Butter machen

Ein Beitrag von Rosemai M. Schmidt.

Das Buttern gehört thematisch in die Handwerksepoche der 3. Klasse. 

In unserer hoch technisierten Welt sind die „Prozesse" dem Bewusstsein gewissermaßen verloren gegangen. Kinder lernen, dass man eingeschweißten Emmentaler aus dem Supermarkt nach Hause trägt, doch wie er entstanden ist, erfahren sie, wenn überhaupt, meist allenfalls aus Büchern oder Erzählungen. Jeder hat Butter im Kühlschrank, aber wer hat erlebt, wie sie entsteht? Nicht immer hat man die Möglichkeit mit einer Klasse einen Bauernhof zu besuchen, aber manchen Prozess des Werdens kann man ins Klassenzimmer hereinholen.

Besonders eindrücklich ist es, die Kinder den Moment erleben zu lassen, in dem aus Rahm Butter wird. Und es ist vor allem ganz einfach!

 

Vorbereitung:

Pro Schüler wird benötigt:

  • Ein handelsübliches ½ Liter-Milch- oder Sahnefläschchen aus Weißglas (wichtig: Durchmesser der Öffnung ca. 4 cm)
  • Die Flasche muss sauber gespült und alle Etiketten müssen rückstandsfrei entfernt sein.
  • Mind. ca. 50 ml handelsüblicher kalter Schlagrahm (süße Sahne)
  • Ein Messer zum Butterstreichen & ein Frühstücksbrettchen
  • Ein Brötchen oder eine Scheibe Brot
  • Kleines Schüsselchen oder Eierbecher für die fertige Butter

Der Lehrer benötigt zusätzlich:

  • Ein größeres Glasgefäß zum Sammeln der entstehenden Milchflüssigkeit
  • Ein feinmaschiges Sieb (nicht zu klein)

 

Der Prozess:

Der Lehrer füllt jedem Kind ca. 50 ml Sahne in dessen Flasche. Wichtig: Der Deckel der Flasche muss (evtl. sicherheitshalber vom Lehrer) sehr fest verschlossen werden. Jetzt wird die Flasche kräftig geschüttelt. Schön ist es, wenn die Kinder gleichzeitig beginnen, denn je nach Temperament dauert der Prozess verschieden lang (5 - 10 min).

Zunächst wird die Sahne immer dickflüssiger bis sie die bekannte Konsistenz von Schlagsahne erreicht hat. Schließlich wird sie so fest, dass man das Gefühl bekommt, sie kaum mehr schütteln zu können, und spätestens an diesem Punkt fühlt man den Impuls aufzuhören. Wenn man diesen Widerstand überwindet und trotzdem mit aller Kraft weiterschüttelt, erlebt man

 

einen magischen Moment:

Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere wird das Schütteln ganz leicht und das, was man im Inneren sieht, ist etwas ganz Neues. Ein zusammenhängender gelber Klumpen - die Butter - schwimmt in der dünnen, hell-weißlichen Milchflüssigkeit.

Nun kommt jedes Kind mit seiner Flasche und seinem kleinen Schüsselchen zum Lehrer und schüttet den Inhalt der Flasche in das Sieb über dem Sammelkrug. Die Milchflüssigkeit fließt ab, die Butter kommt ins Schüsselchen. Wenn jedes Kind der Klasse damit durch ist, kann man das Erlebte austauschen.

Nach dem Aufräumen kann ein „Butter-Schlemmen" folgen, wo jedes Kind ein Brötchen oder Brot mit der selbst hergestellten Butter essen kann. Auch die Milchflüssigkeit kann nach Wunsch getrunken werden. Es sollte auf weitere Brotbeläge (Marmelade, Käse ...) verzichtet werden, damit das reine Geschmackserlebnis der selbst gemachten Butter nicht verfälscht wird.

Das Produkt aus normaler Schlagsahne ist die so genannte Süßrahmbutter. Sollte der Wunsch bestehen auch Sauerrahmbutter herzustellen, müsste man dafür speziell gesäuerten Rahm verwenden (zum Beispiel in Molkereien erhältlich). Die Herstellung der Sauerrahmbutter gleicht derjenigen der Süßrahmbutter. Einen Unterschied gibt es allerdings im Ergebnis: Neben der Sauerrahmbutter entsteht zum Schluss Buttermilch.

 

 

Eine Ergänzung von Gertraud Neumüller

(Freie Waldorfschule Chiemgau)

Ein Tipp zum Butter herstellen: Zur Weiterverarbeitung von Butter, wenn man eine Kugel formen will, ist es wichtig die Hände (Butterform oder Messer) zuerst in heißes, dann in kaltes Wasser tauchen. Die Butter bleibt dann nicht kleben, sondern löst sich ganz leicht.

Ich hab diese Erfahrung auf einer Alm gemacht, auf der wir täglich 600 Liter Milch zu Käse und Butter verarbeitet haben.

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