Friedrich Wilhelm I. - Charakterbild

Unzählige Male ist das Charakterbild Friedrich Wilhelms I., des «Soldatenkönigs», gemalt worden: energisch, treu, unendlich fleißig, pflichtbewusst, erfüllt von der preußisch-hohenzollerischen Dienstgesinnung: die Regenten sind zur Arbeit geboren, nicht zum Genuss - sparsam, ökonomisch, haus­väterlich-patriarchalisch, bürgerlich, dabei streng, hart und rau im Äußersten, ja roh zuweilen - herrisch, selbstherrlich, tyrannisch, alles selbst machen, alles selbst überwachen, alles durch Zwang verwirkli­chen wollend; unter der derben, schroffen und groben Hülle doch treuherzig, ja liebebedürftig; protestantisch-gläubig, hausbacken, ohne irgendwelchen Sinn für höhere Bildung, ohne Sinn für mensch­liche Individualität, fern der Kultur und dem geistigen Leben.

In der Heeresbildung liegt Friedrich Wilhelms I. ureigentliche geschichtliche «Lei­stung». Er begann mit einem Heere von 38.000 und endete mit einem solchen von 83.000 Mann. Wiewohl er nur 1.800.000 arme Einwoh­ner hatte, machte er seine Armee ebenso stark wie die Österreichs, das mehr als 20 Millionen Einwohner zählte. Das Heer wurde durch ihn zu einer vollkommen staatlichen Einrichtung gemacht, die der König ganz in der Hand hatte. Friedrich Wilhelm erst hat die Organisation des stehenden Heeres vollendet.

Die Rekruten dieses Heeres wurden zur Hälfte durch Aushebung von Landeskindern aus den niederen Schichten der Bevölkerung - man war noch weit entfernt von der Idee der allgemeinen Wehrpflicht -gewonnen, zur anderen Hälfte durch Anwerbung in anderer Herren Ländern, wobei mit den gewaltsamsten und brutalsten Mitteln vorge­gangen wurde und unbesehen auch die schlechtesten Elemente ge­nommen wurden. «Ein so zusammengebrachtes Heer konnte nur durch äußerst strenge Zucht bei der Fahne gehalten und dressiert wer­den» Es überkommt uns die Erinnerung an die Ursprünge Roms und seines verwandten staatlich-militärischen Wesens, wie sie die Sage aus den Zeiten des Romulus erzählt. -

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