914 kam es zu einer europäischen Expansionswelle. Man war bestrebt, möglichst viel der damals bekannten Welt an sich zu reißen. Um der Konkurrenz in einer sich industrialisierenden Welt gewachsen zu sein, glaubten die Großmächte, große Teile der Erde als Rohstofflieferanten und/oder Absatzmärkte beherrschen zu müssen.
Ideologische Grundlage
Man sah aber auch ideologische Gründe für den Imperialismus. Darwin hatte eine biologische Gesetzmäßigkeit in der Tierwelt entdeckt: „The Survival of the Fittest". Dies übertrug man gerne auf Staaten untereinander, um die eigene Vormachtstellung gegenüber weniger technisierten Ländern begründen zu können. Dies nennt man Sozialdarwinismus. Aus der Idee der Rassenlehre durch Mendel wurde eine Rassenhierarchie entwickelt, nach der der Weiße über den anderen Völkern stünde. Dieser Rassismus erlaubte die Ausbeutung, die Unterdrückung und das Töten der so zu Minderwertigen gewordenen Völker.
Voraussetzungen
Eine wesentliche Voraussetzung für den Imperialismus bestand darin, dass die Großmächte durch die industrielle Revolution technisch anderen Ländern weit überlegen waren. Bessere Waffen (Maschinengewehr), stärkere Transportsysteme (Eisenbahn und Stahlschiff) und schnellere Kommunikationssysteme (Telegraphie) ermöglichten die Beherrschung großer Räume durch wenige Menschen und die Nutzung und den Abtransport von Ressourcen. Der technische Vorsprung bewies die scheinbare Überlegenheit der Weißen, da nur diese im Besitz der neuen Techniken waren.
Folgen der Europäisierung der Welt
Cecil Rhodes sagte 1877: „Ich behaupte, dass wir die erste Rasse in der Welt sind und dass es umso besser für die Menschheit ist, je mehr wir von der Welt bewohnen." Die Europäer trugen keinerlei Wertschätzung gegenüber anderen Kulturen. Alles, was braun, gelb, schwarz oder rot war, stand jedenfalls unter den Weißen. Der Welt wurde die "fortschrittlicher" europäische Kultur aufgezwungen. Bis heute ist die Welt europäisch geprägt.
Wirtschaftlicher Aufschwung
Man muss deutlich sehen, dass bis zum heutigen Tag die Wirtschaft Europas durch die Ausbeutung der Kolonien einen Sprung vorwärts. Die meisten dieser Länder leiden bis heute darunter. Zumeist wurde die dortige Kultur zerstört.
Zerstörung von Kulturen
Die Kulturen der "Eingeborenen" wurden zerschlagen und europäische Denkweisen (Egoismus, Gewinnstreben, Fortschrittsgläubigkeit, Freiheitsideal) eingeführt.
Einzelne Länder
Großbritannien
Das britische Imperium war das größte Kolonialreich. Ursprünglich bestand das Mutterland aus Irland, England, Schottland. Um 1900 beinhaltete es jedoch zusätzlich Indien, Teile Afrikas, Kanada und Australien. Zu dieser Zeit erstreckte es sich über ein Viertel der Erdoberfläche und ein Viertel der Menschheit. Die Ziele der britischen Politik waren die Erhaltung des europäischen Gleichgewichts und die Eindämmung der aufstrebenden Konkurrenz Russlands und der USA. England war größte Seemacht. Industriell war England allen anderen eine Stück weit voraus. Somit konnte es das größte Kolonialreich unterwerfen.
Russland - größte Landmacht
Die russische Kolonisation zeichnete sich im Gegensatz zur Kolonisation der meisten anderen europäischen Kolonialmächte dadurch aus, das sie nicht in erster Linie auf Gebiete in Übersee abzielte, sondern vor allem auf kontinentale Expansion in angrenzenden Gebieten setzte Dies war zum einen durch das jahrhundertelange Fehlen eines vollwertigen Zugangs zu den Weltmeeren bedingt, zum anderen durch das Vorhandensein großer, zum Teil ziemlich dünn besiedelter Landmassen in direkter Nachbarschaft.
Frankreich
Die Zeit des Kolonialismus begann für Frankreich mit dem Erwerb der ersten Kolonien am Ende des 16. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert wurde Frankreich zur zweitgrößten Kolonialmacht der Welt.
Zu Beginn war im 17. Jahrhundert für Frankreich speziell Amerika das Hauptziel der Kolonialisierung. Es beanspruchte in Nordamerika das heutige Kanada, das komplette Zentralgebiet der USA sowie einige karibische Inseln. Durch den Pariser Frieden am Ende des Siebenjährigen Krieges musste Frankreich den größten Teil seiner amerikanischen und indischen Besitzungen an Großbritannien abgeben; Westlouisiana hatte es zuvor bereits an das verbündete Spanien abgetreten, um es nicht in britische Hände fallen zu lassen.
Ab 1830 konzentrierte sich Frankreich auf Afrika, beginnend an der Gegenküste des Maghreb, und eroberte zwischen 1845 und 1897 die gesamte Sahara, den größten Teil West- und Zentralafrikas. 1898 trafen die französischen Truppen bei Faschoda am Nil auf die Briten, ließen sich allerdings auf keinen Konflikt ein und zogen sich zurück. Seit dem Zweiten Kaiserreich griff der französische Kolonialismus auf Südostasien über; Indochina galt als Glanzstück des Kolonialreichs. Daneben gab es kleinere Besitzungen in Indien und China.
Deutschland
Die geringe Anzahl deutscher Kolonien und Schutzgebiete am Ende des Ersten Weltkrieges und der Kolonialzeit begründet sich aus der Tatsache, dass Deutschland erst im 19. Jahrhundert mit der Kolonialisierung begann. Während andere europäische Mächte bereits ab dem 15. Jahrhundert begannen, Kolonien in Übersee zu gewinnen, traten die deutschen Länder bis dahin aus den verschiedensten Gründen nicht als Kolonialmacht in Erscheinung. Nur Brandenburg-Preußen bemühte sich Ende des 17. Jahrhunderts um einen überseeischen Kolonialbesitz und -handel. In Afrika bleiben nur weniger wichtige, verstreute Gebiete für Deutschland. In der Südsee erwarb Deutschland unbedeutende Inseln. Auch in China fasst Deutschland Fuß. Insgesamt kam Deutschland zu spät bei der Aufteilung der Welt. Man fühlte sich betrogen.