Justinianische Pest

Im Jahr 541 erlebte die Welt die bis dahin größte Pestwelle. Kaiser Justinian herrschte im Oströmischen Reich von 527 - 565. Man nannte diese Pest daher auch die „Justinianische Pest".

Die Seuche hatte ihren Ursprung wahrscheinlich in Äthiopien oder Arabien. Über Nordafrika gelangte sie durch den Schiffsverkehr ins Mittelmeergebiet. Annähernd 40 % der Bevölkerung starben damals durch diese furchtbare Krankheit. Wie ein Lauffeuer breitete sie sich bis nach Nord- und Osteuropa aus.

 

Pestarten und Krankheitsverlauf:

Beulenpest

Die Beulenpest ist die häufigste Erscheinungsform. Ihre Inkubationszeit beträgt etwa 2 - 6 Tage. In der Leistengegend entstehen Beulen, die die Größe von Hühnereiern erreichen können. Sie mit Eiter gefüllt. Begleitet wird diese von hohem Fieber und Gliederschmerzen. Weitere Symptome sind zunächst Schüttelfrost, starke Kopf - und Gliederschmerzen. Außerdem Benommenheit und ein schweres Krankheitsgefühl. Die Haut wird fleckig. Diese Beulen sind äußerst schmerzhaft. Bricht die Beule nach außen auf, so kann es zur Heilung des Kranken kommen. Die Sterberate beträgt etwa 35 %. Oft litt der Erkrankte jedoch auch unter der Lungenpest. Sie verlief immer tödlich. Wurden die Beulen nicht geöffnet und geriet der Erreger in die Blutbahn bedeutete dies eben falls den Tod des Erkrankten. Bei etwa 50 - 90% der unbehandelten Fälle verläuft die Pest nach ungefähr 4 Tagen tödlich.

 

Lungenpest (der Schwarze Tod)

Die Lungenpest hat mit 1-2 Tage eine noch kürzere Inkubationszeit. Danach beginnt sie stürmisch. Schon durch das Einatmen von infektiösen Tröpfchen der Atemluft andere Erkrankter kann man sich anstecken. Die Lungenpest wird durch blutigen Auswurf und Atemnot begleitet. Durch Sauerstoffmangel verfärbt sich die Haut düsterblau. Deshalb nennt man diese Pesterkrankung auch den Schwarzen Tod. Der Tod trat meist nach ca. 2 bis 3 Tagen nach dem Auftauchen der ersten Symptome ein.

 

Maßnahmen

Die Ärzte standen im Mittelalter der Pest sehr hilflos gegenüber. Auch waren die medizinischen Kenntnisse im Allgemeinen nicht weit gediegen. Die Ärzte fühlten etwa den Puls und untersuchten z.B. Körpersäfte und Ausscheidungen. Besonders wichtig war ihnen die Untersuchung des Urins. Sie galt als die sicherste Diagnose einer Krankheit. Beispielsweise besprühten die Ärzte die Erkrankten mit Essig, um eine Linderung zu erreichen. Man versuchte das Gift aus dem Körper mit verschiedenen Substanzen zu ziehen. So legte man ihnen etwa Umschläge mit einem Brei aus dem Pulver zermahlener Insekten auf.

Eine weit verbreitete „Arznei" war der Aderlass: Die Adern des Kranken wurden geöffnet und es wurde Blut abgelassen, um die Infektion aus dem Körper fließen zu lassen. Bei einer anderen Methode öffnete man die geschwollenen Beulen und brannte diese aus um sie zu desinfizieren. Starben die Menschen dann trotzdem, wurden ihr Haus und der gesamte Besitz verbrannt.

Die Kranken mussten in vielen Gegenden gemeldet werden. Ihre Häuser wurden markiert, die Erkrankten wurden isoliert und die Toten mit ihrem Eigentum auf speziellen Friedhöfen außerhalb der Stadt begraben.  

 

Glaube

Für die Menschen kam diese Krankheit ganz unvermittelt über sie. Man kannte nicht ihre eigentliche Ursache, umso mehr fürchtete man von ihr angesteckt zu werden. Man suchte Gründe für das große Sterben. Viele Menschen empfanden die Pest als Strafe Gottes für die Sünden der Menschen.