Spielerische Begegnung auf Augenhöhe

Ein Beitrag von Ralf Gleisberg (Freie Waldorfschule Magdeburg)

Wachstumsschub in der Mittelstufe

In der fünften Klasse wachsen unsere Kinder über sich und uns hinaus. Die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe haben im Hort und in der Ganztagsschule die Gelegenheit, ihre Körpergröße mal eben um 50 bis 70 cm zu verlängern. Gemeinsam haben wir Stelzen gebaut, die wir an den Beinen befestigen. Damit kann man freihändig umher stolzieren und gute Höhenluft schnuppern. 

 

Den Erwachsenen auf den Kopf spucken

Es ist eine ganz neue Perspektive, welche die Kinder jetzt einnehmen. Bisher sind die Lehrer und Erzieher meist größer gewesen als sie. Jetzt schauen die Erwachsenen mal zu ihnen herauf. Die neue Größe hat viele Vorteile. Die sonst so großen Erwachsenen haben sich nämlich ausgedacht dass es, wie bei den meisten Bäumen auf dem Schulgelände, verboten ist auf die Kirschbäume zu klettern. Dank des selbst kreierten Wachstumsschubes sind die leckeren Kirschen jetzt auch ohne Klettern erreichbar.

Kann eigentlich jeder sofort Stelzen laufen?

Es bedarf einiger Übung. Es gibt einige Kinder, die können es tatsächlich auf Anhieb, andere brauchen ein bis zwei Nachmittage der Übung, einige wenige benötigen ein bis zwei Wochen bis sie sich sicher genug fühlen, alleine und ohne Hilfe zu laufen. Es gab noch keinen, der es gar nicht geschafft hat. Und auch als Erwachsener kann man es noch lernen Es ist einfach eine neue Art sich fortzubewegen. Wie damals, als wir noch gekrabbelt sind und laufen gelernt haben. Und wenn man es einmal kann, dann verlernt man es nicht, wie beim Fahrradfahren.

Auf Stelzen zu laufen, erfordert und schult Gleichgewicht, Körpergefühl und Selbstvertrauen. Besonders während der Lernphase ist eine hohe innere Wachheit gefragt. Es ist wichtig, gleichzeitig sowohl mit Ruhe und Gelassenheit, als auch mit Körperspannung und Konzentration zu arbeiten. Es geht um die Balance beider Qualitäten.

Im Falle eines Falles ist richtiges Fallen alles!

„Das ist doch gefährlich! Da kann man sich ja sonst was brechen!" Solche Bedenken hören wir eher von den Erwachsen als von den Kindern. Ja, es ist furchtbar gefährlich. Man kann sich bei einem Sturz tatsächlich verletzen. Es kann alles Mögliche passieren, genau wie beim Fahrradfahren oder beim Straße überqueren.

Deshalb üben wir nicht nur das Laufen sondern auch das Fallen. Jedes Kind muss, bevor es ganz alleine loslaufen darf, den sogenannten Falltest absolvieren. Einmal kontrolliert auf den Knien landen. Diese sind durch Knieschoner geschützt und es sind jene Körperteile, die dem Boden schon am nächsten sind. Wir streben natürlich an, auf den Stelzen immer aufrecht zu bleiben. Sollte man aber doch einmal stolpern, dann wissen wir: Die Knie müssen zuerst aufkommen, dass minimiert die Ver-letzungsgefahr. Es gab bei allen unseren Stelzenaktionen noch keinerlei ernsthafte Verletzungen.