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Ein Artikel von Andreas Borchers (Schüler einer ehemaligen 13. Klasse der Freien Waldorfschule Markgräflerland)

Nie, nie, mit Sicherheit nie wieder Schule. Das hab ich mir geschworen. Ein triumphales Gefühl, all diese Gesichter nie, nie wieder sehen zu müssen. Außer ich will es, aber wer denkt sich denn als frisch gebackener Absolvent mit Realschulabschluss, je wieder etwas von den ganzen Gestalten zu wollen? Auf in den Beruf, die Schule interessiert mich doch nicht mehr, sollen sie machen, was sie wollen. Ihre doofen Lieder singen, den verdammten Morgenspruch bin ich auch leid, ich bin froh, dass ich draußen bin!

So dachte ich mit voller Überzeugung, als ich im Sommer 2010 die Schüfe endlich verlassen habe. Ein Jahr habe ich nun Berufsluft geschnuppert, die Vorteile des Arbeitslebens kennen gelernt, ich war froh. Einfach nur froh.

Nach einiger Zeit begann ich jedoch, wohlgemerkt ICH, der größte Anti-Schüler, den ich mir vorstellen kann, diese blöde Schule einfach zu vermissen. Kann doch nicht sein, so ein Quatsch, dachte ich, und verdrängte den Gedanken wieder. Es ließ mich nicht los. Es ging mir einfach nicht aus dem Kopf. In meinem Beruf als Forstwirt habe ich in einer vier Mann starken Arbeitsgruppe gearbeitet, Abwechslung bleibt somit dann doch auf der Strecke. Sind die drei Kollegen, bzw. Mitangestellte, ach, nennen wir sie doch Bezugspersonen des Arbeitsumfeldes, nicht ganz nach dem Geschmack, kann das ganz schön anstrengend sein. Gerade in Kleingruppen, während einer Arbeit, bei der man sich 100-prozentig und kein bisschen weniger auf seine Kollegen verlassen können muss, ist so etwas nicht toll.

Ich dachte ziemlich oft an meine Schulzeit. Gerade das, was ich immer als langweilig, nervige Disziplinarmaßnahme, Schikane, Hardcore-Anthroposophie usw. empfunden habe, habe ich auf einmal vermisst.

Eine Stunde Eurythmie während der Berufsschule - wäre genial! Wie oft habe ich diese Eurythmisten verflucht und jetzt sehne ich sie förmlich herbei?

Ein gemeinsames Sprechen, ein Miteinander, ein Singen - all dies wird oft als lästige Pflicht empfunden. Doch schweißt es auf eine gewisse, vom Schüler meist noch nicht erkennbare Weise, unglaublich zusammen. Dieses Gemeinschaftsgefühl, das so entsteht, herrscht, soweit ich es sagen kann, nicht nur in den einzelnen Klassen, es breitet sich aus, es kennt keine Wände oder verschlossene Türen. Das ganze Schulgelände scheint von diesem Gefühl, diesem Flair befallen zu sein.

Erkennen konnte ich es erst, als es nicht mehr da war und ich glaube, den meisten Abgängern dieser Schule wird es ähnlich gegangen sein.

Umso schöner ist es jetzt, dieses Gefühl wahrzunehmen und wieder hier zu sein. Einmal mit Freude und Bewusstsein den ehemals verhassten Morgenspruch sprechen, etwas annehmen, gegen das man sich immer nur gewehrt hat - dieses Gefühl ist einfach klasse. Ich bin gerne in der Schule - mir graut es schon vor dem Abi. Nicht wegen der Prüfungen, sondern weil diese Zeit dann endgültig vorbei ist.

 

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