Durch das Jahr - Jahreslauf und Feste im Kindergarten

Ein Beitrag von Rita Pätzold (Waldorfkindergarten Heilbronn)

Erleben des Jahreslaufs

Im Laufe meiner langen Kindergärtnerinnenzeit ist für mich das bewusste Erleben der Jahreszeiten und der dazu gehörigen Jahresfeste etwas ganz Wesentliches geworden. Ich freue mich auf die äußere Gestaltung der Feste, aber auch auf die inneren Prozesse, die mehr unsichtbar ablaufen, meine Arbeit aber sehr tragen. Jedes Jahr erlebe ich das neu und merke, wie es sich immer mehr vertieft und an Bedeutung gewinnt.

Bei den Kindern hinterlässt das intensive Erleben des Jahreslaufs einen tiefen Eindruck. Es ist Nahrung für die Kinderseele. Und das ist etwas Wesentliches. Wenn wir Erwachsene uns an unsere Kindheit erinnern, wird es uns ganz warm, wenn wir uns zum Beispiel an ein Feuer in der Laternenzeit, langes Aufbleiben oder an ausgedehnte Ausflüge im Sommer erinnern. Sinnliche Erlebnisse sind es, die den Schatz unserer Kindheit ausmachen. Das kann ein Gemeinschaftserlebnis sein, aber auch ein inniges Vertieftsein in ein kleines, unscheinbares Detail, wo uns eine Ahnung von den großen Zusammenhängen überkommt.

Irgendwann ist es mir bewusst geworden, dass das Erleben der Jahreszeiten mich und die Kinder mehr ins Hier und Jetzt bringt.

Wenn zum Beispiel im Kindergarten das Fingerspiel vom „Blatt am Baum" gezeigt wird, erleben Kinder plötzlich ganz anders, wie die Blätter draußen schweben, tanzen und zur Erde trudeln. So ist es auch im Frühjahr, wenn wir das Pflanzenwachstum begleiten.

Wir freuen uns an den ersten Schneeglöckchen, wir lieben die Wärme des Sommers und die Pracht des Herbstlaubes, mögen graue und nebelige Novembertage nicht so sehr - das Jahreszeitengeschehen umgibt uns wie die Luft zum Atmen, ist immer präsent und dem Kind sehr nah. Da ist viel zu sehen, zu hören, zu schmecken und zu riechen, auch ist ein immer währender Wandel im Wachsen und Vergehen der Pflanzen zu beobachten. - Geschichten, Lieder, Verse und Fingerspiele und viele Tätigkeiten lassen sich den Jahreszeiten zuordnen und geben dem Kindergartenjahr Rhythmus und Struktur. Schön ist es, wenn die Dinge im nächsten Jahr wiederkehren und schon vertraut sind! Das kann helfen eine Grundsicherheit im Leben des Kindes aufzubauen. Kinder sind „Frischlinge" in diesem Erdenleben und müssen sich noch in viele Prozesse einfinden und einleben. Auch haben sie noch kein Gefühl von Zeitfolgen wie den Jahreslauf. Jedes Jahr kehren die Pflanzen, die Wetter- und Temperaturbedingungen wieder, werden erneut erlebt und vertieft.

Nicht nur für das Kind ist es wohltuend, tiefer in das Jahreszeitengeschehen einzutauchen, auch für den Erwachsenen bringt das heilsame Impulse. Wir können erleben: Wir sind hier auf dieser Erde zuhause!

Gleichzeitig war es niemals wichtiger als in unserer jetzigen Zeit, ein besseres Verständnis für Natur und Umwelt zu entwickeln. Das erste Zeichen unserer Liebe ist immer die Zuwendung. So ist das Leben mit dem Jahreslauf immer ein Nehmen und Geben.

 

Feste im Jahreslauf

Verbunden mit dem Jahreslauf und seinem Naturgeschehen sind die Feste. Ein Fest gibt Nahrung für Leib, Seele und Geist. Für Kinder muss es anders gestaltet sein als für uns Erwachsene. Es muss an etwas anknüpfen, was dem Kind vertraut ist und gleichzeitig ein Glanzlicht auf den Alltag setzen. Ein Fest hat eine Vorbereitungszeit, einen Höhepunkt und einen Nachklang. Auf ein Fest muss man sich freuen können!

Immer wieder überrascht mich z.B. die Begeisterung der Kinder für das Michaelifest. Das lebt so nur in den Waldorfeinrichtungen und weniger in den Elternhäusern. Aber immer wieder neue Kindergenerationen wollen zusammen mit St. Georg und der Hilfe des Erzengels Michael den Drachen be-siegen und die Königstochter befreien. Sie lieben St. Michael und wollen gern „Kämpfer für das Gute" sein. Eine große Sehnsucht nach Wahrbildern lebt in den Kinderherzen. -

Die Feste stehen zum Beginn einer neuen Jahreszeit oder zum Abschluss und greifen auf, was in der Natur lebt. Die christlichen Jahresfeste stellen noch ein geistiges Prinzip dazu. So feiern wir Ostern - die Auferstehung - als Erneuerung des Lebens. Die Natur erwacht wieder. Weihnachten feiern wir, wenn die Nacht am längsten währt. Wir wenden uns in dieser Dunkelheit dem inneren Licht zu.

Das ist etwas ganz Besonders im Waldorfkindergarten - die tiefe Verbindung der christlichen Jahresfeste mit dem Naturgeschehen. Dazu hat uns Rudolf Steiner viele Anregungen gegeben. Zu den Jahresfesten sagt er beispielsweise, dass sie „Knotenpunkte des Jahres" sind, „die uns mit dem Geiste des Alls verknüpfen ".

 

Durch das Jahr

Ein Jahr braucht es, bis es wieder die gleichen Lichtverhältnisse, die gleichen Temperaturen und den gleichen Stand der Erde zur Sonne gibt und damit auch das gleiche Pflanzenwachstum wieder erscheint. Dieses Erdenjahr könnte man mit einem großen Atemzug vergleichen - im Sommer ist es ein Ausatmen mit dem Höhepunkt zu Johanni und im Winter ein Einatmen. Hier ist der Höhepunkt zu Weihnachten. Im Sommer, zu Johanni, haben wir das meiste Licht - der Tag ist ganz lang und die Sonne auf ihrem Höhepunkt. Hier feiern wir das Sommersonnenwendfest als Naturfest und kurz darauf Johanni als geistiges Fest. Im Winter, in der Weihnachtszeit, ist die Dunkelheit am größten und die Nacht am längsten. Im gleichen Abstand wie im Sommer folgt nun auf die Wintersonnenwende das Weihnachtsfest.

Genau zwischen diesen Festen ist die Osterzeit im Frühling und als Gegenüber im Herbst die Michaelizeit. Johanni und Michaeli sind wie Weihnachten christliche Feste, die aber im Brauchtum nicht so bekannt sind oder verloren gegangen sind.

Zum Anfang der Herbstzeit feiern wir Erntedank und Michaeli. In dieser Zeit wird die Ernte eingebracht, die uns Menschen im Winter ernährt. Die Wachstumsprozesse des Sommers sind in Reifungsprozesse des Spätsommers übergegangen. Jetzt können die Menschen ernten. Mit dem Erntedankfest ist die Dankbarkeit gegenüber der Natur verbunden, die uns ernährt und erhält.
Zu dem Erntedankfest im Äußeren kommt noch ein inneres Fest hinzu, ein geistiges Fest, Michaeli.

Michaeli feiern bedeutet gewissermaßen auch, die Ernte einzufahren. Die Lichtkräfte des Sommers müssen zu inneren Kräften verwandelt werden, die uns helfen die Dunkelheit des Winters zu überstehen. Dazu brauchen wir Mut und Wachheit. Für uns Erwachsene bedeutet das, Bewusstseinskräfte zu entwickeln. Als Symbol steht auf dieser Schwelle - wir haben jetzt Tag-und Nachtgleiche - der Kampf mit dem Drachen. Dieser Drachenkampf taucht bei uns im Kindergarten in Spielen, Liedern, im Reigen und im Tischpuppenspiel auf.

In der Natur finden nun die Sterbeprozesse statt. Man könnte es als ein Entwerden beschreiben, alles zieht sich zurück ins Erdinnere. Wir erzählen jetzt die Geschichte vom „Herbstmanderl", das dem Herbst zur Hand geht und die Blätter bunt färbt. Alles flammt noch einmal in einer unglaublichen Farbenpracht auf, ehe im November Regen, Kälte und der erste Frost das Pflanzenwachstum endgültig zum Verstummen bringen. Die Tiere suchen nun ihre Winterhöhlen auf, auf der Erdoberfläche wird es still. Die Natur begibt sich in einen Schlaf - alles ist wie eingeatmet. Wenn die äußere Natur sich zurückgezogen hat, uns wie uns selbst überlassen hat, sind wir aufgerufen das innere Licht immer heller werden zu lassen.

Im Kindergarten beginnt jetzt die Laternenzeit - wir tragen unser Licht nach draußen zu den Tieren und in die dunkle Welt. Es wird im Kindergarten karg. Dann bereiten wir uns auf den Advent - das Warten auf Weihachten - vor. Mit dem Adventsgärtlein, das am 1. Advent gefeiert wird, gehen wir auf das Weihnachtslicht zu. Es ist eine Einstimmung. In der Mitte einer Spirale leuchtet eine große Kerze. Diese steht für das Christuslicht, für das Licht in unserem eigenen Herzen. Die Kinder gehen auf dieses Licht zu, zünden ihr kleines Apfellicht an der großen Kerze an und stellen es auf die Spirale aus Tannen und Moos. Zunächst ist es ganz dunkel im Raum. Dann wird es immer heller, bis die ganze Spirale erstrahlt. Zum Schluss trägt jeder sein angezündetes Licht durch die dunkle Nacht mit nach Hause.

In der allergrößten Dunkelheit feiern wir dann die Ankunft des Christkindes! Es kommt jedes Jahr zur Welt, um uns daran zu erinnern, dass wir uns mit den Lichtes- und Liebeskräften, unseren eigenen Kindheitskräften, immer wieder neu verbinden können. Für die Kinder ist es ein großes und wichtiges Fest!

Im Kindergarten machen wir uns zusammen mit den Hirten auf, dem Christkind zu begegnen und ihm unsere Gaben zu bringen. Der Engel weist den Weg und hütet das Kind. Mit Ochs und Esel wärmen wir zusammen das Christkind und tanzen froh mit den Hirten um die Krippe.

Im Januar ist dann die größte Dunkelheit vorüber. Jetzt begehen wir die Drei-Königs-Zeit, eine wahrhaftig königliche Zeit! Es macht den Kindern viel Freude, auch König zu sein und dem Christuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe zu bringen. Es ist nun eine ganz andere Stimmung als vor Weihnachten! Die Kinder lieben das Würdevolle der Könige. Noch lange spielen sie die Geschichte von Maria und Joseph und dem Christkind. Am 2. Februar ist Maria-Lichtmess. Das ist das eigentliche Ende der Weihnachtszeit.

Im Februar steigen die Säfte der Pflanzen wieder - wir feiern in der Faschingszeit ein ausgelassenes „Erdgramselfest". Die Zwerge schaffen dann schon tüchtig unter der Erde, damit es oben auf der Erde wieder Frühling werden kann. Hier haben die wieder erwachenden Kräfte, Fröhlichkeit und Ausgelassenheit ihren Platz.

Ganz langsam fängt nun das Wachstum auf der Erde an sichtbar zu werden. Es zeigen sich erste Blättchen am niedrigen Gebüsch. Alles ist sehr zart und ganz frisch. In diese Zeit fällt das Osterfest. Mit dem Auftauchen des Osterhasen und dem Ostereiersuchen wird das neu erwachende Leben begrüßt.

Pfingsten ist da ganz anders. Alles blüht und prangt in großer Pracht. Es ist wonniglich, draußen zu sein, und die Bäume sind nun wieder grün. Die Natur ist erwacht und atmet aus. Die Lerche schwingt sich in die Luft und tiriliert, alles vibriert voller Lebendigkeit. Eng mit dem Pfingstfest sind die Vögel verbunden, die nun allgegenwärtig sind.

Dieses drängende, volle Wachstum hält bis Johanni an, um dann in Reifen überzugehen. Jetzt finden alle Feste draußen statt. So muss unser Sommerfest natürlich im Garten stattfinden. Die Feuerbälle fliegen hoch in die Luft und auch das Sonnenwendfeuer hat hier seinen Platz. Wir sind viel im Wald und machen gerne Ausflüge.

Und dann verabschieden wir die Schulkinder. Alle gehen wir in die Sommerferien, verstreuen uns in alle Winde, um im September wieder zusammen zu kommen und das neue Kindergartenjahr mit frischer Kraft zu beginnen.

 

Erleben des Jahreslaufs in der Natur draußen

Ganz kann man den Verlauf und den Wechsel der Jahreszeiten nur draußen erleben. Draußen sein ist für Kinder so wohltuend, weil sie die Natur mit allen Sinnen erleben. Im Garten ist viel zu beobachten. Das Wachsen der Pflanzen, die Veränderung der Bäume und die vielen kleinen Tiere, die Kinder immer entdecken.

In unserem Garten wachsen im Frühling die Tulpen und Osterglocken, die wir im Herbst in die Erde gesteckt haben. Im Sommer reifen Erdbeeren, Johannisbeeren und die Äpfel sind schon grün. Die Kinder halten es kaum aus zu warten bis die Johannisbeeren reif sind. Grün schmecken sie doch auch! Im Herbst ernten wir die reifen Äpfel für den Apfelsaft und freuen uns über die Walnüsse am Baum.

Auch den Unterschied der Temperaturen erlebt man draußen. Wir ziehen uns im Sommer ganz anders an als im Winter! Wenn es dann mal schneit, ist die Freude groß.

Für die bewegungsfreudigen Kinder ist der Waldtag eine Wohltat. Selten erlebe ich die Kinder so fröhlich und ausgeglichen wie im Wald. Der Wald verzaubert die Kinder und gibt ihnen alles, was sie brauchen. Wie anderes sieht der Wald im Frühling wie im Herbst aus, wie anders riecht es, wie anders ist ein Sonnentag im Frühling und ein Windtag im Herbst! So viel gibt es zu staunen und zu erleben. Man kann rennen, sich frei bewegen, auch verweilen und ganz ins Naturgeschehen eintauchen.

 

Gestaltung im Haus - der Jahreszeitentisch

Wir holen dieses Jahreszeitengeschehen zu uns in den Kindergarten herein durch die Lieder, Fingerspiele, Geschichten, aber auch durch die Gestaltung des Raumes und des Jahreszeitentisches.

Der Jahreszeitentisch spiegelt die jeweilige Jahreszeit wieder durch die Farben der Stoffe und Tücher, durch den Blumenschmuck, die Kunstdrucke, besondere Kerzen und andere Gegenstände. Auch bringen die Kinder kleine Dinge mit, die dann unseren Jahreszeitentisch bereichern dürfen.

In der Erntezeit haben wir einen goldgelben Untergrund und eine Kornähre als Mittelpunkt. Bilder von der Ernte und ein kleiner Erntewagen mit Bauer und Pferd schmücken den Tisch.

Zu Michaeli liegt das goldene Schwert auf dem Tisch, der Helm und ein Bild vom Erzengel Michael ist zu sehen. Auf dem goldgelben Tuch liegt jetzt noch ein rotes Tuch. In der Laternenzeit, jetzt herrscht die Farbe Lila oder Braun vor, ist hier ein Bild von St. Martin zu sehen, daneben stehen die Laternen. Hinterher kommen die Zwerge in ihren Höhlen und trockenes, raschelndes Laub.

Am Anfang der Adventzeit steht das Adventsgärtlein. Eine Spirale aus Tannen und Moos liegt auf der Erde. Geschmückt mit Edelsteinen, goldenen Sternen und Rosen. Am Berg in der Mitte steht eine einzelne Lilie. Hier leuchtet zum ersten Mal die Lichterfülle der Weihnachtszeit auf.

Den ganzen Dezember steht die Hirtenkrippe auf dem Jahreszeitentisch. Das ist ein bewegliches Bild. Im Moos und zwischen den Tannenbäumchen tut sich immer etwas Geheimnisvolles, und Maria, Joseph und das Eselchen ziehen zur Krippe. Gleichzeitig steigt das Christkind die Himmelsleiter immer ein Stückchen weiter hinunter. Am Schluss sind alle im Stall angekommen und eine Rose liegt in der Krippe. Es ist ja noch nicht Weihnachten! Die Farbgestaltung im Raum ist dunkles Blau. Das ist die Farbe des Winterhimmels und der Nacht. Auch der Mantel der Maria ist dunkelblau.

Zur Weihnachtsfeier ist die Festtagstafel weiß und golden geschmückt. Ein wenig feiern wir schon das Weihnachtsfest mit seiner großen Lichterfülle vorweg.

Im Januar bringen dann noch die Heiligen Drei Könige dem Christkind ihre Gaben und ziehen wieder weiter. Die Grundfarbe der Dreikönigskrippe ist hellblau und weiß. Den Tisch schmücken Kristalle. Es ist Winterszeit.

Dann kommt die fröhliche und bunte Faschingszeit. Jetzt steht auf dem Jahreszeitentisch ein Strauß mit Weidenkätzchen und ein winterhellblaues Tuch liegt auf dem Tisch. Bevor ein zartes Hellgrün für die Frühlingszeit auf dem Jahreszeitentisch zu sehen ist, kommt oft noch das dunkle Braun - so wie die wartende Erde sich zeigt, bevor alles zu wachsen anfängt.

Dann begrüßen wir den Frühling mit den ersten Frühlingsblumen und erwarten Ostern. Auf das grüne Tuch kommt ein rotes Tuch. Grün für die erwachende Natur und Rot für die Farbe der Liebe und des Blutes. Das sind auch die Farben des Osterschälchens - das rote Ei in dem sprossenden Grün. Häschen und Schnecke haben auch ihren Platz in dieser Zeit. Als Blu-menschmuck läuten die Osterglocken den Frühling ein.

Pfingsten ist lieblich von der Farbgebung, zum Grün kommt Rosa hinzu. Eine Fülle von Blumen schmückt nun wieder unseren Gruppenraum und den Jahreszeitentisch. Als Symbol taucht die Taube auf und am Fest selbst ist auch noch die Farbe Weiß vertreten.

Zu Johanni gehört ein leuchtendes Sonnengelb und Rot und Orange für das Feuer darf auch dabei sein. Die Johannikerze ist eine Bienenwachskerze. Blumen sind wie beim Weihnachtsfest die Lilie und die Rose. Johanni steht dem Weihnachtsfest im Jahreslauf genau gegenüber.

Abgeschlossen wird das Kindergartenjahr durch die Verabschiedung der ausscheidenden Kinder. Das ist wieder farbenprächtig und bunt. Jedes Kind hat eine Kerze beklebt, bekommt eine goldene Krone und ein geheimnisvolles Geschenk. Ich bringe meine alte Fibel mit, mit der ich als Kind das Lesen gelernt habe. Die schmückt auch unseren Jahreszeitentisch und ist Symbol für das Kommende.

Jede Jahreszeit hat eine eigene Gestaltung und der Raum verändert sich sehr. Am beeindruckendsten ist das immer zum Anfang der Adventszeit, wenn überall das Dunkelblau auftaucht, meist verbunden mit dem Duft frischer Tannen! Das löst ganz starke Gefühle aus. Für mich fängt dann immer die Weihnachtszeit an und ich kann gar nicht glauben, dass es schon wieder soweit ist! Das dunkle Blau gibt eine ganz starke Hülle.

Im Januar ist es so wunderbar, wenn alles wieder hell ist. So etwas von Kristallklarheit liegt dann in der Luft. Es ist immer wieder beeindruckend, wie stark die Farbgebung im Raum auf uns alle wirkt.

Dieses intensive Erleben der Jahreszeiten ist hilfreich sich mit „Mutter Erde" zu verbinden. Jedes Jahr können wir wieder erleben, dass die Erde uns trägt und der Jahreslauf ihr buntes Kleid ist. Als Kinderreim klingt das dann vielleicht so (von einem unbekannten Verfasser):

 

DAS JAHR

Es kommt das Jahr mit festem Tritt
und bringt uns etwas Gutes mit.
In jedem Monat, das bedenk'
Hat's für uns alle ein Geschenk.
Im ersten zarte Schneeflöckchen,
im zweiten weiße Schneeglöckchen.
Im dritten sprießende Gräschen,
im vierten hüpfende Häschen.
Im fünften fleißige Lieschen,
im sechsten rote Radieschen.
Im siebten blühende Rosen,
im achten gelbe Mimosen.
Im neunten bläuliche Beeren,
im zehnten reifende Ähren.
Im elften nussbraune Kerne,
im zwölften goldene Sterne.

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