von Johanna Mülleder

Ein Beitrag von Johanna Mülleder (Freie Waldorfschule am Kräherwald / Stuttgart)

Es soll hier ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass das folgende Epochenheft der individuellen Schwerpunktsetzung der oben genannten Autorin entspricht und somit keine Allgemeingültigkeit besitzt. Es dient der Anregung und Vorbereitung des Klassenlehrers.

 

Dieses Epochenheft mit all seinen Bildern stammt von Sophia Link (Schülerin der Klasse 5a)

 

An den Wurzeln wirken Erdenkräfte,
Stamm und Stengel heben Wassersäfte,
Spross und Blätter locken leichte Lüfte,
Licht und Wärme weben Blütendüfte.
Alle Sterne und die Sonne neigen
sich in Blätter - Blumenkronen - Reigen,
und des Mondes leuchtend stilles Walten,
formt der runden Früchte Wohlgestalten.

Rudolf Treichler

 

Die Pflanze

In jedem Frühling staunen wir und freuen uns, wenn die Sonne nach der langen Winterzeit die Pflanzen aus der Erde lockt und an den Bäumen die Blüten und Blätter sprießen lässt. Der Sonnenbogen wird von Tag zu Tag größer und Licht und Wärme wecken die Pflanzenkeime aus ihrer Winterruhe und lassen sie wachsen.

Aber allein schafft die Sonne das nicht. So wie wir Menschen die Luft zum Atmen brauchen, so unentbehrlich ist sie auch für die Pflanzen. Auch das Wasser ist für das Gedeihen der Pflanzen wichtig: Regen und Tau benetzen die Blätter und Blüten von oben. Viel mehr Wasser und Nährsalze führt aber die Erde den Pflanzen zu. Sie gibt den Pflanzenwurzeln zudem einen sicheren Halt. Nicht überall schenkt die Erde den Pflanzen das Gleiche: Die Pflanzen verraten uns wie ihr Standort beschaffen ist.

Manche finden wir dort, wo es immer feucht ist und das Wasser nicht recht abfließen kann: Sumpfdotterblume, Schilf, Torfmoos, Reis u.a.. Andere wachsen im Trockenen: Königskerze, Hornklee u.a.

Sie können auch anzeigen, welche Gesteine oder welche Bodenart ihr Standort birgt. Manche lieben Kalkboden, wie die Orchideen. Auf Sandboden finden wir hingegen Kiefern und Heidekraut und auf Lehmböden fühlen sich der Weizen und die Zuckerrübe wohl. So wirken alle vier Elemente zusammen, dass die Pflanzen wachsen und gedeihen.

Schauen wir uns die Pflanzen genau an, was sehen wir? Am meisten fällt uns die leuchtende Blüte auf. Wir sehen auch einen Stengel, Blätter, Früchte und Samen. In der Erde verborgen breiten sich die Wurzeln aus.

 

Die Wurzeln

In verschiedensten Formen erstrecken sich die Wurzeln ins Erdreich: weit verzweigt, zur Rübe verdickt oder als lange, spitze Pfahlwurzel, wie beim Löwenzahn. Die feinen Saugwurzeln wachsen immer fort neu. Sie sind es, die das Wasser und die Nährstoffe aus der feuchten Erde aufnehmen. Wie das Blut den Menschen, durchströmen diese Säfte die Pflanze.

 

Stängel und Blätter

Der Stängel erhebt die Pflanze in den luftigen Raum, dem Licht entgegen und verleiht der Pflanze Halt. Knoten auf Knoten sprießen Blätter hervor, die das Sonnenlicht auffangen. Die Blätterrosette des Löwenzahns sitzt nicht am Stängel, sondern ohne Blattstiel ganz am Boden.

 

Die Blüte

Die Sonnenwärme lässt schließlich eine geheimnisvolle Knospe entstehen. Eines Tages entfaltet sich die leuchtende Blüte, die ihren Duft verströmt. Beim Löwenzahn spießen die Knospen knapp über der Erde. Ein hohler, mit weißem Saft gefüllter Stängel hebt die goldgelben Blütenkörbchen dem Licht entgegen.

 

Früchte und Samen

Die Früchte reifen in der Wärme des Sommers. Auch die geschlossene Blüte des Löwenzahns entfaltet sich eines Tages erneut. Die reifen Fallschirmchen der Pusteblume treten hervor und tragen die Samenkörnchen weit mit dem Wind fort.

 

D'r Löwezoh (auf Schwäbisch, eigene Dichtung von Sophia)

In d‘ Wiese, Äcker, Reine,
wachset kleine grüne Keime.
Guck a mol nah,
des isch nämlich dr‘ berühmte Löwenzoh,
der sich überol durchsetze koh.
D‘ Blätter g'zackt
Wie dr Name scho sagt,
dr Stängel wie a Rohr,
da kommt Milch drin vor,
die Blüte golden wie a Löwemähne,
d'r Samen grau in Silbersträhne.
Pustet mo deftig druf,
so fliegt's heftig uf.
Die Schirmle flieget weit,
so wächst a neues Blüdekleid,
des pflückt die jonge Maid
vor lauter großer Fraid.
Und wenn de mol bisch malad,
dann machsch drauß en Salat.
Dann bischde wieder froh und munter
und springscht Wiese rauf und runter!

Löwenzahn (ein Gedicht von Heinz Ritter)

Am Abend eine Sonne klar,
am Morgen ein Greis mit Silberhaar.
Ein Windhauch bläst sein Leben aus,
entschweben hundert Sterne draus.
Und wo ein Sternlein zur Erde geht,
in goldenen Sonnen es aufersteht.

Vom Bau der Blüte

In der Natur gibt es die verschiedensten Blütenformen. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: Immer sind um den Stempel herum die Staubgefäße, Blütenblätter und Kelchblätter. Manche Blüten haben ihre innere Form dem Insekt nachgebildet, das sie bestäubt.

Die Pilze

Nach einem warmen Septemberregen können wir im dämmrigen Schatten eines Waldes zwischen Moos, nassem Gras oder auf einer verwesenden Pflanze Pilze finden. Oft werden sie von Schnecken oder Käfern besucht.

Viele Pilze bedecken sich mit einem Hut. Nach dem Futter ihres Hutes unterscheiden wir Blätterpilze mit ihren feinen Lamellen (z.B. Champignons, Fliegenpilze, Knollenbätterpilze), Röhrenpilze mit ihrem schwammartigen Futter (z.B. Steinpilze, Rotkappen, Hexenpilze), Leistenpilze (z.B. Pfifferlinge) und schließlich die seltenen Stachelpilze (z.B. Semmelpilze). In diesem Hutfutter bilden sich die Pilzsporen, auch Samenstaub genannt. Nicht durch die lichterfüllte Luft, wie der Blütenstaub der höheren Pflanzen, werden die Sporen getragen. Die winzigen, feinen Körnchen rieseln auf den schattigen Erdboden. Feine Fädchen wachsen daraus hervor und es entsteht ein Fadengeflecht, das so genannte Mycel. Dieses immerzu wachsende Geflecht ist der eigentliche Pilz, der nur zum Reifen der Sporen seine Fruchtkörper aus der Eder streckt.

Pilze können sich nicht wie grüne Pflanzen von Sonnenlicht und Erdenstoffen selbst ernähren. Nur dort, wo andere Pflanzen vermodern oder verrotten, könne sie gedeihen und sich von diesen Stoffen ernähren. Wie Babys müssen sie gefüttert werden. Sie sind Säuglinge unter den Pflanzen.

 

Die Algen (Klassenaufsatz)

Wenn wir in einen alten Brunnen schauen, sehen wir darin lange, dünne Fäden, die Algen genannt werden. Sie können ziemlich verschieden aussehen: grünlich, rötlich, braun. Es gibt sie in Tümpeln, Seen, Bächen, Brunnen und im Meer, wo sie Tang heißen.

Algen haben die verschiedensten Formen. Im Wasser sehen sie sehr schön aus. Wenn sie lange auf dem Trockenen liegen, sehen sie aus wie welker Salat.

Algen haben schon die grüne Farbe der Pflanze, haben aber keinen richtigen Stängel. Sie sind nur Blattgebilde, haben auch keine Wurzeln, sondern eine „Haftscheibe". Algen und Tange ernähren sich vom Sonnenlicht, können sich noch nicht selbst aufrecht halten. Sie brauchen das Wasser, das sie trägt und stützt.

 

Die Flechten

Hoch im Norden, wo die Sonne nicht mehr warm genug scheint, im Gebirge aber auch in Deutschland wachsen an Bäumen, Felsen, Mauern und alten Häusern die Flechten. Sie haben keine Wurzeln, sondern „Haftscheiben", mit denen sie sich am Untergrund festklammern. In den Flechten steckt ein Geheimnis. Wenn man genau schaut, sieht man manchmal, dass ein kleines Fruchtbecherchen herauswächst. Das lässt uns erkennen, dass in der Flechte ein Pilz steckt. Außerdem besteht sie auch aus einer Alge. Die Alge nimmt das Sonnenlicht auf und wandelt es in Nährstoffe um. Sie gibt die Nährstoffe dem Pilz weiter. Der Pilz gibt der Alge Halt. So kann sie lange Trockenheit und extreme Kälte überstehen. Es gibt verschiedene Arten von Flechten:

Die Krustflechten, Blattflechten, Strauchflechten und Bartflechten. Eine Strauchflechte, die Rentierflechte sorgt dafür, dass diese Tier die kalten Zeiten überleben kann.

 

Die Moose (ein Gedicht von Louisa und Yan)

Dort unterm Baum
wie weicher Flaum,
da wächst das Moos grün und braun.
Die Käferlein und Spinnen,
die wohnen gerne drinnen.
Die Wurzeln wie die Fädchen fein,
sind länglich und ganz winzig klein.
Das Moos sitzt gern im feuchten,
die Glühwürmchen drauf leuchten.
In Grüppchen steht das Moos,
immer ist da etwas los.
Das Wasser wird zurückgehalten,
um in trocknen Zeiten es an die Bäume weiterzuleiten.
Und oben auf dem Stängelein, wächst ein kleines Käpselein.
Und nach einiger Zeit
springen die Sporen weit und breit.
Drauß kommt ein Würzelein und Stämmchen,
und es wächst ein neues Pflänzchen.

 

Die Farne

Früher dachte man, dass wenn man Farnsamen findet, man unsichtbar wird. Man sieht den Farn am Rande vom Wald. Unter seinen Blättern sind kleine Körnchen, man sieht sie nur mit dem Mikroskop. Wenn dieses Körnchen zu Boden fällt, wächst ein algenartiges, fingernagelgroßes Pflänzchen, das Vorkeim genannt wird. Daraus wächst dann der eigentliche Stängel. Er wächst erst gerade, dann macht er oben eine Art Schneckengebilde. Das sieht dann aus wie ein Bischofsstab. Die Wurzel von dem Farn steht senkrecht. Der Farn hat einen Blattstiel und Blätter und er kann die Nährstoffe mit den Wurzeln aufnehmen, was das Moos nicht kann. Aber der Farn hat keine Blüten.

 

Weißtanne und Fichte

Wie die übrigen Nadelbäume haben die Fichten und Weißtannen säulenförmig hinaufragende Stämme. Ihre Äste stehen strahlenförmig vom Stamm weg. Könnte man von oben auf die Krone herabsehen, würde man die Form eines Sternes wahrnehmen. Im Gegensatz zu den Laubbäumen behalten sie ihre nadelförmigen Blätter auch im Winter. Zwar haben diese stattlichen Pflanzen auch Blüten, doch sind sie ganz unscheinbar. Zweierlei Zäpfchen können wir im Mai an Tanne und Fichte finden: rötliche Zäpfchen, denen heranwachsende Fruchtblätter verholzen und gelbliche Staubzäpfchen. Ihre geflügelten Samen liegen zu zweit offen zwischen den Zapfen-Schuppen.

Unterscheiden können wir die beiden Tannen, die Weißtanne und die Rottanne oder Fichte schon an der Farbe ihrer Rinde. Wie ihr Name schon sagt leuchtet die raue Rinde der Fichte rötliche braun, dagegen die der Weißtanne silber-grau. Zudem wachsen die spitzen Nadeln der Fichte rund um die Zweige. Ihre Zapfen neigen sich bei der Reife nach unten und wegen ihrer flachen Wurzeln wird sie leicht vom Sturm umgestoßen.

Die Nadeln der Weißtanne stehen sich in einer Fläche gegenüber. Auf ihrer Unterseite haben sie zwei weiße Streifen. Die Zapfen stehen aufrecht und werfen im Herbst die Schuppen mit den Samen zur Erde. Durch ihre kräftige Pfahlwurzel ist sie sturmfest.

 

Die Lilien

Von den Pilzen bis zu den Nadelbäumen sind wir durch das Pflanzenreich emporgestiegen. Wie die Menschenkinder immer mehr dazulernen, bilden die Pflanzen auf jeder Stufe ihre Organe vollkommener und vollständiger aus. Die Lilien nun „können" prächtige Blüten hervorbringen. Ihre Blüten sind einfach, noch ohne Kelchblätter. Sie haben sechs gelbe, weiße oder orangene Blütenblätter, sechs Staubgefäße und in der Mitte einen Stempel. Mit nur einem Keimblatt durchbrechen sie die Erde, sie sind einkeimblättrige Pflanzen. Ihre einfach geformten Blätter haben nebeneinander verlaufende Adern oder Nerven (streifennervige Blätter). Anstelle einer Wurzel haben die meisten Lilien eine Zwiebel. Unten an der Zwiebelscheibe wachsenfeine Würzelchen.

Seit ältesten Zeiten ist die Lilie die Blume der Reinheit und Unschuld.

 

Die Rosen

Die höchste Vollkommenheit erreichen die Pflanzen bei den Rosengewächsen: Ihre Blätter haben weitverzweigte, netzförmige Blätter (netznervige Blätter). Sie keimen mit zwei Keimblättern (zweikeimblättrige Pflanzen). Ihre Blüten sind „fünfstrahlig" ausgebildet und ihre Knospen werden von fünf Kelchblättern umhüllt. Wie den Blüten aller Rosengewächse, liegt auch der Edelrosenblüte ein Fünfstern zugrunde.

Die Rose verbindet sich durch ein kräftiges Wurzelwerk mit der Erde, sie ist das Sinnbild der selbstlosen Güte und Liebe.

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